0282 - Amoklauf der Amazone
wurde. Doch die Götter, welche die Griechen unterstützen, haben sich mit den finsteren Kräften des Abbadon im Orthos verbündet. Sie können Daher eher als Dämonen-Götzen bezeichnet werden, denn mit jedem Tag, den das unselige Ringen um Troja weitergeht, gleiten sie tiefer hinab in die Abhängigkeit des Orthos’. Ohne dein Eingreifen, Zamorra, verschiebt sich das Gleichgewicht der Kräfte in der Vergangenheit. Eile nach Troja, und rette, was zu retten ist…!«
***
»Warum springen wir nicht direkt nach Troja hinein?« wollte Sandra Jamis wissen. Das hübsche Mädchen so um die Zwanzig herum hatte sich den wenigen Resten, die noch von Troja übriggeblieben waren, mit weit mehr Interesse gewidmet als ihre Freundin Tina. Sie hatte versucht, sich in dem Labyrinth der verschiedenen Mauerfragmente zurechtzufinden, die schon Heinrich Schliemann zur Verzweiflung gebracht hatten. Erst dem deutschen Archäologen Dörpfeld gelang es, einigermaßen die echte Stadt von Priamos zu lokalisieren. Denn im Laufe der Jahrhunderte waren auf den Trümmern einer zerstörten Stadt immer wieder neue Häuser errichtet worden.
»Wie du sicher weißt, hat Schliemann bis zur untersten Siedlung gegraben und in seinem Eifer die anderen Schichten zwar genau vermessen und aufgezeichnet, dann jedoch die Mauerfragmente abtragen lassen!« erklärte Professor Zamorra, der sich sehr genau mit der Materie beschäftigt hatte. »Schliemann vermutete, daß die letzte, die tiefste Schicht das Troja von Priamos sein sollte.«
»Heinrich Schliemann hat nie erfahren, daß er nicht nur der Entdecker, sondern auch der endgültige Zerstörer Trojas sein sollte!« setzte Carsten Möbius hinzu, der wissenschaftliche Abhandlungen und geschichtliche Werke wie Abenteuerromane las. »Denn die unterste Schicht stammte aus der Zeit, wo die jüngere Steinzeit langsam in die Bronzezeit überging. Sie ist für uns also uninteressant. Dörpfeld erkannte, daß eine andere Schicht das Troja ist, das wir suchen. Und davon sind nur noch ganz wenige Mauerreste erhalten!«
»Wie ihr wißt, bringt uns Merlins Ring zwar durch die Zeit, doch der Ort, an dem wir uns befinden, wechselt nicht!« nahm der Meister des Übersinnlichen die Erklärung wieder auf. »Was würde geschehen, wenn an der Stelle, wo wir abspringen, sich gerade eine Mauer befindet oder sonst eine Gefahr, die wir nicht voraussehen können? Das Risiko ist viel zu groß!«
»Wir konnten nicht in Troja eindringen, als wir damals den Sprung wagten!« erklärte Carsten Möbius den beiden Freundinnen. »Zwar hat uns Micha in der Nachricht mitgeteilt, daß es neben dem skäischen Tor eine kleine Ausfallpforte geben soll, doch die ist heute nicht mehr vorhanden, und der Teufel mag wissen, in welchem türkischen Schafstall die Steine dieses Mauerteils verbaut sind. Wir müssen also außerhalb der Mauern Trojas landen und uns irgendwie in die Stadt einschleichen!«
»Ich werde Micha da rausholen!« knirschte Tina Berner und umklammerte mit beiden Händen den Balmung. Das Schwert der Nibelungen hatte Michael Ullich Zamorra noch zuwerfen können, bevor ihn die Trojaner überwältigten. Tina Berner verstand einigermaßen, mit der schweren Klinge umzugehen, die Michael Ullich wirbelte, als wäre sie ein leichter Säbel. Sie hatte mit dem blonden Jungen eine Art offenes Liebesverhältnis und brannte darauf, ihren Freund zu befreien.
»Ich werde ihn retten, bevor sie ihn auf dem Altar töten!« stieß Tina hervor, und ihre Augen blitzten.
»Greif aber bitte erst ein, wenn er auf dem Altar liegt!« sagte Carsten Möbius spitzbübisch. »Du willst ihm doch die Freude nicht verderben, oder…?«
»Die Freude?!« echote Sandra Jamis mit ungläubigem Staunen, während Professor Zamorra wissend lächelte.
»Er ist doch in fürchterlicher Gefahr!« setzte Tina Berner hinzu.
»Natürlich!« grinste Möbius, der Junior-Chef des weltumspannenden Möbius-Konzerns, der mit Professor Zamorra schon viele Abenteuer erlebt hatte und der wie die anderen Personen auch die Kleidung der mykenischen Epoche trug. »Er ist nämlich im Palast von Paris angekettet und wird von der schönen Helena bis zum Zeitpunkt seiner Opferung bestens versorgt. Allerbestens, wie ich ihn kenne!«
»Man wird ihm gut zu essen und zu trinken geben!« sagte Sandra Jamis in ihrer kindlichen Arglosigkeit, während Tina Berner bleich wurde. Sie wußte sehr wohl, was es bedeutete, wenn Michael Ullich von einer schönen Frau bestens versorgt wurde. Der Junge, so
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