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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Jahre in diesem Zimmer gewohnt hatten. Der Raum selbst veränderte sich alle paar Jahre. Es war, als hätte ich eine Zeitreise angetreten, oder als würde ich einen Film sehen, den ein Wahnsinniger zusammengeschnitten hatte.
    Für einen Augenblick erkannte ich auch Olga Lopatin, und dann ein kleines Mädchen, das rasch größer wurde und immer mehr die Züge Tanjas annahm. Dann verblaßten die Bilder, und ich kehrte in die Gegenwart zurück. Das alles konnte nur wenige Minuten gedauert haben. Ich rieb mir die Augen und griff nach dem Weinglas. Die unbestimmbare Drohung, die von diesem Zimmer ausgegangen war, verschwand langsam, und ich begann mich zu entspannen.
    »Ich habe dich gesehen«, sagte ich leise, »als kleines Mädchen – hier in diesem Zimmer. Und Olga Lopatin war bei dir.«
    »Das ist unmöglich.« Tanja lachte.
    Ich beschloß, einen Schuß ins Blaue abzufeuern. »Du bist die Tochter des Grafen, die dem Wijsch geopfert werden sollte.«
    Sie reagierte überhaupt nicht, sondern nippte an ihrem Glas. »Wir werden ein herrliches Leben führen«, sagte sie zu meiner größten Überraschung. Sie stellte das Glas ab, schlang ihren rechten Arm um meine Schultern und rutschte näher. Ihr warmer Atem strich über meine Wangen, und ihre Lippen preßten sich sanft auf die meinen.
    Ich wollte sie zurückstoßen, doch etwas hielt mich davon ab. Ich fühlte mich wie verzaubert. Sie verstärkte den Druck ihrer Lippen, und ich zog sie an mich. Ihre Finger wühlten in meinem Haar, und plötzlich saß sie auf meinen Knien. Die Zeit schien stillzustehen. Es konnte Minuten oder Stunden her sein, seit ich mit Tanja in dem breiten Himmelbett lag. Wir hatten uns geliebt, anfangs scheu und zärtlich, doch später hatten mich ihre fordernden, heftigen Bewegungen mitgerissen. Jetzt lag sie eng an mich geschmiegt da. Ich spürte ihren glühenden Körper mit den festen Brüsten und den weichen Schenkeln. Ihr schönes Gesicht war entspannt. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete regelmäßig.
    Ich strich über ihr Haar, und sie bewegte sich leicht. Dann berührte ich den silbernen Stirnreifen, den sie nicht abgenommen hatte. Ich versuchte den Reifen abzunehmen, doch er saß zu fest. Fast hatte ich den Eindruck, als wäre er mit ihrem Kopf auf magische Weise verbunden.
    Tanja öffnete die Augen, lächelte mich an und küßte mich sanft auf die Lippen. »Hat es dir gefallen, Liebling?«
    Ich nickte. Es war die Wahrheit.
    »Ich bin froh, daß ich dich gefunden habe«, sagte sie leise. »Du bist ein wahres Gottesgeschenk für mich. Ich muß das Leben genießen, es auskosten, denn ich weiß nicht, wie lange es noch dauern wird.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich bin eine Gefangene«, flüsterte sie. »Ich kann meinem Schicksal nicht entgehen. Außerdem war ich zu lange tot. Deshalb weiß ich das Leben zu schätzen.«
    War sie tatsächlich die Tochter des Grafen, die geopfert und vom Monster gefangengehalten wurde? Der Alte hatte behauptet, daß die Höhlenlabyrinthe zugeschüttet wurden, in denen angeblich der Wijsch gehaust hatte. Aber die Grafentochter mußte schon lange tot sein. Oder war es dem Wijsch gelungen, sie wieder zum Leben zu erwecken? Alles schien darauf hinzuweisen. Aber mir kamen diese Theorien zu gewagt vor.
    Ich öffnete den Mund zu einer Frage, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen.
    »Keine Fragen, Liebling. Ich habe schon zuviel erzählt. Wir werden die Zeit genießen, die uns noch bleibt. Alles kann in wenigen Tagen vorbei sein. Wenn ich den Ruf höre, dann muß ich folgen. Ich kann mich nicht dagegen auflehnen. Der Ruf ist stärker.«
    Das konnte eigentlich nur bedeuten, daß der Wijsch mit ihr telepathisch in Verbindung treten konnte. Ich würde sie nicht aus den Augen lassen. Vielleicht führte sie mich zu dem Monster – falls es tatsächlich existierte, was ich noch immer nicht glauben konnte.
    Sie küßte mich wieder, dann schlug sie die Decke zurück, sprang aus dem Bett, griff nach ihrem Pullover und zog sich rasch an. Ich folgte ihrem Beispiel. Wir verließen das Zimmer. Tanja lachte und lief vor mir her. Ich folgte ihr.
    »Versuch mich zu fangen!« rief sie und warf mir einen raschen Blick zu.
    Ich hatte eigentlich nicht viel für solche kindischen Spiele übrig; die hatte ich schon als Kind nicht gemocht. Ich rannte ihr nach, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte sie nicht erwischen. Sie lief immer rascher. Die wilde Jagd ging durch breite Korridore und über schmale Treppen, mal

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