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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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vierten Whisky getrunken und wollte zahlen, als mir der Kellner, der offenbar Order hatte, mich mit ausgesuchter Höflichkeit zu bedienen, zuraunte: »In fünf Minuten tritt Onda auf, die stärkste Frau der Welt. Bleiben Sie noch so lange! Sie werden es nicht bereuen, Onda ist wirklich eine Sensation.«
    Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, daß es noch nicht elf war.
    Also konnte ich noch eine Viertelstunde bleiben, denn erst zwischen halb und dreiviertel zwölf wollte Phil mich aus New York anrufen. Meine Telefonnummer hatte ich gleich nach meiner Ankunft in Palmers Hotel an Phil durchgegeben.
    Ich genehmigte mir also den fünften Drink und wartete auf den Kraftakt der stärksten Frau der Welt.
    Noch vor dem Auftritt der Walküre aber trat ein Ereignis ein, das mich völlig verblüffte.
    Von einem Kellner geleitet, trat ein Gast an meinen Tisch, der als einziger noch über unbesetzte Stühle verfügte. Ich blickte auf, als mich der Kellner um Erlaubnis fragte, den Ankömmling an den Tisch zu bringen. Der Mann neben dem Kellner war kein anderer als Fred Lewis, der Bruder des von Saminale in New York ermordeten Politikers.
    »Hallo, Mr. Cotton«, begrüßte er mich mit einem verlegenen Lächeln auf dem jungenhaften Gesicht. »Welch ein Zufall, Sie hier zu treffen!«
    »Das kann man wohl sagen«, bemerkte ich trocken und nötigte ihn, sich zu setzen. »Wie kommen Sie hierher?«
    »Geschäftsreise.« Er wich meinem Blick aus, und seine Hände glitten unruhig über das weiße Tischtuch.
    »Kaum zu glauben.«
    »Doch, doch, ich bin aus geschäftlichen Gründen hier.«
    »Und obwohl Ihr Bruder in der vergangenen Nacht umgebracht wurde, besuchen Sie jetzt einen Nightclub?«
    »Das ist meine Angelegenheit.«
    »Das stimmt und stimmt wieder nicht. Ob Sie Ihrem Bruder nachtrauern oder nicht, ist allein Ihre Angelegenheit. Was den Mord betrifft, da haben wir aber ein Wort mitzureden. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann sind Sie nicht ganz zufällig in diesem Lokal, oder?«
    Fred Lewis druckste eine Weile herum. Er war sich augenscheinlich nicht im klaren darüber, ob er mir reinen Wein einschenken sollte oder nicht. Schließlich ballte er energisch die Fäuste, und sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an.
    »Hoffentlich begehe ich nicht wieder einen Fehler, wenn ich jetzt auspacke. Aber Sie haben richtig vermutet. Ich bin keineswegs zufällig hier.«
    Er machte eine Pause, um sich mit nervösen Fingern eine Zigarette anzustecken. »Heute morgen, als sämtliche Beamten des FBI unser Grundstück am Riverside Drive längst verlassen hatten, fand ich erneut einen Brief auf der Matte vor der Haustür. Darin teilte mir der Dämon mit, daß ich mit 50 000 Dollar nach Chicago fahren solle, heute noch. Andernfalls werde meine Schwägerin umgebracht. Sie müssen verstehen, Mr. Cotton, daß ich mich nach den Erfahrungen der vergangenen Nacht entschloß, des Verbrechers Forderung zu erfüllen. Ich fuhr also am frühen Morgen zu meiner Bank und ließ die genannte Summe an die Filiale in Chicago überweisen, wo sie auch jetzt noch liegt. Dann nahm ich die nächste Maschine und flog hierher.«
    »Wie soll die Geldübergabe erfolgen?«
    »Das weiß ich nicht. In dem Brief stand nur, daß ich heute abend in den Crazy Star Nightclub gehen solle. Später werde man mir weitere Anweisungen zukommen lassen.«
    Ich überlegte. Für die Anordnung des Dämons, Fred Lewis in den Nightclub zu bestellen, gab es zwei Deutungen.
    Es konnte entweder ein entscheidender Fehler, eine grobe Unvorsichtigkeit des Verbrechers sein, oder eine bewußte Irreführung — gesetzt den Fall, daß Lewis von uns beschattet wurde oder sich selbst an die Polizei wandte. Da Saminale und der Nightclub ohnehin in enger Verbindung standen, lenkte der Verbrecher unsere Aufmerksamkeit vielleicht absichtlich in eine falsche Richtung. Es war nicht wahrscheinlich, daß man Fred Lewis hier weitere Verhaltungsmaßregeln geben würde. Aber vielleicht hatte der Dämon den jungen Mann hierher beordert, um ihn von hier aus zu beschatten und einen günstigen Moment zur Geldübergabe abzuwarten. Vorläufig lagen die 50 000 Dollar noch in der Bankfiliale.
    Unwillkürlich blickte ich in die Runde. Aber niemand schenkte uns besondere Aufmerksamkeit. »Haben Sie den Brief noch?« '
    Er schüttelte den Kopf. »Er ist verbrannt.«
    »Was heißt das?« fragte ich scharf.
    Lewis blickte mich ärgerlich an. »Ich wollte meine Schwägerin nicht ängstigen. Also durfte der

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