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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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Unsere Falle war also bereit, zuzuschnappen.
    Der Köder war ausgelegt — und mußte sich nach Ansicht des Dämons noch immer in Phils Zimmer befinden, denn mein Freund ging nicht aus.
    Folglich konnte er auch die Tasche noch nicht an einen sicheren Ort geschafft haben.
    Aber nichts geschah.
    Der Dämon rührte sich nicht. Kein Versuch wurde unternommen, meinem Freund die Aktentasche abzujagen. Hatte der Verbrecher Verdacht geschöpft? War er mißtrauisch geworden und bereit, auf die 50 000 Dollar zu verzichten, um nichts zu riskieren?
    Während dieser drei Tage wurden die Angestellten des Crazy Star ununterbrochen überwacht. Aber auch hier ergab sich kein Fingerzeig. Ich ließ mir die Akten über Saminales Vergangenheit bringen und arbeitete sie in meinem Hotelzimmer durch.
    Leider fand ich keinen Punkt, an dem ich neue Ermittlungen hätte anknüpfen können.
    Seufzend machte ich mich schließlich daran, den Fall ganz von vorn aufzurollen und mit Morton Saminales erstem Mord zu beginnen, den der Mestize in Salida, der kleinen Stadt im Herzen Coloratlos, verübt hatte.
    Vor allem wollte ich mir den Verteidiger des Halbbluts vornehmen. Ich betraute einen Kollegen mit den vorläufigen Recherchen. Das Ergebnis war entmutigend. Saminales damaliger Anwalt war vor einem knappen halben Jahr gestorben.
    Aber das war nur einer der beiden Fälle, wegen denen Saminale vor Gericht gestanden hatte. Der zweite, ebenfalls nicht nachweisbare Mord hatte sich hier in Chicago zugetragen. Der hiesige Anwalt lebte noch, und ihm wollte ich auf die Pelle rücken.
    Doch bevor es dazu kam, erhielt ich eine Nachricht aus New York.
    Meine Kollegen teilten mir mit, daß man den Herkules vom Luna Park mit zerschmettertem Schädel aus dem Hudson gezogen habe. Den Täter hatte man innerhalb weniger Stunden gefaßt.
    Es handelte sich um einen rüden Halbstarken, der einer jugendlichen Motorradbande angehörte.
    Cantler war mit dem kaum 18jährigen in Streit geraten und hatte ihn vor den Augen der übrigen Bande verprügelt. Daraufhin lauerte der Geschlagene dem Herkules nachts auf einem Pier auf, erschlug ihn hinterrücks und warf die Leiche in den Hudson.
    Anschließend betrank sich der jugendliche Mörder und prahlte vor seiner Freundin und vor seiner Bande mit seiner Tat.
    Das wurde ihm zum Verhängnis.
    Denn zwei junge Burschen, die sich nicht der Begünstigung eines Verbrechens schuldig machen wollten, verpfiffen ihren Kumpan. Der Mörder wurde dingfest gemacht.
    Woher Cantler gekommen war, wer zu seinen Bekannten gezählt hatte, wie sein Vorleben aussah — das alles ließ sich jetzt nicht mehr feststellen. Folglich konnten wir auch nicht erkunden, ob es zwischen Cantler und dem Dämon eine Verbindung gegeben hatte.
    Cantlers Fingerabdrücke waren in Charly Lewis’ Cadillac, in dem auch Morton Saminale getötet worden war, nicht zu finden. Was jedoch nichts besagte. Denn auch für so riesige Pranken wie die des Sam Cantler gibt es Handschuhe.
    ***
    An der Ostseite des Lincoln Parks führt der Lake Shore Drive in schnurgerader Nord-Süd-Richtung vorbei.
    Zwischen der Prachtstraße und den Grünanlagen stehen einige Villen, umfächelt von den frischen Winden des Lake Michigan. Es sind die ganz Reichen der Stadt, die hier ihre Häuser erbaut haben.
    Vor einem der Grundstücke zügelte ich am späten Nachmittag meinen Buick, den ich mir aus einer Autovermietung besorgt hatte. Das Grundstück hatte die Größe eines Sportstadions und war mit einem hohen schmiedeeisernen Zaun umgeben, der wie elektrisch geladen aussah. Genau im Mittelpunkt dieses Terrains wuchs ein Bungalow in die Höhe, den man als Film-' kulisse hätte verwenden können.
    Auf der Südseite befand sich ein großes Geviert aus Schilfmatten, die das Dahinterliegende gegen Blicke von der Straße von den Nachbargrundstücken und vom Park abschirmten.
    Ich vermutete, daß dahinter ein Swimming-pool lag.
    Das schwere Tor war verschlossen, ebenso wie die Fußgängerpforte. An einem Steinpfeiler entdeckte ich einen Klingelknopf.
    Ich betätigte ihn, und nur Sekunden später tönte eine Stimme aus der geriffelten Metallplatte, die in den Pfeiler eingelassen war.
    »Bitte, was wünschen Sie?« fragte die Stimme aus der Sprechanlage.
    »Mein Name ist Cotton«, sagte ich und beugte mich der Metallplatte entgegen. »Ich bin FBI-Beamter und möchte Mr. Anderson sprechen.«
    »Bitte kommen Sie herein!«
    Ein leiser Summton drang an mein Ohr. Ich drückte gegen die schmiedeeiserne Pforte. Sie

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