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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parkweg des Grauens
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schadhafte Stelle am Kolben damit hatte provisorisch Zusammenhalten wollen.
    ***
    Wie üblich fuhr ich den Jaguar. Als wir über die Kreuzung mit der 95th Street kamen, rief Phil jäh: »Halt an, Jerry!«
    Ich trat in die Bremsen, dass die Reifen jaulten.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte ich ergeben.
    »Vor dem Haus, in dem Miss Millertoe ihr Zimmer hat, steht ein Krankenwagen.«
    »Oh, meinst du, dass ihr die Aufregung nicht bekommen ist?«
    »Lass uns nachsehen. Sie hat ja ohnehin niemanden mehr, der sich um sie kümmert.«
    Wir stiegen aus. Wie immer in solchen Fällen, wo es was zu gaffen gibt, hatten sich bereits einige Neugierige auf dem Gehsteig vor der Haustür versammelt. Wir schoben uns durch die Menge und betraten das Haus.
    Auf der Treppe kamen uns die Träger entgegen. Ann Millertoe war auf der Bahre festgeschnallt. Sie war totenblass und wie leblos. Ein stämmiger Polizist stapfte neben der Trage die Treppe hinab.
    Phil hielt ihn an und zeigte seinen Ausweis.
    »Was ist mit dem Mädchen?«
    Der Polizist nahm die Mütze ab und wischte das Schweißband mit seinem Taschentuch ab.
    »Das ist eine ganz verrückte Geschichte, Sir«, erklärte er achselzuckend.
    »Erzählen Sie schnell«, drängte mein Freund.
    »Also, ich hatte heute Nacht Streife, Sir. Da oben in der Gegend vom städtischen Museum. Es war ungefähr fünf Minuten nach halb vier, als ich auf einmal eine Frau ein Stück weiter im Park schreien hörte. Aber einen Schrei, Sir, das können Sie sich nicht vorstellen!«
    »Okay, weiter«, forderte Phil ungeduldig.
    »Ich dachte natürlich sofort an den Parkmörder, riss die Pfeife hoch und trillerte mein Alarmsignal, während ich schon die Straße hinunterlief. Im Gebüsch hörte ich es dann knacken, so laut, als ob jemand in vollem Trab durch das Gesträuch bricht. Ich nahm die Pistole in die eine und die Lampe in die andere Hand und wartete am nächsten Baum. Da kam das Mädchen hier - also so was von verängstigt, Sir, das habe ich noch nie gesehen. Die Augen waren verdreht, das Gesicht von den Ästen zerkratzt, und dabei schrie sie immer wieder: Nein, er sollte es nicht tun oder so ähnlich. Genau konnte man es gar nicht verstehen. Ich wollte sie beruhigen, aber ich glaube, sie sah mich gar nicht. Inzwischen war ein Streifenwagen aufgetaucht. Wir setzten sie hinein. Dabei merkten wir, dass sie vorn am Hals völlig durchnässt war.«
    »Durchnässt?«, wiederholte ich verständnislos. »Ist sie in einen der Teich gefallen?«
    »Nein, Sir. Dann hätte ja die Kleidung nass sein müssen. Sie war aber nur vorn in der Halsgegend nass. Na, wir haben versucht, aus ihr ein vernünftiges Wort herauszubekommen, wir haben ihr im Revier Kaffee hingestellt und einen Schnaps, aber es war alles vergebens. Sie kam einfach nicht wieder zu Verstand. Zum Glück wusste einer der Kollegen, dass sie gestern oder vorgestern bei der alten Stornes eingezogen ist. Es war ja kein vernünftiges Wort aus ihr herauszukriegen. Als es schon langsam hell wurde, gaben wir es auf. Der Lieutenant vom Nachtdienst sagte, ich sollte sie raufbringen. Ein Wagen setzte uns hier ab, und ich trug sie die Treppen rauf. Natürlich war ausgerechnet jetzt die alte Stornes runter nach Brooklyn zu ihrer Schwiegertochter gefahren. Was sollte ich denn machen? Ich konnte sie doch nicht in dem Zustand allein lassen. Na, da habe ich bis vor drei Stunden rumgesessen und gehofft, dass es besser würde. Aber auf einmal fuhr sie hoch und schrie ganz fürchterlich ›Mörder‹, ein paar Mal hintereinander. Und dann kippte sie auf einmal weg. Seither hat sie sich nicht wieder gerührt. Ich habe einen Arzt geholt, und der hat den Krankenwagen bestellt. So war es, Sir…«
    Phil nickte geistesabwesend. Ich wusste nicht, was ich mit der Geschichte anfangen sollte. Und dann fragte Phil mit halb geschlossenen Augen: »Wo sind eigentlich die Sachen, die sie heute Nacht trug?«
    »Ich habe ihr nur den Mantel ausgezogen. Der liegt droben in ihrem Zimmer.«
    »Zeigen Sie ihn mir.«
    »Ja, Sir.«
    Ich verstand nicht im leisesten, was Phil eigentlich wollte. Aber in diesem Fall hatte ich mir abgewöhnt, Phil noch einmal zu widersprechen. Vielleicht war ich derjenige, der überarbeitet war und den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen konnte. Schweigend stapfte ich hinter den beiden die Treppe hinauf.
    »Da, Sir«, sagte der Cop und hielt den dünnen Staubmantel hoch.
    Man sah noch deutlich die Spuren der Feuchtigkeit. Einzelne spritzerartige

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