0283 - Flucht vom Giftplaneten
Prinzip der Kernfusion", antwortete der Duplo ohne Zögern. „Es gibt dort vier große Fusionsmeiler, zylindrisch, etwa fünf Meter im Durchmesser und vom Boden bis zur Decke reichend. Daran angeschlossen sind die Konverter. Sie funktionieren auf thermischer Basis und verwandeln die von den Meilern abgegebene Wärmeenergie unmittelbar in Elektrizität. Vor die Meiler geschaltet sind die Plasmageneratoren, und die Generatoren werden wiederum aus riesigen Wasserstofftanks gefüttert."
„Die Tanks, die Generatoren, die Meiler und die Konverter - all das befindet sich in einem einzigen Raum?" fragte Strugow.
„Ja. Er liegt auf der Sohle des Stützpunkts, achthundert Meter unter der Erde. Es ist eine große, rechteckige Halle, etwa fünfzig mal einhundert Meter. Die Höhe beträgt rund zwanzig Meter. Alle Anlagen sind vollautomatisch. Ich meine, es gibt dort unten keine ständige Aufsicht. Nur wenn eines der Meßinstrumente eine Unregelmäßigkeit anzeigt ..."
„Danke, das genügt", unterbrach ihn Strugow. „Wie kommt man dort hinunter, das ist die wichtige Frage."
Gershwin schien auf diese Frage gewartet zu haben. Die Schüchternheit fiel plötzlich von ihm ab. Er lehnte sich weit in seinen Sessel zurück und wirkte auf einmal wie ein Mann, der sich seiner Wichtigkeit bewußt ist.
„Sie sind sich darüber im klaren", antwortete er mit einem Lächeln, „daß es für Sie unmöglich ist, auf einem der üblichen Zugänge ins Kraftwerk zu gelangen, nicht wahr?"
„Völlig", antwortete Strugow ein wenig verwirrt. „Aber ich hatte eigentlich nicht vor, selber hinzugehen. Dafür sind Sie da. Sie haben Bewegungsfreiheit im Innern der Station. Für Sie ist es ein leichtes, ins Kraftwerk zu gelangen und irgendwo eine kleine Zeitbombe anzubringen."
„Irgendwo", lächelte Gershwin. „Vergessen Sie nicht - ich verstehe etwas von Börsen und Aktien, von Umsatz- und Gewinnziffern, von Konzernfusionen und kontrollierenden Mehrheiten. Sobald es sich um Technik dreht, bin ich ein absoluter Ignorant. Ich hätte auch nicht die leiseste Ahnung, wo die Bombe angebracht werden müßte. Haben Sie das in Erwägung gezogen?"
„Man kann Ihnen das beibringen", wandte Strugow ein und gestand sich im stillen, daß er Gershwins Mangel an technischer Begabung tatsächlich nicht in Rechnung gezogen hatte.
„Und riskieren, daß ich etwas falsch mache und die Bombe im entscheidenden Augenblick nicht zündet?" protestierte der Duplo.
„Ich glaube nicht ..."
Strugow wurde ungeduldig. „Also schön", brummte er. „Am sichersten sind wir, wenn jemand, der wirklich etwas von der Sache versteht, den Eingriff vornimmt. Sie haben mir diese Predigt nicht umsonst gehalten. Wie kommt einer von uns dort hinunter ins Kraftwerk?"
„Von der Wandelhalle aus", antwortete Gershwin einfach.
„Erinnern Sie sich an die Stelle, an der ich Sie vorhin ansprach?"
Strugow nickte nur. „Ganz in der Nähe, in der Wand des Bachbetts, das sich dort fast drei Meter in den Boden eingefressen hat - wenigstens sieht es so aus - gibt es eine Stelle, von der aus man in das nächste Stockwerk gelangen kann. Ich ...", er sah Strugows verwirrten, fragenden Blick und unterbrach sich. „Vielleicht erkläre ich Ihnen lieber, wie die Halle angelegt ist, bevor ich die Einzelheiten beschreibe", schlug er vor.
„Das würde uns helfen, glaube ich", bestätigte Strugow.
„Für den Unbefangenen", begann Gershwin, „sieht die Wandelhalle so aus, als bestünde sie aus mehrere Meter hoch aufgeschüttetem Mutterboden, in den die Tefroder nachträglich Bachläufe und andere Vertiefungen eingeritzt hätten. Außerdem schütteten sie eine Anzahl Hügel auf und gaben sich überhaupt eine Menge Mühe, um die Sache so echt wie möglich aussehen zu lassen, nicht wahr?"
„Das war unser Eindruck", gab Strugow bereitwillig zu.
„Sie kennen die Arbeitsmethoden der Tefroder noch nicht richtig", behauptete Gershwin. „Die Wandelhalle auf diese Art herzurichten, hätte Tage und Wochen gedauert. Dabei findet sich die Besatzung des Stützpunkts unter Zeitdruck. Man benutzte eine einfachere und wesentlich raschere Methode. Anstelle des Hallenbodens wurde eine tragkräftige Folie aus plastischem Material gespannt. In dieser Folie wurden die Erhebungen und Vertiefungen eingepreßt.
Danach überschüttete man das Ganze mit einem halben Meter lößhaltiger Erde, die sich dem Profil anpaßte. Die Folie wurde vom nächsttieferen Stockwerk aus durch ein künstliches Schwerefeld gestützt,
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