0284 - Der Henker und sein Millionär
möglichst unauffällig verschwinden zu lassen. Warum diese sackartigen Gewänder? Warum legt er den enthaupteten Körper in eine Telefonzelle?«
»Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einem Verrückten zu tun, Jerry. Eine andere Erklärung gibt es eigentlich gar nicht.«
Ich klatschte plötzlich in die Hände.
Phil schrak zusammen.
»Phil, ich weiß jetzt, dass Mashott doch etwas mit der Bruderschaft zu tun hatte.«
»Und wie kommst du darauf?«
»Ich erzählte dir doch von meinem Gespräch mit dieser Mrs. Abix. Castor war zwar nur ein kleiner Angestellter bei einer Zeitung, aber eines hatte er mit dem Millionär Mashott gemeinsam.«
»Was denn?«
»Er war lebensmüde, Phil. Ein paarmal hat er versucht, sich das Leben zu nehmen. Immer kam etwas dazwischen. Erst als dieser Mr. Pinner auftauchte, normalisierte sich sein Leben wieder. Auch Mashott hat mehrere Selbstmordversuche unternommen.«
Phil begann hin und her zu wandern.
»Komisch«, sagte er. »Auch bei den drei anderen vermissten Millionären ist von Selbstmord die Rede. Aber was hat das alles zu bedeuten, Jerry?«
Ich zuckte die Achseln. »Man könnte auf einen Gedanken kommen, der so fantastisch ist, dass mich jeder, dem ich davon erzähle, sofort zu einem Irrenarzt schleifen würde.«
»Und was ist das für ein Gedanke?«
»Das behalte ich für mich, Phil. Oder meinst du vielleicht, ich möchte mich von dir auslachen lassen?«
Wieder klingelte das Telefon. Diesmal nahm ich den Hörer ab.
»FBI, New York City District, Cotton!«
»Hallo, Agent Cotton, hier spricht Esmeralda Kitt. Charly ist noch immer noch nach Hause gekommen. Inzwischen ist auch mein Mann von der Arbeit gekommen. Wir haben Charlys Firma angerufen, aber er ist nicht da. Jetzt wissen wir nicht mehr, was wir tun sollen. Helfen Sie uns, bitte!«
Sie begann zu weinen.
»Hören Sie Madam! Ich werde mich um die Sache kümmern. Können Sie mir sagen, wo die Versammlungen der Bruderschaft immer stattfinden?«
»Jeden Freitag um 20 Uhr 30, Sir. Soviel ich weiß, in einem alten Schuppen am Shore Boulevard in Queens.«
»Noch eine Frage, Madam. Wissen Sie zufällig, was für einen Wagen Mr. Castor fährt?«
»No, Sir. Von Autos verstehe ich so gut wie gar nichts.«
»Madam, wenn ich etwas über Ihren Sohn erfahre, gebe ich Ihnen sofort Nachricht.«
Ich legte auf und rief dann die Kraftfahrzeugregistrierstelle an. Nach fünf Minuten bekam ich die gewünschte Auskunft. Castor fuhr einen 54er Ford Continental mit der Nummer NY-E-766.
Ich telefonierte mit der Funkleitstelle und bat, die Nummer von Castors Wagen an alle Streifenwagen weiterzugeben. Damit wurde eine Fahndung nach dem Ford eingeleitet.
»So, Phil. Ich glaube, dass wir jetzt sehr rührig werden, oder?«
»Du willst dich für die Bruderschaft zum Heil der Welt interessieren?«
»Natürlich! Sie sind ja der einzige Anhaltspunkt, den wir haben.«
»Aber der Shore Boulevard ist lang, Jerry. Wenn du keine Nummer weißt, ist es eine Heidenarbeit, da einen Schuppen zu finden. Wahrscheinlich benutzen sie den nur für ihre Zusammenkünfte.«
»Damit rechne ich auch, Phil. Darum werden wir erst einmal unserem Freund Harry einen Besuch abstatten. Gehst du mit?«
»Zu Harry Lomas? Na klar!«
Lomas hat sein Büro eine Etage höher. Er ist unser Experte für Wettschwindel. Sein Hobby ist ein Archiv über Geheimbünde und Sekten aller Art. Da auch wir von Zeit zu Zeit in einer solchen Organisation zu tun haben, hatte Harry auf ausdrücklichen Wunsch von Mr. High einen Ableger seines Archivs in seinem Büro eingerichtet.
Als wir bei ihm eintraten, sog er gerade an seiner unvermeidlichen Shagpfeife.
»Hallo, Jerry! Hallo, Phil!«
»Hallo, Harry! Wir brauchen einige Auskünfte über eine Bruderschaft zum Heil der Welt. Ist dir so ein Verein bekannt?«
Harry nickte. »Sie wollen die Welt mit Gebeten retten. Soviel ich weiß, ist nichts Nachteiliges bekannt.«
Er stand auf und trat an ein kleines Regal. Zwei Minuten später hatte er einen Aktendeckel in der Hand.
»Bruderschaft zum Heil der Welt«, las er vor. »Wurde am 27. Oktober 1959 von Charles Pinner gegründet. Will mit Hilfe strenggläubiger Christen, die er an bestimmten Wochentagen im gemeinsamen Gebet vereint, die Menschen in einen engeren Kontakt zu Gott bringen. Pinner wohnt in Brooklyn. Die Adresse ist 1522, Cropsey Avenue in Bensonhurst. Dort befindet sich auch die Geschäftsstelle der Bruderschaft. Das ist offiziell alles, Jerry.«
»Du betonst das
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