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0282 - Amoklauf der Amazone

0282 - Amoklauf der Amazone

Titel: 0282 - Amoklauf der Amazone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Schlacht nehmen?« fragte Paris ungläubig.
    »Es ist Gesetz bei meinem Volk, daß die zum Tode Verurteilten die Standarte tragen!« erklärte Penthesilea. »Denn auf die Trägerin des Feldzeichens wirft sich der Feind mit aller Macht. Sonst ist es der tapfersten Kriegerin eine Ehre, das Panier zu tragen - zumal das Feldzeichen in unmittelbarer Nähe der Königin ist!«
    »Sie wird versuchen zu fliehen!« warnte der trojanische Prinz.
    »Sie wird nicht weit kommen!« mischte sich Atalante ein und strich vielsagend über ihren Bogen. »Nicht einmal Odysseus kommt mir gleich, wenn es darum geht, den todbringenden Pfeil abzusenden!«
    »Außerdem wird die Standarte an ihrer linken Hand festgekettet!« setzte Penthesilea hinzu. »Sie kann sie also nicht wegwerfen und sich aus dem Staub machen. Es bleibt ihr nichts anders übrig, als tapfer zu kämpfen!«
    »Und wenn sie überlebt?« fragte Paris, der Sandra lieber auf dem Altar gesehen hätte.
    »Wenn sie den morgigen Tag überlebt, dann haben die Götter selbst ihren Tod verhindert!« erklärte Penthesilea. »Doch es wird gewiß nicht geschehen. Doch hoffe ich, Mädchen, daß du mit einem ehrenvollen Tod die Schmach überdeckst!«
    Über Sandras Körper lief ein Zittern. Wütend zog Paris den Dolch zurück und stürmte aus dem Raum.
    »Achachne! Hippolyta!« befahl die Amazonenkönigin. »Nehmt sie mit euch, und rüstet sie, wenn es zur Schlacht geht. Wenn die rosenfingrige Eos, die Göttin der Morgenröte, am Himmel erscheint, will ich alle meine Kriegerinnen gerüstet vorfinden. Ich gönne den Trojanern nicht den Ruhm, zuerst auf die Griechen zu treffen. Bedenkt, daß wir die Schmach unserer Kriegerinnen vergelten müssen. Die Götter der Rache selbst ziehen uns voran!«
    »Leb wohl, Micha!« hörte der blonde Junge die leise Stimme Sandras, als sie von den beiden stämmigen Amazonen aus dem Raum geschoben wurde. »Ich hoffe, daß es Professor Zamorra gelingt, dich zu befreien. Grüß Tina von mir, und sag ihr, daß ich sie als Freundin sehr gern gehabt habe… !«
    »Gib das Leben nicht so einfach verloren !« klang ihr Michael Ullichs Stimme im Ohr. »So schnell stirbt es sich nicht. Du bist zur Kämpferin geworden. Also nutze die Chance, die sich dir bietet. Bleib in Penthesileas Nähe. Denn du weißt, welches Schicksal ihr der Sage nach bevorsteht… !«
    Mehr konnte Sandra Jamis nicht vernehmen. Doch das, was Ullich da sagte, war gar nicht so dumm. Vielleicht hatte sie eine Möglichkeit zur Flucht, wenn die Königin der Amazonen auf Achilles traf…
    ***
    »Komm zu mir, schönes Mädchen!« zischte eine Stimme aus der Dunkelheit. Tina Berner zuckte zusammen. In der Nachtschwärze erkannte sie die Umrisse eines gebeugten Mannes.
    »Die Nacht ist sehr kalt, und es ist nicht gut, mit so spärlicher Gewandung draußen einherzuwandeln!« drang die Stimme wieder an Tinas Ohr. Das Girl sah ein, daß der Mann in der Dunkelheit recht hatte. Die Nachtkühle ließ einen Frostschauer über ihren fast nackten Körper fließen.
    Dazu kam, daß sie von dem vermeintlichen Mann, den sie liebte, verschmäht worden war. Tina war völlig demoralisiert. Und die Stimme in der Dunkelheit klang zwar etwas knarrend, aber nicht unsympathisch.
    »Willst du mit mir kommen und mein Zelt mit mir teilen?« fragte die Stimme aus der Dunkelheit wieder. »Es besitzt zwar nicht den Komfort wie die Behausung des Peliden… !«
    Tina Berner gab durch ein Zeichen zu verstehen, daß sie einverstanden war. Noch immer hatte sie nur die Umrisse des kleinwüchsigen Mannes gesehen.
    Eine Zeltwand wurde geöffnet, und Tina Berner trat ein. Einen Augenblick später flammte das Licht einer kleinen Öllampe auf. Tina Berner erschrak, als sie die Unordnung im Innern des Zeltes sah. Eine Sperrmüllhalde ihrer Eigenzeit sah dagegen aufgeräumt aus.
    Die Gestalt ihres Gastgebers hob sich nicht sonderlich von der chaotischen Einrichtung des Zeltes ab. Der kleinwüchsige Mann hatte einen Buckel und überlange Arme wie ein Affe. Über einer fliehenden Stirn wölbte sich eine Halbglatze, hinter der einige verklebte graue Haarsträhnen den Abschluß bildeten. In den Augen des Mannes lag die Verschlagenheit einer Ratte. Gelbe Zahnstummel bleckten aus einem von einem wirren Zottelbart umrahmten Mund.
    Ein Ausbund der Häßlichkeit kam mit ausgebreiteten Armen auf Tina Berner zu, um sie in seine langen Affenarme zu schließen.
    »Willkommen im Zelt des Thersites!« zischte es ihr entgegen.
    Thersites, der häßlichste

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