0280 - Die Weltraumdetektive greifen ein
Impulsstrahl hatte eine breite Gasse durch die wartende Menschenmenge gebrannt, bevor er den letzten Gliederwagen eines Untergrundzuges zertrümmerte.
Marats Augen glitzerten in maßlosem Zorn.
Wie konnte jemand so rücksichtslos sein und mit einem Impulsstrahler auf ein Gebäude schießen, in dem sich Hunderte von Menschen aufhielten! Selbst wenn er getroffen worden wäre, hätte die Energie die Wand noch mühelos durchschlagen.
Derartige Waffen waren für den Kampf gegen Roboter und energieschirmgeschützte Soldaten konstruiert worden.
„Schließen Sie die Augen, Helen!" flüsterte er rauh. „Wir müssen weiter!"
Kurz entschlossen legte er sie sich über die Schulter und rannte los. Er fand ein Gleitband, das wenig besetzt war und zum Osteingang des Bahnhofes führte. Unangefochten gelangte er zum Ziel. Vor dem Osteingang wandte er sich nach links, benutzte eine Straßenunterführung und stand schließlich vor einem Parkplatz für Atmosphärengleiter.
Vorsichtig sah er sich um. Dann ließ er Helen herabgleiten und schaltete den Deflektorgenerator aus.
„So, das hätten wir geschafft!" rief er keuchend. Er holte seinen Kamm und den Spiegel heraus und reichte ihr beides. Wortlos brachte sie ihre Frisur und ihr Make-up in Ordnung, so gut es ging.
Er bot ihr den Arm, und wie ein biederes Paar schlenderten sie durch die Grünanlagen zum Flugtaxistand. Vor einem Gleiter für Geschäftsleute blieb er stehen. Das Fahrzeug hatte den Vorteil, mit Diktiergeräten, Schreibmaschine und Telekom ausgerüstet zu sein.
Marat schob Helen durch die offene Tür. Er stieg hinterher, ließ sich in den bequemen Sessel fallen und drückte die Aktivierungsleiste. Das Antigravtriebwerk erwachte zu summendem Leben.
„Zu Diensten!" schnarrte die blechern klingende Robotstimme.
„Bitte, geben Sie mir das Fahrtziel an!"
„Planetar-botanischer Garten!"
Die Türen schlossen sich automatisch. Mit pfeifendem Geräusch erhob sich der Gleiter senkrecht in die Luft. In zweitausend Metern Höhe richtete der Robotpilot den Kurs ein.
Marat bot Helen eine Zigarette an und nahm sich selbst eine. Als der Rauch sich zur Kabinendecke kräuselte, lehnte er sich aufatmend zurück und sagte: „Das ist gerade noch einmal gutgegangen, Miß Helen. Ich weiß, Sie sind noch ziemlich durcheinander, aber wenn es irgend geht, dann berichten Sie mir bitte sofort das Wesentliche. Ewig können wir nicht umherfliegen. Die Polizei wird ihre Fahndung bald auf sämtliche Gleitertaxis ausdehnen und Automaten lassen sich nicht bestechen. Also ...!"
Helen Ayara kämpfte minutenlang mit ihrer Erregung. Dann berichtete sie, stockend zuerst, aber bald mit immer mehr Sachlichkeit und Exaktheit. Sie sprach von einer Organisation, die Falschgeld verbreitete. Bis vor zwei Stunden etwa hatte sie keine Ahnung davon gehabt, noch viel weniger, daß ihr Chef in die Angelegenheit verwickelt war. Nur durch Zufall war sie hinter das Geheimnis der Yale-Filiale auf Ojun gekommen. Direktor Traver hatte versehentlich die Verbindung zum Vorzimmer nicht abgestellt, als er seine Einsatzbefehle an die Exekutivgruppe gab.
Helen hatte mit anhören müssen, wie Traver die Ermordung von Roger McKay und Jean-Pierre Marat anordnete. Danach hatte er ein Hyperkomgespräch mit Terra geführt und die Liquidierung der Verteilergruppe Ojun bekanntgegeben.
Helen stand noch immer wie erstarrt in ihrem Vorzimmer, als Traver endlich herauskam. Er hatte gemerkt, daß etwas nicht stimmte, und kontrollierte sofort die Verbindungsschaltung.
Anschließend hatte Direktor Traver ihr das Angebot gemacht, in die Verteilerorganisation einzutreten und innerhalb eines halben Jahres ein Vermögen zu verdienen.
Sie hatte zugestimmt, weil sie ahnte, was mit ihr im Falle einer Ablehnung geschehen würde. Doch dann war Traver noch einmal in sein Büro gegangen, um einige Unterlagen zu vernichten.
Diesen Augenblick hatte Helen ausgenutzt und war geflohen. Sie erinnerte sich erst an Marat, als sie sich schon mit einem Gleitertaxi auf dem Weg zum Interkontinentalbahnhof befand.
Dann hatte sie Marat angerufen.
Jean-Pierre Marat knirschte mit den Zahnen. Er wußte, daß er auf Ojun nichts mehr erreichen konnte. Den Verbrechern war der Boden zu heiß geworden. Sie hatten sich abgesetzt.
Doch dann verzog sich sein Gesicht zu einer Grimasse.
Er wurde Jeremy Traver und seine Helfer jagen, bis er sie gestellt hatte ganz gleich, ob die Yale-Zentrale in Terrania ihren Auftrag aufrechterhielt oder nicht!
Aber vorher
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