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0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

0280 - Wir und der Mörder ohne Namen

Titel: 0280 - Wir und der Mörder ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir und der Mörder ohne Namen
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mich herum.
    Aber mir fiel nichts auf.
    Außer mir waren nur wenige Fußgänger unterwegs. Auf der Fahrbahn daneben rollten die Wagen und Omnibusse unablässig in beiden Richtungen.
    Ein kühler Wind, der einen leichten Sprühregen mitbrachte, kam vom See herüber. Am Himmel zogen Wolken schnell dahin. Nur selten riß die dichte Wand auf und ließ einen einsamen Sonnenstrahl durch.
    Als sich der Regen verstärkte und dicke Tropfen auf meinen neuen Mantel klatschten, spannte ich den Schirm auf. Er war groß genug, um eine ganze Familie vor Regengüssen zu schützen.
    Es wurde drei Uhr. Von einem nahen Kirchturm hörte ich es schlagen.
    Der letzte Glockenton war noch nicht verhallt, als aus der Pearson Street ein Taxi bog und den Lake Shore Drive ein Stück hinauf fuhr. Etwa 100 Meter vor mir hielt der Wagen.
    Ich klomm schnell die Treppe der Uferpromenade hinauf und stand wenige Augenblicke später auf dem östlichen Gehsteig.
    Der Schlag des Taxis wurde geöffnet.
    Fred Lewis schwang sich ins Freie. Unter dem rechten Arm hielt er eine schwarze Aktentasche.
    Sie enthielt kein Geld, sondern nur einige gefaltete Zeitungen. Dennoch mußte der Dämon der Meinung sein, daß sich in der Tasche die geforderten 50 000 Dollar befanden. Denn Fred Lewis war heute morgen zu seiner Bank gegangen und hatte sich dort so lange im Privatbüro eines der Direktoren aufgehalten, daß ein Beschatter von Lewis überzeugt sein mußte, der New Yorker habe das Geld abgehoben. Auf dem Weg von der Bank zum Hotel war kein Versuch unternommen worden Lewis die Tasche abzunehmen. In diesem Fall hätten allerdings auch die beiden Beamten eingegriffen, die Lewis bewachten.
    Die Tasche fest an sich gepreßt, kam der junge Mann langsam auf mich zu. Er blickte aufmerksam nach rechts und links, drehte sich mehrmals um und machte einen Bogen um jeden Passanten, der ihm begegnete.
    Lewis ging an mir vorbei. Ich blickte flüchtig in das Gesicht des jungen Mannes. Es war verzerrt und bleich. Angst lag in seinen Augen.
    Seit Lewis’ Ankunft war noch keine Minute vergangen, als ein Taxi langsam die Straße hinabrollte. Im Fond des Wagens saß ein einzelner Mann. Als der Wagen in gleicher Höhe mit Lewis war, verlangsamte er seine Fahrt so sehr, daß der Mann im Fond herausspringen konnte.
    Mit zwei Sätzen war er neben Lewis, riß ihm die Aktentasche aus der Armbeuge, schnellte zurück in das Taxi und warf sich zwischen die Polster der Rücksitze. Der Motor heulte auf. In schneller Fahrt sauste das Taxi in Richtung Delaware Street davon.
    Im gleichen Augenblick gewahrte ich einen großen schwarzen Cadillac, dessen Scheiben so milchig und verschmiert waren, als seien sie mit einer Eiskruste bedeckt. , Da das aber im April unmöglich war, konnte man nur die Scheiben mit einer Flüssigkeit eingerieben haben, die die Insassen gegen Sicht von außen abschirmte.
    Der Cadillac war aus der Pearson Street gerollt. Nur eine kurze Zeitspanne nach dem Auftauchen des Taxis mit dem Aktentaschendieb.
    Als jetzt das Taxi davonschoß, rauschte der Cadillac heran. Er kam zu spät. Er konnte den Dieb nicht mehr erwischen. Es gelang ihm aber, sich an den Wagen heranzuschieben. Kurz vor der Delaware Street hatte er ihn fast erreicht.
    In diesem Augenblick jedoch kurvte ein Streifenwagen der City Police aus einer Einfahrt. Der Cadillac mußte sein Tempo drosseln, um nicht wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung die Cops auf die Fersen zu bekommen.
    Das Taxi mit dem Dieb hingegen brauste ungehindert davon, gewann immer mehr Abstand und verschwand hinter einer Kurve. Ich konnte die Vorgänge von meinem Standort aus gut beobachten.
    Grinsend ging ich zu Lewis, schlug ihm auf die Schulter und sagte: »Das hat geklappt. Jetzt brauchen Sie sich keine Sorgen mehr zu machen. Alles Weitere ist unsere Sache.«
    ***
    Es wäre uns ein leichtes gewesen, den Cadillac abzufangen und seine oder seinen einzigen Insassen zu schnappen. Aber damit hätten wir nichts erreicht.
    Daß der Dämon nicht das Risiko einging und sich in den Cadillac setzte, um das Geld zu übernehmen, konnten wir uns an den zehn Fingern abzählen. Wen also hätten wir erwischt? Einen kleinen Gauner, der sicherlich keine Ahnung hatte, für wen er den Botendienst erledigte. Darum ließen wir ihn in seinem Cadillac davonfahren.
    Er bekam sogar Gelegenheit, wieder Fühlung mit dem Taxi aufzunehmen, in dem der Aktentaschendieb davonfuhr. Der Cadillac blieb so lange hinter dem Taxi, bis er herausgefunden hatte, wo es seinen

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