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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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Brief nicht in ihre Hände fallen. Deshalb verbrannte ich ihn. Daß ich nicht beabsichtige, ihn der Polizei als Ermittlungsunterlage zu übergeben, geht ja schon daraus hervor, daß ich der Erpressung nachkommen wollte. Warum also sollte ich den Brief aufheben? Hätte ich ihn der Polizei gegeben, und wäre der Dämon davon unterrichtet worden, so könnte niemand für die Sicherheit meiner Schwägerin garantieren. Wenn ich Ihnen gegenüber die Karten auf den Tisch lege, so rechne ich ohnehin mit Ihrer Verschwiegenheit. Bitte enttäuschen Sie mich nicht.«
    »Keine Angst«, sagte ich langsam und nachdenklich, denn mir war eine Idee gekommen. »Gegen Mitternacht werde ich mit meinem New Yorker Kollegen telefonieren. Ab sofort wird Ihre Schwägerin unter Polizeischutz gestellt. Das gleiche geschieht mit Ihnen, Mr. Lewis. Ab morgen früh werden Sie unauffällig unter Polizeischutz stehen. Nicht einmal Sie selbst sollen es merken. Der Grund dafür ist folgender…«
    Ich beugte mich vor und setzte Lewis meinen Plan auseinander. Mit fassungsloser Miene lauschte er.
    Als ich geendet hatte, schüttelte er langsam den Kopf. »Ist das nicht zu gefährlich?«
    Ich wehrte ab. »Gefährlich schon, aber nicht für Sie.«
    Er überlegte fast eine volle Minute. Dann hielt er mir mit einer spontanen Regung die Hand hin, und ich schlug ein.
    »Abgemacht, Mr. Cotton. Ich will nicht furchtsam sein, wenn es darum geht, diesen Verbrecher zu entlarven. Er hat meinen Bruder- ermordet. Er bedroht meine Schwägerin. Verzeihen Sie, daß ich so waschlappig und sogar bereit gewesen bin, seinen Forderungen nachzukommen. Ich war der nervlichen Belastung nicht gewachsen.«
    »Das ist selbstverständlich«, beruhigte ich ihn. »Geben Sie mir noch die Adresse Ihres Hotels! Hier ist meinige.« Ich zog mein Notizbuch hervor, riß einen Zettel heraus und notierte meine Adresse. Dann hielt ich seine Anschrift auf dem Papier fest. Er wohnte in einem Hotel, das von meinem nicht weit entfernt war.
    Mir war inzwischen klar, daß ich Phils Anruf verpassen würde. Wir hatten jedoch verabredet, daß ich ihn in diesem Fall noch im Laufe der Nacht anrufen würde. Mein Freund wollte diese Nacht ohnehin im New Yorker Distriktgebäude zubringen und war somit für mich jederzeit erreichbar.
    Wieder schallte die sonore Stimme des Ansagers durch das Lokal. Er kündigte Onda, die stärkste Frau der Welt an. Die Kapelle spielte einen Tusch.
    Onda trat in einem reichlich bemessenen Trikot auf, denn sie war keine Schönheit. Noch nie hatte ich eine so riesige Frau gesehen. Sie war mindestens einen halben Kopf größer als ich und brachte sicherlich mehr als zweieinhalb Zentner auf die Waage.
    Dabei war die Frau weder fett noch aufgequollen. Ihre Figur glich der eines herkulischen Ringkämpfers. Sie schien nur aus mächtigen Knochen und Muskeln zu bestehen.
    Das Gesicht der Frau war von wächserner Blässe, die Augen kleine Schlitze. Das glanzlose Haar scheitelte sie in der Mitte und trug es kurzgeschnitten.
    Ondas Auftreten wurde mit mäßigem Beifall begleitet. Naturgemäß erwarten die Gäste in einem Nachtlokal andere Dinge als den Kraftakt eines Riesenweibes. Als der weibliche Herkules jedoch mit unbewegter Miene zu arbeiten begann, wurden im Publikum bewundernde Rufe laut.
    Die mächtigen Kiefer in dem bullenbeißerischen Gesicht fest zusammengepreßt, verbog die Frau dicke Eisenstangen, zog eine armdicke Stahlfeder bis zum äußersten auseinander, zerbrach einen zolldicken Holzstab, den sie sich über den Nacken legte und zerriß Stahlketten über der Spannung ihrer mächtigen Schultern. Sämtliche Gegenstände wurden zuvor durch Gäste geprüft.
    Ich fand die Vorstellung ekelerregend. Mir ging beim Anblick der Riesin die Beschreibung des Kellners John Slaughter durch den Kopf. Er hatte von einer herkulischen, gorillaähnlichen Gestalt gesprochen. Aber eine Frau? Auch der große bullige Neger vor dem Eingang konnte das mordende Werkzeug des Dämons sein.
    Ich winkte den Kellner herbei. »Tritt die starke Frau eigentlich jeden Abend hier auf?«
    Der Gefragte nickte. »Jeden Abend, nur montags nicht, denn dann ist hier geschlossen.«
    »Gestern war Dienstag. Onda ist also aufgetreten?«
    »Natürlich. Sie hatte gestern sogar einen besonderen Erfolg. Ein betrunkener Gast wollte mit ihr einen öffentlichen Ringkampf vorführen. Er mußte gewaltsam an die frische Luft gesetzt werden.«
    »Danke, das war alles.« Die Riesin kam also als Saminales Mörderin nicht in

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