0282 - Amoklauf der Amazone
an diesen Teil der Rüstung und zog die Streitaxt von Richard Löwenherz hervor.
»Nun werden wir noch eine geeignete Rüstung suchen müssen!« erklärte Ares. Doch Penthesilea schüttelte den Kopf.
»Ich trage meine eigene Wehr, an die sich mein Körper gewöhnt hat!« erklärte sie. Dann prüfte sie fachmännisch die Waffen. Sie stieß einen Pfiff aus, als sie die scharfgeschliffenen Schneiden prüfte.
»Die Bronzepanzer der Griechen sind kein Schutz gegen das Schwert oder die Axt!« erklärte Ares. »Nur die Rüstung des Achilles ist damit nicht zu zerstören. Bedenke das, meine Tochter. Meide den Kampf mit dem Peliden. Denn er wird von Kräften geschirmt, gegen die ich dich nicht schützen kann!«
»Diese Waffen sind mir Schutz genug!« erklärte Penthesilea und machte probeweise einige Schläge mit dem Schwert, daß die Klinge durch die Luft sirrte. »Beim Donner des Zeus. Diese Waffe ist so ausgewogen, daß sie sich leicht wie eine Feder schwingen läßt. Man kann den ganzen Tag mit ihr fechten, ohne zu ermüden!«
»So säume nicht, die Männer Trojas anzuführen, meine Tochter!« vernahm die Königin der Amazonen noch einmal die Stimme des Kriegsgottes, während die Konturen des Ares langsam verblaßten. Einige Atemzüge später war die Erscheinung völlig verschwunden.
Penthesilea atmete tief durch und biß sich in die Lippe, um festzustellen, ob es kein Traumbild war, was sie genarrt hatte.
Doch sie spürte den Schmerz, und die herrlichen Waffen un ihrer Hand vergingen nicht in der Unendlichkeit.
Mit schnellen Schritten ging Penthesilea auf die Gemächer zu, in der ihre Gefährtinnen untergebracht waren. Mit hellen Worten rief sie die Amazonen zum Kampf. Helle Rufe klangen durch den Palast.
Atalante schob Sandra Jamis vor sich her, an deren Handgelenk das Feldzeichen der Kriegerinnen festgekettet war. In die Rechte schob man ihr ein unterarmlanges Bronzeschwert.
Schnell hatten sich die Kriegerinnen gerüstet. Speise und Trank verschmähten sie vor dem Kampf. Die erstaunten Wachen auf den Zinnen von Troja hörten von der Höhe des Königspalastes den gellenden Schlachtruf der Amazonen.
Die tiefrote Farbe der aufdämmernden Morgenröte ließ die Körper der Kriegerinnen wie von Blut umflossen erscheinen…
***
Tina Berner erlitt Höllenqualen. Im Traum wand sie sich in den Armen des abgrundtief häßlichen Mannes. Sie spürte den ekligen Hauch seines Atems in ihrem Gesicht und die stoppeligen Barthaare an ihren Wangen. Die Hände des Tersithes glitten über ihren Körper, während Tina Berner nicht fähig war, sich zu rühren. Die riesigen Lippen des Griechen preßten sich auf ihren Mund, und ihr Körper schauderte vor der Umarmung des Tersithes zurück.
Wie gelähmt mußte Tina Berner alles über sich ergehen lassen. Ihr ganzer Körper schien wie mit Blei ausgegossen. Wildes Flackern in den Augen des Tersithes und dann…
Tina Berner schrie und schrie und schrie…
Dann riß sie ein rotwallender Nebel herauf. Sie spürte, wie sie am ganzen Körper gerüttelt wurde.
»Erwache… Erwache, schönes Mädchen!« vernahm sie eine krächzende Stimme. »Die Götter sandten dir böse Träume, daß du so schreist. Ich schlief vor dem Zelt. Nichts ist dir geschehen. Erwache… !«
Stöhnend schlug Tina Berner die Augen auf. Ihre Augen starrten auf den gleichen, total verlottert wirkenden Griechen, der im Traum über sie hergefallen war. Doch nichts an der Haltung des Tersithes wirkte bedrohlich. In den Augen lag etwas wie Besorgnis. Mit beiden Händen zerrte er die Widderfelle vom Lager herab, mit denen er Tinas halbnackten Körper gegen die nächtliche Kühle schützen wollte.
Das war es also, was die Lähmung im Traum ausgemacht hatte. Dieser vom Schicksal mit Häßlichkeit geschlagene Mann hatte sich ihr gegenüber viel anständiger benommen, als es andere Männer getan hätten.
»Es ist keine Gefahr, was immer du Gräßliches geträumt hast, schönes Mädchen!« brabbelte Tersithes. »Und ich hätte jeden angegriffen, der deinen Schlaf gestört hätte. Du erinnerst mich…!« Tersithes brach ab. Auch in seinem verwachsenen Körper schlug ein Herz, das sich nach Liebe sehnte. Doch die schönen Mädchen von Arkadien trieben ihre grausamen Scherze mit ihm, indem sie ihm Liebe vorgaukelten und ihn dann grausam von sich stießen.
Im Laufe der Jahre kroch Verbitterung in sein Herz. Mit beißendem Spott überschüttete er jeden, der sich ihm nahte.
Doch dieses Mädchen hatte in ihrer Angst und der
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