0285 - Der Kampf mit den Giganten
jedoch einfach, wenn man näher darüber nachdachte.
Shao war zwar ausgestiegen, jedoch stehengeblieben. Sie hielt sich an der noch offenstehenden Tür fest, schaute auf die Mauer der Zombieleiber, und ich glaubte, die Angst auf ihrem Gesicht erkennen zu können.
Ich schüttelte mich. Was hatte dieser gierige Teufel Xorron nur alles mit ihr vor? Xorron ließ seinen Kumpan Logan Costello stehen, bahnte sich seinen Weg um den Wagen herum und trat auf Shao zu. Sie wollte zurückweichen, ich stellte es an ihren Bewegungen fest, doch da war nichts mehr, wo sie hätte hingehen können. Die offene Tür befand sich in ihrem Rücken und versperrte dort den Weg! Ansonsten umstanden sie die Zombies wie eine lebende Wand, die nichts durchließ.
Xorron schaffte sich Platz und blieb vor ihr stehen. Ich konnte alles gut beobachten, denn Costello hatte die Scheinwerfer nicht ausgeschaltet.
Shao hielt sich tapfer. Sie zeigte kaum Furcht und sank nur heftig in die Knie, als sie die Pranke des Monstrums auf ihrer Schulter spürte. Xorron riß sie zu sich heran, drehte sich mit Shao im Griff und zog sie fort.
Ich stand auf dem Sprung. Auf mein Kreuz und die Beretta mußte ich mich verlassen. Sollte Shao von irgendwem angegriffen werden, wollte ich sofort schießen.
Das geschah nicht. Xorron besaß bei seinen Dienern einen so großen Respekt, daß diese sogar ihren schlimmen Trieb vergaßen und bereitwillig Platz schufen, als er durch wollte. Vor der Kühlerhaube blieben sie stehen, während sich Costello im Hintergrund hielt. Xorron und Shao boten ein sehr unterschiedliches Bild. Da war einmal das weiße Monstrum mit dem grünen Skelett, das durch die Haut schimmerte, und zum zweiten die gegen Xorron zierlich wirkende Chinesin.
Noch konnte ich nichts unternehmen und mußte erst einmal oben auf dem Dach stehenbleiben und abwarten.
Xorron ließ Shao los. Dann drehte er seinen haarlosen Schädel so, daß er schräg in die Höhe schauen konnte und sein Blick aus den Spaltaugen mich traf.
Ich hatte mich wieder aufgerichtet, mußte von unten wie ein Schattenriß wirken, der sich vom Dach her abhob und in den finsteren Himmel stach.
Unbeweglich blieb ich. Selbst den Atem hatte ich reduziert.
Sekundenlang starrten wir uns nur an, bis Xorron das Wort ergriff. »Du kennst sie?« fragte er.
»Natürlich.«
Da lachte er dröhnend. »Dann wirst du sicherlich wissen, daß sie sich in meiner Hand befindet und ich mit ihr anstellen kann, was ich will, Geisterjäger.«
»Sag, was du vorhast!«
»Sie ist mein Trumpf, und du bist es ebenfalls. Ich habe dich gut unter Kontrolle, denn wenn du ohne meine Einwilligung das Dach verläßt, werden dich meine Diener zerreißen.« Da hatte er völlig recht. Ich sprach auch nicht dagegen. Ich wartete nur darauf, was er noch wollte, denn er hatte sich Shao nicht umsonst holen lassen.
»Sie«, rief er mir zu, »ist die Verbindung zu einer anderen, die ich unbedingt herstellen muß, um Shimada zu vernichten. Ich will, daß sie sich erinnert.«
»Woran?«
»An eine Göttin. An die Sonnengöttin Amaterasu. Etwas anderes kommt für mich nicht in Frage. Und wenn die Sonnengöttin es schafft, ihren Geist in den Körper dieser Chinesin fließen zu lassen, bekomme ich die Informationen, die ich haben will.«
Xorron hatte sich sehr rasch an die menschliche Sprache gewöhnt, das mußte man ihm lassen. Ich aber fragte dagegen. »Was geschieht, wenn sie sich nicht erinnert?«
»Dann muß ich sie als Feindin betrachten und werfe sie meinen Zombies vor!«
So etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Xorron hätte gar nicht anders handeln können. Es wäre wider seine Mentalität gewesen, die sich von der eines Killers nicht unterschied. Xorron war mit seiner Rede noch nicht am Ende, denn die folgenden Worte galten mir direkt. »Du, Geisterjäger, wirst alles hautnah miterleben. Spring vom Dach und komm zu uns!«
Das hatte ich mir gedacht. »Was ist, wenn ich mich weigere?«
»Dann gebe ich die Frau sofort frei!«
»Und dein Plan ist damit gescheitert.«
»Nein, Geisterjäger, überhaupt nicht. Es gibt für einen Menschen schlimmere Dinge, als zu sterben, das solltest du wissen.«
Wie recht dieses Untier hatte. Xorron konnte mit Shao einiges anstellen, wobei ich machtlos zusehen mußte.
Mir blieb keine andere Wahl.
Ich ging noch einen Schritt vor, trat bis dicht an den Dachrand und stieß mich ab…
***
Noch jetzt spürte Suko den Druck der Klinge in seinem Nacken und den Staub auf seinen Lippen, obwohl
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