028 - Das Monster und die Schöne
ist ebenfalls nichts herausgekommen. Einige Male hat sie sich in Luft aufgelöst, um wenige Stunden später wieder aufzutauchen. Probieren Sie es weiter, Hunter! Es muß Ihnen gelingen, von Tanja Informationen zu erhalten.«
»Davon verspreche ich mir nicht allzuviel. Lassen Sie lieber das Dorf evakuieren und schmeißen Sie ein paar Bomben auf das Höhlenlabyrinth.«
»An diese Möglichkeit haben wir auch schon gedacht. Aber was für eine Garantie haben wir, daß das Monster auch getötet wird?«
»Vielleicht ist Tanja der Wijsch?« Ich überlegte. »Was ich nicht verstehe, ist, daß die Dorfbewohner nicht einfach fliehen. Sie lassen es ruhig zu, daß immer wieder Leute aus ihrer Mitte geopfert werden.«
Kiwibin nickte. »Wir befürchten, daß das Monster so lange hierbleiben wird, bis es alle Dorfbewohner zu seinen Opfern gemacht hat. Dann wird es weiterziehen. Wir wissen nicht, wie mächtig dieser Wijsch ist, über welche Fähigkeiten er verfügt, aber wir müssen ihn erwischen, bevor er noch mehr Unheil stiftet.«
»Ich habe Sie gestern gesehen, Kiwibin. Ich bin einem jungen Mann gefolgt, der in einer Höhle verschwunden ist. Dann hat man mich betäubt. Stecken Sie dahinter?«
»Nein. Damit hatte ich nichts zu tun. Ich wußte von Petropov, daß der Junge geopfert worden war. Die Opfer verschwinden danach für einige Zeit, tauchen aber wieder auf und gehen zu der Höhle. Ich wollte dem Jungen folgen, doch ich verlor seine Spur. Die Höhle ist nur etwa fünfhundert Meter lang. Ein schmaler Schlauch. Es muß irgendeine Geheimtür geben, die wir bis jetzt noch nicht gefunden haben, obwohl wir jeden Zentimeter absuchten. Haben Sie irgendwelche Vorschläge, Hunter?«
»Ich werde mir alles nochmals durch den Kopf gehen lassen. Außerdem will ich versuchen, Tanja auszuhorchen, obwohl ich mir keine großen Hoffnungen mache. Treffen wir uns morgen wieder hier? Mittags?«
»Einverstanden.«
»Ich habe Petropovs Pistole. Außerdem brauche ich noch eine Uhr und eine Taschenlampe. Und mein Amulett hätte ich auch gern zurück.«
»Eine Uhr und eine Taschenlampe kann ich Ihnen sofort geben. Das Amulett habe ich nicht bei mir.«
Es schneite nicht mehr. Kiwibin machte seine Armbanduhr ab und reichte sie mir. Ich steckte sie in die Manteltasche und nahm eine dünne Bleistiftlampe entgegen, die ich kurz aufleuchten ließ.
»Bis morgen, Kiwibin!« sagte ich und drehte mich um.
»Viel Glück!« rief er mir nach.
Gedankenversunken ging ich den schmalen Weg zurück, durchquerte das Wäldchen und blieb vor Tanjas Haus stehen. Dort zog ich die Uhr aus der Tasche und knipste die Taschenlampe an. Es war kurz vor eins. Ich öffnete die Eingangstür, trat rasch ein, klopfte den Schnee vom Mantel und ging ins große Zimmer.
Tanja war noch nicht zurückgekehrt, was mir nur recht war. Ich setzte mich an den Tisch und dachte nach. Es war keine besondere Überraschung gewesen, daß Kiwibin sich als Mitglied des Geheimdienstes entpuppt hatte. Damit hatte ich nach Petropovs Bericht gerechnet. Das Gespräch hatte jedenfalls nichts wesentlich Neues für mich gebracht.
Nur eines war bemerkenswert: Tanja war erst vor einem halben Jahr aufgetaucht und zur gleichen Zeit hatten die seltsamen Vorfälle eingesetzt. Für mich stand fest, daß Tanja die Tochter des Grafens war, der sie vor zweihundert Jahren dem Monster geopfert hatte. Aber wie genau hingen die Ereignisse zusammen? Auf diese Frage konnte nur sie mir eine Antwort geben.
Die Tür wurde geöffnet, und Tanja kam lächelnd auf mich zu. Sie ließ den Mantel achtlos zu Boden fallen und blieb vor mir stehen. Sie trug jetzt eine einfache weiße Bluse und einen knielangen, weinroten Rock. Sie beugte sich vor und küßte mich heftig. Ich erwiderte ihren Kuß nicht, sondern schob ihren Kopf zur Seite.
Sie sah mich verwundert an. »Liebst du mich nicht mehr?«
»Ich habe dich in Petropovs Haus gesehen«, sagte ich kalt.
»Ich weiß«, flüsterte sie und kauerte sich vor mir auf den Boden. »Aber was hat das mit uns zu tun?«
»Viel«, brummte ich. »Sehr viel. Ich wollte dich zurückhalten, doch das war nicht möglich. Du bist daran schuld, daß Petropov sterben mußte.«
»Das stimmt nicht. Ich habe nichts damit zu tun.«
»Unsinn!« fauchte ich sie wütend an. »Du hast ihm den Stirnreifen aufgesetzt, den du jetzt wieder trägst. Und daraufhin haben ihn einige Männer zur Statue des Wijsch gezerrt.«
»Du verstehst das alles nicht, Liebster«, sagte sie sanft.
»Dann erkläre es
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