0280 - Turm der weißen Vampire
von der Dolchklinge zerstörtes Gesicht zerlief.
Schnell kniete ich neben dem Piloten. Links von mir hörte ich Geräusche. Dort kämpften sich Suko und Father Ignatius durch die Büsche, ich aber schaute mir den Mann an.
Es hatte ihn böse erwischt. Ich glaubte nicht mehr daran, daß er noch lebte, fühlte nach seinem Herzschlag und merkte ein schwaches Zucken.
Himmel, er hatte den Axthieb überstanden!
Es rann mir kalt über den Rücken, aber der Mann mußte unbedingt verbunden werden. Sein Gesicht wirkte wie mit Blut übergossen. Es war noch über das Kinn hinaus verlaufen und dann in seiner Pilotenkleidung versickert. Die Axt hatte ihn am Kopf erwischt, aber nicht voll getroffen. Die Schnittwunde verlief von der Stirn bis zum Ohr.
Wir befanden uns in einem ziemlich dichten Gebüsch. Ich mußte den Schwerverletzten hinausziehen. Dem Vampir warf ich keinen Blick mehr zu, er verging.
Dafür sah ich Suko und den Pater!
Sie hatten einen zweiten Blutsauger gestellt. Soeben bekam er von dem Pater einen Schlag, der ihn zurück und gegen einen dicken Baumstamm schleuderte.
Mit dem Rücken hieb er dagegen, schrie schrill und wollte wieder nach vorn stürzen, doch da war Suko, dessen Arme sich blitzschnell von hinten um seinen Körper schlangen, so daß der Vampir nicht mehr dazu kam, seine Axt zu benutzen, denn er hatte die schreckliche Waffe seines Argenossen aufgehoben.
»Vernichten Sie ihn!« schrie Suko.
Und der Pater tat es. Mit seinem Kreuz wollte er dem Blutsauger ans Fell.
Der weiße Vampir wehrte sich. Er wand sich in Sukos Griff, bewegte nicht nur seine Schultern, sondern auch die Füße. Er wollte den Pater treten, doch Ignatius wich stets geschickt aus.
Dann war er am Mann.
Wieder zielte er auf das Gesicht. Dem Vampir gelang es noch, das rechte Handgelenk zu fassen, doch er konnte es nicht mehr aus der ursprünglichen Richtung drehen. Das Kreuz war bereits zu nahe vor seinem Gesicht, und es wurde hineingerammt.
Ein Volltreffer!
Der Blutsauger preßte seinen Kopf so hart nach hinten, als wollte er in den Baumstamm eindringen. Dann gaben seine Beine nach, und Suko konnte ihn loslassen.
Nach vorn kippte der Vampir. Er streckte seine weißen Hände aus, als wollte er sich noch an der Kutte des Paters festklammern, doch Father Ignatius trat zur Seite, so daß die Monstergestalt ins Leere griff und endgültig zu Boden fiel.
Geschafft!
Nur noch drei Vampire waren übrig.
Ich trug den Schwerverletzten herbei und sah die starren Bicke der beiden Freunde.
»Ist er tot?« fragte der Pater.
»Nein, noch lebt er. Aber er braucht unbedingt eine ärztliche Behandlung.«
»Hier?« fragte Suko.
»Wohl kaum.«
»Von der Insel wegfliegen, das können wir nicht«, sagte Pater Ignatius. »Wir haben noch nicht alle Blutsauger gestellt. Und denken Sie an Ruth Thompson.«
»Mein Gott, wo steckt sie?« rief ich.
»In der Kirche.« Father Ignatius erklärte uns, welche Verhaltensregeln er ihr gegeben hatte.
Da waren wir beruhigt.
Suko fügte noch etwas hinzu. »Wenn Sie Ruth Thompson in die Kirche gesteckt haben, werden die Blutsauger vor dem Gotteshaus warten.«
»Und wir könnten sie packen.« Der Pater war jetzt richtig in Form.
Ich dachte mehr an den Verletzten und sprach es auch aus. »Was machen wir mit ihm? Wir können ihn nicht hier liegenlassen. Gibt es so etwas wie eine Sanitätsstation?«
»Ich habe nichts gesehen«, antwortete Suko, und auch Father Ignatius schüttelte den Kopf.
Obwohl die Zeit drängte, lief Suko zum Hubschrauber. Er besorgte die Bordapotheke, so daß wir dem Mann wenigstens einen Notverband anlegen konnten.
Er war noch immer bewußtlos. Es gelang uns zum Glück, das starke Bluten der Wunde zu stoppen.
Dann schafften wir ihn in die Ansiedlung und suchten einen Ort, wo wir ihn niederlegen konnten. Von den drei letzten weißen Vampiren aber entdeckten wir keine Spuren…
***
Sie steckte in der Falle.
Das wußte Ruth Thompson leider mit zu großer Deutlichkeit, und sie gab zu, daß die Blutsauger es raffiniert angestellt hatten, die Falle aufzubauen.
Der Vampir stand vor ihr.
Es war ein Monstrum. Weiß und kalkig das Gesicht, blutgezeichnet die Lippen, gefährlich lang die beiden Mörderzähne und ausgestreckt die Hände, die nach der Frau fassen und sie an den Vampir heranreißen wollten.
Es vergingen Sekunden, bis sich Ruth wieder gefangen hatte. Sie wunderte sich selbst darüber, daß sie nicht laut anfing zu schreien.
Vielleicht hatte sie sich an das Auftauchen der
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