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028 - Das Monster und die Schöne

028 - Das Monster und die Schöne

Titel: 028 - Das Monster und die Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Kehle und drückte zu. Mir blieb keine andere Wahl. Ich riß die Pistole hoch, entsicherte sie und zog durch. Die Mündungsflamme versengte den Mantel des Mannes, doch die Kugel ging durch ihn hindurch, als würde er aus Luft bestehen. Der Mann verstärkte den Druck seiner Hände, und es wurde schwarz vor meinen Augen. Ich japste nach Luft und brach halb bewußtlos zusammen. Der Griff der Hände lockerte sich. Ich wälzte mich herum und richtete mich langsam wieder auf.
    Ich lag allein in der Diele. Die Haustür stand sperrangelweit offen. Von draußen klang das erregte Brüllen der Menge herein.
    Ich lud die Pistole nach und torkelte durch die Diele. In der Haustür blieb ich stehen. Der Platz war voll mit Menschen, die alle um die Statue herumstanden. Einige hielten Fackeln in den Händen.
    »Gebt dem Wijsch das auserwählte Opfer!«
    Ich trat auf den Platz und hielt mich im Schatten. Gegen diese Menge hatte ich keine Chance. Ich mußte fliehen. Ich drückte mich gegen die Hauswand und schlich nach rechts. Endlich hatte ich die schmale Gasse erreicht, die zu Tanjas Haus führte. Noch einmal wandte ich den Kopf um. Tanja lag nackt unterhalb der Statue. Ihre Gesichtszüge wirkten angespannt. Einige Männer rissen Petropov die Kleider vom Leib.
    Ich hatte genug gesehen. Rasch lief ich die schmale Gasse entlang. Nach einigen Minuten wurde das Heulen und Toben der Menge leiser, dann war es still.
    Irgendwie bewunderte ich Petropov. Er hatte sein Schicksal mit Fassung getragen. Ich wußte nicht, wie ich mich an seiner Stelle verhalten hätte. Sicherlich nicht so ruhig.
    Es mußte kurz nach neunzehn Uhr sein. Ich hatte noch fünf Stunden Zeit, bis ich Kiwibin treffen sollte. Tanja war im Augenblick beschäftigt. Es war gefahrlos, wenn ich vorerst in ihrem Haus blieb.

    Ich hatte mich nicht geirrt. Es war kurz nach sieben, als ich in Tanjas Küche trat; über dem Ofen hing eine altmodische Uhr. Ich holte die Flasche Wodka aus dem Schrank, ging ins große Wohnzimmer, öffnete sie und trank einen kräftigen Schluck.
    Um elf Uhr hatte ich die Flasche ausgetrunken und die Zigarettenpackung leer geraucht. Tanja war nicht zurückgekommen. Ich wartete noch eine Viertelstunde, schlüpfte dann in die Stiefel und den Mantel und verließ das Haus. Den Mantelkragen stellte ich auf und die Kappe zog ich tiefer in die Stirn.
    Es schneite stark. Ich konnte kaum etwas erkennen. Bei jedem Schritt versank ich bis zu den Waden im Neuschnee. Ich wandte mich nach rechts und ging langsam. Nach einigen Minuten hatte ich den kleinen Weg gefunden, der zum Wäldchen führte. Der Schneefall war stärker geworden. Als ich den Wald hinter mich gebracht hatte, blieb ich stehen. Die ganze Welt schien im Schnee zu ertrinken. Ich zählte meine Schritte, bis ich schließlich die Umrisse einiger Bäume erblickte. Das mußte der Treffpunkt sein. Ich näherte mich rasch. Es waren fünf tiefverschneite Tannen. Ich stellte mich unter einen Baum und schüttelte den Schnee vom Mantel und der Kappe. Es konnte nicht mehr viel bis Mitternacht fehlen. Hoffentlich kam Kiwibin tatsächlich. Vielleicht hielt ihn das schlechte Wetter auf?
    Einige Zeit blieb ich ruhig stehen, doch dann wurde mir zu kalt; ich ging auf und ab. Plötzlich zuckte ich zusammen.
    »Petropov?« hörte ich eine tiefe Stimme. »Wo stecken Sie, Petropov?«
    »Hier!« sagte ich laut.
    Eine dunkle Gestalt tauchte auf, die rasch näher kam. Nach den Bewegungen zu schließen, mußte die Gestalt auf Skiern stehen. »Tut mir leid, daß ich mich verspätet habe, Petropov«, sagte der Mann. »Aber bei diesem Sauwetter ist …«
    »Ich bin nicht Petropov, Kiwibin«, sagte ich auf Englisch.
    »Hunter?«
    »Ja.«
    Er fing sich schnell. »Ich kann mir lebhaft vorstellen, daß Sie eine gewaltige Wut auf mich haben, Hunter, aber ich werde Ihnen alles erklären.«
    »Das will ich auch hoffen.«
    »Wo ist Petropov?«
    »Er wurde dem Wijsch geopfert. Ich wollte ihm helfen, doch es war nicht möglich.«
    »Tut mir leid«, sagte Kiwibin leise und kam näher. »Er war ein guter Mann.«
    »Sparen Sie sich Ihr Mitleid auf!« sagte ich wütend. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen; es war zu dunkel, und der Schnee fiel zu dicht. »Ich will endlich wissen, was hier gespielt wird. Wer sind Sie, Kiwibin?«
    »Das können Sie sich doch denken, oder?«
    »Ich nehme an, daß Sie vom russischen Geheimdienst sind.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Ich werde Ihnen alles erklären, Hunter. Wie Sie wissen, funktioniert unser

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