0280 - Die Weltraumdetektive greifen ein
seinen grünen Augen vorwurfsvoll an. Er mußte dabei den Kopf neigen. Marat wirkte klein neben ihm, obwohl das nur relativ war. Immerhin maß der gutaussehende Frankoterraner 1,84 Meter. Die scharfgeschnittenen Züge, die leicht gebogene Nase, die starken schwarzen Brauen und das dichte schwarze Haar gaben Marat etwas Satanisches; die dunklen, funkelnden Augen, das kräftige Kinn und der pantherhafte Gang unterstrichen diesen Eindruck noch. Dazu trug Marat einen eleganten Anzug aus dem teuersten Plastikspun, Halbschuhe aus echtem Büffelkalbleder, ein blauweiß fluoreszierendes Hemd und eine handgemalte Seidenkrawatte.
Jean-Pierre Marat war der vollendete Gentleman, der Geld genug besaß, um sein Leben nach seiner eigenen Auffassung gestalten zu können. Dabei brauchte er das von seinem Vater geerbte Vermögen nicht einmal anzugreifen; als Chef der „Agentur für Interstellare Ermittlungen" der erfolgreichsten und angesehensten Detektivagentur des Solaren Imperiums - verdiente er selbst so viel Geld, daß er sich in keiner Weise einzuschränken brauchte. Und das hatte er bisher auch nie getan.
Roger McKay war der lebendige Beweis für die Behauptung, daß Gegensätze sich anziehen. Seine äußere Erscheinung stach kraß gegen Marats raubtierhafte Eleganz ab. Er war nicht nur groß, sondern auch breit und derbknochig. Er konnte mit einer Hand den dreißig Zentimeter durchmessenden Interkombildschirm zudecken, und seine Füße und Ohren waren ebenfalls von beachtlichen Dimensionen. Nichtsdestoweniger hatte Roger Erfolg bei den Frauen. Vielleicht lag es daran, daß sie von seiner Erscheinung hypnotisiert wurden. Marat vertrat allerdings die Auffassung, McKays unbekümmert freches Auftreten und seine Trinkfestigkeit wären daran schuld.
Die beiden Männer hatten sich vor fünfzehn Jahren kennengelernt. Damals waren sie nach Abschluß ihres Studiums freiwillig zur Raumpatrouille gegangen, wo Marat es bis zum Oberleutnant und McKay bis zum Leutnant gebracht hatte. Ebenso freiwillig meldeten sie sich nach vier Dienstjahren zur Galaktischen Abwehr. Wegen einer schweren Verletzung schied McKay im Alter von dreiunddreißig Jahren im Range eines GA-Captains aus; zwei Strahlschüsse hatten ihm das rechte Schlüsselbein, drei Rippen und das Schulterblatt sowie das rechte Jochbein verbrannt. Marat hielt es ein Jahr länger aus; dann verlor er bei einem Einsatz am Rande der kleinen Magellanwolke seinen linken Unterarm und erhielt eine tiefe Schußwunde an der rechten Hüfte. Damals war er bereits Major.
Terranische Mikrochirurgie und Bio-Orthopädie hatten die Folgen der Verwundungen auf ein Minimum reduziert. Für den aktiven Agentendienst waren sie dennoch nicht mehr angenommen worden; und beide Männer verabscheuten es, ihr Leben in Büros zu verbringen. McKay hatte sich ein Jahr lang als Industrie-Kybernetiker betätigt, danach gründete Marat die AIE und nahm seinen Freund als Partner in die Firma auf.
Innerhalb von fünf Jahren war aus der Zwei-Mann-Firma ein Betrieb mit rund vierhundertsechzig festen Angestellten und Agenturen auf über dreihundert Planeten geworden ...
Der Navigationsroboter beendete sein Summen und warf mit mißtönendem Rattern eine Stanzfolie aus.
McKay griff mit einem seiner langen Arme zu dem Ausgabeschalter des Gerätes und holte die Symbolfolie zu sich heran. Er grinste befriedigt.
„Wir sind auf den Punkt genau aus dem Linearraum gekommen, Alter. Die Sonne Kepha steht noch dreieinhalb Lichtmonate von uns entfernt. Das N-Gehirn hat unser nächstes Linearmanöver berechnet. In einer Viertelstunde können wir im System sein."
Marat nahm ihm die Folie aus der Hand und vertiefte sich in die Navigationsberechnungen. Roger McKay nutzte die Gelegenheit und fühlte sich einen dritten Becher mit Whisky. Danach zündete er zwei Zigaretten an und steckte eine davon seinem Partner zwischen die Lippen.
Marat dankte und legte die Folie beiseite.
„Die Sache geht klar, Großer. Im Grunde genommen ist es doch langweilig, mit eingeschalteter Vollautomatik zu fliegen; vor allem dann, wenn man nicht mit den kleinen Zwischenfällen rechnen kann, die das Leben bei der Raumpatrouille so angenehm machten."
Er setzte sich wieder vor das Pilotenpult und legte den Freigabeschalter für den Autopiloten nieder. Im Innern der kleinen Raumjacht begannen die Energieerzeuger zu tosen. Wabernde Glutwellen lösten sich vom Heck des diskusförmigen Fahrzeuges.
Auf der vierdimensionalen Kartenprojektion wanderten
Weitere Kostenlose Bücher