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0285 - Parkweg des Grauens

0285 - Parkweg des Grauens

Titel: 0285 - Parkweg des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Parkweg des Grauens
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und suchten in Hulls Zimmer nach der Mordwaffe. Wir fanden nur eine einzige Pistole, nämlich die, die er in das Telefongehäuse eingebaut hatte. Noch in derselben Nacht konnten unsere Fachleute vom Nachtdienst allerdings beweiskräftig feststellen, dass es die Waffe war, aus der für Bill Harper die tödliche Kugel gekommen war.
    Wie es so geht, war ich wieder ganz wach, als wir die Pistole eingepackt hatten.
    »Komm«, sagte ich zu meinem Freund Phil, »bevor wir endgültig aus dieser Gegend verschwinden, sollten wir bei Slate Caller noch einen Whisky trinken. Ich bin über den kritischen Punkt hinweg, und wenn ich jetzt nicht ein bisschen Bettschwere kriege, kann ich vor Übermüdung stundenlang nicht einschlafen.«
    »Ich denke auch, dass wir uns einen Whisky verdient haben«, sagte Phil. »Immerhin haben wir…«
    Ich hob die Faust und wartete. Aber Phil grinste breit und fuhr fort: »Immerhin haben wir heute allerlei geleistet.«
    Das Wort ›Parkmörder‹ stand auf seinen Lippen. Ich schüttelte stumm den Kopf. Gegen so etwas kämpfen Götter selbst vergebens.
    Als wir die Kneipe betraten, bezahlte gerade der letzte Gast.
    »Schon Feierabend?«, fragte ich. »Oder reicht es noch zu einem doppelten Scotch?«
    »Für Sie immer!«, rief Slate Caller. »Setzen Sie sich hinten in die Ecke, dann kann ich vorn die Lampen ausmachen, und wir bleiben wahrscheinlich unter uns. Mir tun die Füße weh, ich möchte heute nicht mehr herumrennen müssen.«
    »Okay, Mister Caller«, nickte ich und steuerte auf die angewiesene Ecke zu, während Caller mit Eiswürfeln klapperte.
    Die Ecke hatte eine Sitzbank mit Schaumgummipolstern, so dick wie üppige Sofakissen. Ich schob mich um das Tischbein herum und wollte mich auf die dicksten Polster fallen lassen, da gab mir Phil einen jähen Stoß.
    Allmählich kam mir ernstlich der Verdacht, dass Phil vielleicht sehr überarbeitet sein könnte - geistig etwa. Ich sah ihn kopfschüttelnd an. Aber er beachtete mich nicht. Wortlos starrte er auf das Polster hinter mir.
    Ich drehte mich um. Mitten auf dem Polster lag eine schimmernde Pistole.
    Phil zog ein sauberes Taschentuch, breitete es über die Waffe und steckte sie behutsam ein, sodass keine vielleicht auf der Pistole vorhandene Fingerspuren verwischt wurden.
    »Was willst du denn mit dem Ding?«, fragte ich verdutzt.
    »Vorsichtshalber untersuchen lassen«, erklärte Phil. »In dieser Gegend hier oben sind so viele merkwürdige Dinge geschehen, dass man gar nicht vorsichtig genug sein kann.«
    »Okay«, seufzte ich, »mach meinetwegen, was du willst. Mich interessiert nur noch der doppelte Whisky.«
    Vielleicht hätten wir unter normalen Umständen, also mit wachem, nicht übermüdetem Verstand, uns mehr Gedanken gemacht, wo nachts um halb zwei auf dem Schaumgummipolster in einer Kneipe plötzlich eine Pistole herkommen soll. In jener Nacht war aber selbst Phil zu keinem anderen Gedanken mehr fähig, als dass man ganz routinemäßig die Waffe von Experten untersuchen lassen wollte.
    ***
    Zur gleichen Zeit walzte sich Ann Millertoe schlaflos in ihrem Bett. Die Aufregungen des letzten Tages waren zu viel für ihre ohnehin angespannten Nerven geworden. Zweimal schon war sie aufgestanden und hatte versucht, etwas zu lesen, in der Hoffnung, dabei müde zu werden. Aber sie ertappte sich 58 nur dabei, dass ihre Augen die Zeilen abtasteten, ohne dass ein Wort in ihr Bewusstsein drang.
    Als es von einer nahen Kirche drei Uhr schlug, hatte sie so starke Kopfschmerzen, dass sie es nicht mehr aushielt. Sie suchte Tabletten. Aber das Röhrchen war leer. Sie legte sich wieder zu Bett und versuchte, mit ihrer Willenskraft den Schmerz zu verdrängen. Er wurde nur noch stärker. Das stechende Bohren wollte ihr schier den Kopf zersprengen.
    Zwanzig Minuten nach drei hielt sie es nicht mehr aus. Sie stand auf und zog sich an. Sie musste Tabletten haben, auch wenn sie dafür mitten in der Nacht zum Drugstore vorn an der Ecke gehen musste, um sich Tabletten aus dem Automaten zu ziehen.
    Als sie durch die menschenleere Straße ging und die frische Luft atmete, ließen die Schmerzen nach. Aber da sie einmal unterwegs war, setzte sie ihren Weg fort. Als sie die Münze in den Schlitz des Automaten steckte, schlug es halb vier.
    Genau zu dieser Minute fing der Parkmörder an, seine Pistole zu suchen.
    Ann Millertoe zog das Fach auf. Es gab ein weithin hallendes Geräusch, als sie es zurückstieß. Erschrocken sah sie sich um. Die Straße war menschenleer.

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