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0286 - Als der weise Merlin starb

0286 - Als der weise Merlin starb

Titel: 0286 - Als der weise Merlin starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Flucht war es jedenfalls zu spät!
    Die kleinen Krieger entwickelten eine Geschwindigkeit, die jeden Hundertmetersprinter vor Neid hätte erblassen lassen!
    Blieb nur noch das Amulett.
    Zamorra ließ die Fingerkuppen über das immer noch pulsierende magische Instrument gleiten, verschob einige der Hieroglyphen in genau durchdachter Reihenfolge und wartete darauf, daß sich der Defensivcharakter der Silberscheibe entfaltete.
    Er wollte ein undurchdringliches Schutzschild um sich aufbauen, um sich vor dem Zugriff der Meute zu schützen.
    Wollte!
    Aber dann waren die Zwerge plötzlich bei ihm, ohne daß das Amulett überhaupt in irgendeiner Weise gegen sie vorging!
    Das war der Moment, in dem Zamorra auch noch den letzten Rest seines in letzter Zeit zu häufig strapazierten, natürlichen Optimismusses verlor.
    In weniger als zehn Sekunden war er umzingelt. Eingeschlossen von einer zähnefletschenden, grölenden Meute kleiner Teufel, die drohend ihre Waffen gegen ihn erhoben und in einer unverständlichen, schrillen Sprache auf ihn einschrien.
    Zamorra hob langsam die Arme, um seine Friedfertigkeit zu bekunden. Nach dem Motto: Tut ihr mir nichts, tu' ich euch nichts…
    Die Zwerge schienen wenig beeindruckt.
    Zamorra erwartete jeden Augenblick, von ihnen zerfleischt zu werden.
    Doch dann, schlagartig, verstummten die Krieger.
    Unheimliche Stille trat ein.
    Jedes der kleinen, bösartig verzerrten Gesichter blickte plötzlich in eine Richtung: Hinauf zum Eingang der Goldenen Burg!
    Dort erschien in diesem Moment eine atemberaubende Gestalt.
    SARA MOON!
    ***
    Sah er jetzt schon Gespenster?
    Kerr versuchte den unwirklichen Nebel zu durchdringen, der seit einer Weile von den Wänden des veränderten Korridors regelrecht ausgeschwitzt wurde. Die ganze Umgebung hatte etwas Unwirkliches angenommen. Die Konturen waren seltsam verschoben. Alles war nur noch sehr verschwommen sichtbar.
    Und dann war auch noch dieser Geist erschienen…
    Merlins Geist!
    Also hatte ihn der Magier doch aufgespürt! Und da Kerr, wie er feststellen mußte, nicht mehr in der Lage war, sich in den zeitlosen Sprung zu retten, würde er seinem Schicksal kaum ein zweites Mal entrinnen…
    »Gewonnen«, preßte der Halbdruide verbittert hervor. »Du hast gewonnen, Hüter der Menschheit!«
    Die letzte Titulierung entsprang purem Sarkasmus. Der Enttäuschung über Merlins völlig unverständliche Wandlung zum Amokläufer.
    Merlins Geist schwebte vom Ende des Korridors zu ihm heran.
    Erst als er ihn fast hätte ›berühren‹ können, fiel Kerr auf, daß Merlins gespenstische Erscheinung nichts mit der allgemeinen Veränderung dieser Region Caermardhins zu tun hatte.
    Und dann, völlig überraschend, klang Merlins Gedankenstimme in ihm auf und verunsicherte den Yardinspector gänzlich.
    Zweiflerischer Tor! wisperte die Geiststimme in seinem Bewußtsein. Ich bin Merlin - oder das was von mir übriggeblieben ist.
    Der Andere, der dich töten wollte, ist gekommen, um auch mich auszuschalten! Eigentlich nur, um mich zu vernichten! Du warst ihm nur im Weg, weil ich dich kurz zuvor hierhergeholt habe. Nicht um dich zu töten, sondern
    WEIL ICH DEINE HILFE BRAUCHE!
    Kerr lauschte benommen, versuchte den Kloß hinunterzuschlucken, der sich in seinem Hals gebildet hatte. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die verwachsene Gestalt, die halbtransparent vor ihm einige Zentimeter über dem Boden schwebte und sich, bis auf diese unerklärliche Substanzlosigkeit, in keinem einzigen Detail von dem Merlin unterschied, der ihn wie ein zum Abschuß freigegebenes Wild gejagt hatte.
    Dennoch: Warum sollte der Geist lügen? Hätte er Kerrs Tod gewollt, er hätte ihn nun haben können!
    »Ich verstehe nicht«, bekannte Kerr tonlos.
    Das kannst du auch nicht. Weil du die Hintergründe nicht kennst. Ich selbst habe womöglich viel zu spät erkannt, was mit mir geschieht. Die Zeichen waren da, aber alles ging so schnell, und ich hätte nie für möglich gehalten, daß das Duplikat noch existiert und einmal eine Gefahr bedeuten könnte. Für mich. Für alle. Wenn es in falsche Hände fällt.
    »Das Duplikat?« echote Kerr verstört. »Soll das heißen, es gibt einen Doppelgänger von dir?«
    Du hast es erraten.
    »Mit den gleichen Fähigkeiten, die du besitzt? Mit der gleichen Macht?« Kerrs Stimme überschlug sich plötzlich, weil er nicht fassen konnte, was Merlin ihm mitteilte.
    Stärker, behauptete der Geist.
    Da glaubte Kerr, endgültig den Verstand zu verlieren.
    »Dann…«

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