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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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erzählen.«
    »Gern. Es ist keine lange Geschichte. Ich habe sogar die Einzelheiten noch im Kopf. Der Kassierer der Qhicagoer National Bank wurde im Mai vorigen Jahres vor seiner Haustür erstochen. Der Mörder soll ein großer Mann gewesen sein. Ein Augenzeuge, der allerdings weit entfernt stand, berichtete, daß der Mörder aus einem Wagen sprang. Der Mörder stach den Beamten von hinten nieder und entkam in dem Wagen.«
    »Wodurch fiel der Verdacht auf Saminale?«
    »Der Augenzeuge war häufig Gast in dem Nachtklub, in dem auch Saminale als Messerwerfer auftrat. Angeblich hatte der Zeuge den Mestizen erkannt.«
    »Und dann?«
    »Saminale wurde am nächsten Morgen verhaftet. Er lag mit einem schweren Rausch im Bett und konnte sich nicht erinnern, wo er sich am Vorabend herumgetrieben hatte. Also sah es zunächst schlecht für ihn aus.«
    »Wer betraute Sie mit Saminales Verteidigung?«
    Erstaunt blickte mich der Anwalt an. Sein Blick Wurde um einige Grade kälter, als er sagte: »Der Verhaftete selbst bat mich darum, ihn zu verteidigen. Wer denn sonst?«
    ich ging auf die Frage nicht ein, sondern wollte statt dessen wissen, woher schließlich die Alibizeugen aufgetaucht seien.
    »Das war eine Sensation. Am Morgen vor der Schwurgerichtsverhandlung sagte mir der Angeklagte, daß er sich jetzt wieder daran erinnern könne, wo er sich zur Tatzeit aufgehalten habe. Zwei Zeugen gab er dafür an. Ich ließ die Leute holen. Sie bestätigten Saminales Aussagen, wurden vor Gericht vernommen, unter Eid gestellt und entlasteten den Angeklagten so weit, daß die Anklage wie ein Kartenhaus zusammenbrach.«
    »Worin bestand das Alibi?«
    »Saminale hatte im Hinterzimmer einer kleinen Kneipe gesessen und sich dort vollaufen lassen. Der Wirt und eine Serviererin bezeugten dies.«
    »Können Sie mir die Adressen dieser beiden Zeugen geben?«
    »Augenblick. Da muß ich in meinen Akten nachsehen.«
    Anderson erhob sich schwerfällig wie ein alter Elefant. Als er ins Haus ging, merkte ich, daß er das linke Bein etwas nachzog. Nach wenigen Minuten war er zurück.
    Er schleppte einen schweren Aktenordner, den er vor sich auf den Tisch legte. Er blätterte darin, fand die richtige Seite und nannte mir die Adressen der beiden Zeugen.
    Ich notierte sie mir, ebenfalls die Adresse des ermordeten Bankbeamten, dessen Witwe noch in dem gleichen Haus wohnte.
    »Anschließend eine letzte Frage, Mr. Anderson. Als gegen Saminale Anklage erhoben wurde, welches Motiv unterschob man ihm?«
    Wieder blätterte der Anwalt in seinen Papieren. »Der Staatsanwalt versuchte, Saminale das Motiv des Raubüberfalls zu unterschieben, obwohl dem Ermordeten nichts entwendet wurde. Dafür hatte der Staatsanwalt eine schwache Erklärung. Er meinte, daß Saminale dazu nicht mehr gekommen sei, da er den fernen Augenzeugen bemerkt und es danach vorgezogen habe, sich aus dem Staub zu machen.«
    ***
    Am Abend dieses Tages suchte ich Phil in seinem Hotel auf und besprach mit ihm den Fall.
    Ich konnte mich jetzt getrost zu meinem Freund wagen, denn unsere Falle hatte offensichtlich nicht funktioniert. Der Dämon hatte weder versucht meinen Freund auszuschalten, noch war er nochmals mit ihm in Verbindung getreten. Es war nicht mehr damit zu rechnen, daß der Dämon etwas unternehmen würde.
    »Es gibt keinen Zweifel«, sagte ich. »Saminales Morde sind die Schlüssel in diesem Fall. Beide Male — in Salida und hier in Chicago — brachte der Mestize Bankbeamte um. Das kann kein Zufall sein. Mit dem hiesigen Strafverteidiger habe ich heute gesprochen.« Ich berichtete Phil davon. »Der Anwalt in Salida lebt leider nicht mehr. Aber die Zeugen, die Saminale dort aus der Patsche holten, müssen wir uns vorknöpfen. Das wird deine Aufgabe sein. Am besten, du fliegst morgen nach Salida.«
    Phil war einverstanden. »Und du kümmerst dich um die hiesigen Zeugen«, sagte er. »Allerdings würde ich bei der Witwe des Ermordeten anfangen. Eventuell erfährt man etwas über das Motiv.«
    Ich nickte. »Genau das hatte ich vor. Für dich besteht diese Möglichkeit leider nicht. Denn der in Salida ermordete Bankbeamte war Junggeselle und hatte auch keinerlei Angehörige.«
    Wir redeten noch eine Weile und tranken eine halbe Flasche Whisky. Gegen Mitternacht verabschiedete ich mich von meinem Freund und begab mich in mein Hotel.
    Ich schlief tief und traumlos, war am nächsten Morgen früh auf den Beinen.
    Margret Fletcher, die Witwe des Ermordeten, bewohnte eine kleine Wohnung in einer

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