028 - Ghouls in Soho
stehen.
Wie von Furien gehetzt rannte sie aus der Einfahrt. Die hochhackigen Schuhe waren ihr hinderlich. Sie schüttelte sie ab und lief in Strümpfen weiter. Nun waren ihre Schritte nicht mehr zu hören, und sie kam auch schneller vorwärts.
Der Ghoul verfolgte sie. Angie hörte deutlich seine stampfenden Schritte. Der Schweiß rann ihr in die Augen. Sie unternahm alle Anstrengungen, um den Verfolger loszuwerden.
Die panische Angst verlieh ihr zusätzliche Kräfte. Der Ghoul fiel zurück. Angie bog um die nächste Ecke. Nun war es nicht mehr weit bis zu dem Haus, in dem sie wohnte.
Etwa hundertfünfzig Meter mußte sie noch zurücklegen. Sie hatte das Gefühl, ihre Lunge würde gleich zerplatzen und ihr Herz zerspringen. Sie war am Ende, war erledigt, aber sie biß die Zähne zusammen und erreichte schwer atmend ihr Haus.
In fieberhafter Eile suchte sie die Schlüssel. Schnell! Schnell! Das Ungeheuer erwischt dich sonst doch noch! rief eine Stimme in ihr.
Zitternd schob sie den Schlüssel ins Schloß. Sekunden später befand sie sich im Haus. Sie drückte die Tür zu, aber das reichte ihr noch nicht. Sicher würde sie sich erst in ihrer Wohnung fühlen.
Hastig lief sie durch den dunklen Gang zur Treppe, diese hinauf zum zweiten Stock, wo sich ihre Wohnung befand. Nervös stocherte sie mit dem Schlüssel herum.
Als die Tür endlich offen war, trat sie ein und warf die Tür hinter sich zu. Ein lauter Knall hallte durch das Haus. Angie dachte an Gordon Pinsent, ihren Nachbarn, der mit keinem Mieter in Frieden leben konnte.
Er fand immer einen Grund zum Streiten, und wenn er von diesem Knall geweckt worden war, würde sich Angie morgen einiges von ihm anhören können. Aber das war ihr im Moment egal.
Hauptsache, es war ihr gelungen, diesem Monster zu entgehen.
Hauptsache, sie lebte noch. Die Sache hätte auch anders ausgehen können.
Angie wankte ins Wohnzimmer. Sie begab sich zaghaft zum Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Niemand war zu sehen.
Das Scheusal schien ihre Spur verloren zu haben.
Dafür dankte sie dem Himmel.
Sie verließ das Fenster und setzte sich auf das Sofa. Das Licht wagte sie nicht anzuschalten, um sich nicht zu verraten. Dann brach der Damm in ihr. Die aufgestauten Gefühle überschwemmten sie.
Sie ließ sich auf die Kissen fallen und weinte.
Als sie sich einigermaßen erholt hatte, überlegte sie, ob sie die Polizei anrufen sollte. Was soll ich sagen? fragte sie sich. Daß ich einen Mann gesehen habe, der sich vor meinen Augen in ein Monster verwandelte? Das glaubt mir doch niemand. Man wird mich von einem Psychiater untersuchen lassen, und der wird mich für verrückt erklären.
Damit ihr das nicht passierte, beschloß sie, die Sache auf sich beruhen zu lassen, und sie schwor sich, nie mehr so spät allein die Straße zu betreten. Sie meinte, damit jeder Gefahr aus dem Wege gehen zu können, aber sie irrte sich.
***
Wir wohnten neuerdings im Hotel. Nicht, weil wir so vornehm geworden waren und uns nur noch bedienen lassen wollten, sondern weil Mago, der Schwarzmagier, mit seinen Schergen mein Haus verwüstet hatte. [1]
Der Jäger der abtrünnigen Hexen war seit einiger Zeit scharf auf Mr. Silvers Höllenschwert gewesen. Er hatte sich mit Rufus, dem Dämon mit den vielen Gesichtern, und mit unserem ehemaligen Freund und jetzigen Söldner der Hölle Frank Esslin zusammengetan, um diese starke Waffe in seinen Besitz zu bringen.
Doch damit hatte er Schiffbruch erlitten, und so hatte er auf einen günstigeren Zeitpunkt gewartet.
Nun besaß er das Höllenschwert, und wir wußten nicht, wie man es sich wieder holen konnte.
Mittlerweile hatten wir ein Abenteuer im Reich der grünen Schatten hinter uns gebracht, und Pater Severin – er weiht die Silberkugeln für meinen Revolver – war mit von der Partie gewesen. [2]
Wir erledigten die schwarze Chimäre, ein gefräßiges Ungeheuer, dem viele Schattenwesen geopfert worden waren, und wir hatten Thoran kennengelernt, den grausamen Magier-Dämon von der Prä-Welt Coor, der seinen Machtbereich auf das Reich der grünen Schatten ausdehnen wollte.
Thoran – er war einer von den Grausamen 5, deren Anführer sich Höllenfaust nannte und von denen wir zum erstenmal hörten, als wir uns auf dem Weg zum Tunnel der Kraft befanden, in dem sich mein Freund und Kampfgefährte, der Ex-Dämon Mr. Silver, seine verlorenen übernatürlichen Fähigkeiten wiederholen wollte. [3]
Wir hatten Thoran einen Strich durch seine Rechnung
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