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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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Betracht. Sie konnte nicht gleichzeitig hier und in New York gewesen sein.
    Ich blieb mit Fred Lewis noch etwa zehn Minuten. Dann gingen wir. Allerdings verließ der junge Mann vor mir das Lokal. Es sollte nicht so aussehen, als trennten wir uns in bestem Einvernehmen.
    Als ich auf die Straße ging, dem farbigen Portier freundlich zunickte und in Richtung Michigansee langsam davonging, war von Fred Lewis schon nichts mehr zu sehen.
    Das beunruhigte mich nicht. Der junge Mann trug eine Pistole bei sich, wie er mir gesagt hatte, und machte auch im übrigen nicht den Eindruck, als lasse er sich leicht überrumpeln.
    Die Nacht war dunkel und mondlos. Schwere Wolkenmassen ballten sich über Chicago zusammen. Ich fröstelte und beschleunigte meine Schritte. Nach ungefähr 300 Metern kam ich an einer stockfinsteren Nebenstraße vorbei. Weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Plötzlich vermeinte ich, in der Schwärze einer Hauswand eine Bewegung wahrzunehmen. Aus den Augenwinkeln starrte ich hinüber. Richtig! In einem Eingang lehnte eine riesige, schemenhafte Gestalt. Sie schien in einen schwarzen Umhang gehüllt zu sein und trug einen Schlapphut.
    Sie stand reglos.
    Ich spürte, wie mir eine Gänsehaut über den Rücken kroch.
    ***
    Schmutziggraue Nebelschwaden, die vom Lake Michigan herüberkrochen, verdickten die Schwärze der Nacht, erstickten die Geräusche und ließen die Konturen der dunklen Häuser zerfließen.
    Meine Schritte waren nur alsein dumpfes Tappen zu vernehmen.
    Schemenhaft stand eine riesige, dunkle Gestalt etwa zehn Meter vor mir in den Eingang gepreßt.
    Wenn ich weiterging, geriet die unheimliche Erscheinung hinter mich.
    Zwar konnte ich den Kopf so weit wie möglich nach links drehen. Dennoch mußten schon nach wenigen Schritten die Eingangsnische und die Gestalt aus meinem Blickfeld entschwinden.
    Ich tat das einzig Mögliche, um mich weder von hinten überrumpeln zu lassen noch um dem lauernden Riesen zu zeigen, daß ich ihn bemerkt hatte. An einer besonders düsteren Stelle, als ich überzeugt war, daß Einzelheiten meiner Bewegung nicht unterschieden werden konnten, drehte ich mich mitten im Schritt herum und ging rückwärts weiter.
    Langsam und vorsichtig, um nicht gegen ein Hindernis zu stoßen, oder die Richtung zu verlieren.
    Die Eingangsnische mit dem Riesen rückte jetzt so weit zurück, daß ich nichts mehr erkennen konnte. Also war auch ich in der Dunkelheit nicht mehr auszumachen.
    Ich huschte zu jener Straßenseite hinüber, auf der sich die Gestalt befand, landete in einer Türnische, schmiegte mich an das nebelfeuchte Holz und wartete.
    Ich versuchte, die Finsternis mit den Blicken zu durchdringen. Vergeblich. Zudem verschluckte der Nebel jedes Geräusch.
    Also mußte ich mich auf meinen Instinkt verlassen. Mein einziger Trost war, daß auch der unheimliche Riese mich weder hören noch sehen konnte.
    Ich zog meinen 38er aus der Schulterhalfter und hielt ihn am Lauf gepackt.
    Aus östlicher Richtung also vom Lake Michigan her, näherten sich Schritte. Anfangs konnte ich nur ein leichtes Klappern vernehmen. Beim Näherkommen unterschied ich den harten Schritt eines Mannes und das Geräusch stöckelnder Damenschuhe. Das Pärchen ging auf der Straßenmitte. Es war schon ziemlich dicht heran, als der Mann stehenblieb und sich eine Zigarette anzündete.
    Im flackernden Schein der Feuerflamme sah ich ein junges Gesicht.
    Die beiden machten vor einem der gegenüberliegenden Häuser halt. Die Tür wurde aufgeschlossen. Schweigend betraten sie das Haus. Eine knappe Minute später flammte hinter zwei Fenstern im ersten Stock Licht auf.
    Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Daher fiel der Schein voll auf die Straße und riß zwei große, helle Rechtecke aus der Finsternis.
    Ich selbst blieb im Dunkeln. Aber mitten auf der mir näheren, beleuchteten Fläche stand der Unheimliche. Riesig — in einen langen schwarzen, umhangähnlichen Mantel gehüllt.
    Von dem Kopf war nichts als ein breitkrempiger Schlapphut zu erkennen, den sich der Unheimliche so tief in die Stirn gezogen hatte, daß sein Gesicht völlig im Schatten der Krempe lag.
    Nur für Bruchteile von Sekunden konnte ich die Erscheinung wahrnehmen, dann glitt sie mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Lichtschein und tauchte ins Dunkel. Im gleichen Augenblick verlöschte das Licht.
    Den Unheimlichen trennten jetzt nur noch wenige Schritte von mir. Ich faßte meinen Revolver fester, hielt den Atem an — und dann spürte ich die Nähe

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