0285 - Der Kampf mit den Giganten
als sie hinter sich das diskrete Hüsteln vernahm.
Shao ließ den Schlüssel los und fuhr herum, wobei sie einen Schrei ausstieß.
Woher der Kerl gekommen war, konnte sie nicht sagen. Es war aber der, der geläutet hatte, nur hielt er diesmal einen kleinen Revolver in der Hand und Shao war in der Lage, sein Gesicht genauer zu betrachten.
Dieses Betongesicht kannte sie, und sie wußte mit einemmal, mit wem sie es zu tun hatte. Logan Costello!
Jetzt schüttelte sie sich. Der Schreck preßte ihr den Magen zusammen, denn sie ahnte, daß Costello in irgendeinem Zusammenhang mit Suko oder John Sinclair stand. Wenigstens in diesem Fall. Denn es gab Verbindungen zu Costello und Shimada.
Shao fing sich wieder. Ihre Stimme klang trotzdem spröde, als sie fragte:
»Was wollen Sie?«
»Dich!«
»Wollen Sie mich entführen?«
»Nein und ja. Ich will dich nur zu jemandem hinbringen, und ich würde dir raten, keine Dummheiten zu machen, sonst werden deine Freunde nicht mehr lange leben.«
»Suko?«
Costello nickte. »Genau. Er und Sinclair befinden sich in den Händen derer, die man getrost als ihre Feinde bezeichnen kann, und du bist für sie der Ausweg.«
»Was geschieht mit mir?«
»Das wirst du noch sehen, China-Girl. Jetzt kommst du erst mit. Und wie gesagt, keine Dummheiten, sonst ergeht es dir schlecht.«
»Okay.« Shao gab das Versprechen, und sie wollte sich auch daran halten. Die Gegenseite hielt leider die besseren Karten in den Händen, das mußte sie zugeben.
Costello ließ sie vorgehen. Ein knappes Grinsen huschte um seine schmalen Lippen. Es lief besser, als er es sich vorgestellt hatte. Dabei konnte sich Costello auf die Schulter klopfen, denn er hatte erkannt, daß er noch nicht zum alten Eisen gehörte. Er machte so manch Jüngerem noch etwas vor. Sie gingen bis zum Fahrstuhl. Shao mit zitternden Knien, Costello wachsam wie ein Kettenhund. Der Lift stand noch oben.
Shao mußte als erste die Kabine betreten. Hinter ihr schlüpfte Costello hinein. Er ließ die Chinesin den entsprechenden Knopf drücken.
Während der Fahrt nach unten sprachen sie kein Wort. Es war alles gesagt worden. Shao hatte sich nur danach zu richten. Costello beobachtete sie. Seine Blicke saugten sich in ihrem Gesicht fest. Er sah, wie nervös die Chinesin war. Sie schwitzte, die Haut glänzte, und ihre Lippen zitterten, während sie die Hände ineinander verkrampft hatte.
Gemeinsam stiegen sie aus. Und sie gingen nebeneinander her wie zwei alte Bekannte. Costello hielt seinen Revolver so, daß er nicht zu sehen war, aber Shao spürte diese Drohung, und ein kalter Schauer rann ihren Rücken hinab.
Der Portier sah die beiden. Er mochte Shao und streckte seinen Kopf aus der Öffnung des Glaskastens.
»Alles in Ordnung, Miß Shao?« rief er.
»Natürlich.«
»Dann ist es gut.«
Der Mann sah den beiden nach. Er wunderte sich über den älteren Knaben, denn er hatte ihn vor kurzem schon gesehen. Da war er allerdings mit einem Hausbewohner gekommen, und nun verschwand er mit Shao. Wirklich seltsam. Der Portier überlegte, ob er die Polizei alarmieren sollte, denn er wußte, daß Shaos Partner Suko und deren Freund John Sinclair einem gefährlichen Beruf nachgingen.
Bevor er sich entscheiden konnte, hatten die beiden das Haus bereits verlassen. Die kühle Luft tat dem erhitzten Gesicht der jungen Chinesin gut. Ein paarmal atmete sie tief durch, während sie von Costello nach links dirigiert wurde, wo zwischen Sträuchern und dem Haus ein schmaler Weg angelegt war.
»Zum Parkplatz«, sagte der Mafioso.
»Und dann?«
»Machen wir eine kleine Fahrt. Dabei fällt mir etwas ein. Kannst du Auto fahren?«
»Ja.«
»Gut, dann wird es dir auch nicht schwerfallen, einen Mercedes zu steuern. Die Servolenkung ist hervorragend.«
Shao wußte jetzt, wie es weitergehen sollte.
Sie atmete auf, denn sie hatte trotz allem die Befürchtung gehabt, daß Costello sie töten wollte. Dies geschah nicht.
Sie erreichten den Wagen. Costello schaute sich um. Zeugen wollte er nicht haben, doch in den abgestellten Fahrzeugen schien niemand zu sitzen. Die Nacht war zu lau, da zogen es Liebespaare vor, sich im Freien zu verlustieren.
Logan Costello schloß die Fahrertür auf und bedeutete Shao, einzusteigen. Er selbst schritt um den Mercedes herum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Wie eine halbe Stunde zuvor Jacques Cavelli ihn während der Fahrt bedroht hatte, so richtete er jetzt die Mündung des kleinen Revolvers auf die Chinesin. »Fahr
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