0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
Anscheinend bedurfte es weiterer Instruktionen nicht. Perkins’ Schlägertyp schien genau zu wissen, was er zu tun hatte.
»Du hättest deine Nase nicht in diese Angelegenheit stecken sollen, Schnüffler«, meinte Perkins jetzt zu mir gewandt.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf. »Du vergißt das Foto und den Brief.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich auf diesen simplen Bluff hereinfalle! Ich weiß genau, daß du mich nicht fotografiert haben kannst. Vielleicht gesehen — von weitem —, schön! Aber das nützt dir nicht das geringste, selbst wenn die Bullen einen Brief erhalten, in dem du ihnen von mir erzählst. Ich habe ein hieb- und stichfestes Alibi für die Tatzeit. Und außerdem noch einige andere-Trümpfe in der Hand.«
Ich konnte mir denken, was er damit meinte: Leila Paine.
»Wenn man meine Leiche findet, Perkins, dann werden dich die Cops vornehmen.«
Höhnisch grinsend erwiderte er: »Man wird deine Leiche nicht finden, Schnüffler. Und wo keine Leiche ist, da gibt es auch keinen Killer. Laß das nur meine Sorge sein! Los jetzt!«
Mit der Linken deutete er auf eine ledergepolsterte Tür im Hintergrund des Büros. Sie lag jener genau gegenüber, durch die ich gekommen war.
»Beeil dich! Oder ich verpasse dir gleich hier eine Bleifüllung.«
Langsam ging ich zur Tür.
Es war im Augenblick unmöglich, Perkins außer Gefecht zu setzen. Er stand hinter dem Schreibtisch und befand sich außerhalb meiner Reichweite. Außerdem hielt er die Pistole in unmißverständlicher Weise. Es war sicher, daß er damit umgehen konnte. Und ebenso sicher, daß er von seiner Waffe Gebrauch machen würde, falls ich einen Trick versuchte.
Als ich die Tür erreicht hatte, befahl der Schnurrbärtige: »Langsam öffnen und auf der Schwelle stehenbleiben!«
Ich tat, wie mir befohlen wurde.
Kalte, modrige Luft schlug mir entgegen. Ich sah einen dunklen Gang vor mir. Das aus dem Büro fallende Licht reichte aus, um erkennen zu lassen, daß der Flur an einer abwärts führenden Treppe endete.
Vom Schreibtisch her ertönte ein schnarrendes Geräusch.
Blitzschnell wandte ich den Kopf und blickte über die Schulter. Aber meine Chance war noch nicht gekommen.
Unverändert zeigte die Mündung der Pistole auf mich, und Perkins ließ mich nicht aus den Augen.
Er hatte sich lediglich vorgebeugt und mit der linken Hand eine Schreibtischlade aufgezogen. Ohne hinzuschauen, kramte er darin herum. Als seine Hand wieder zum Vorschein kam, hielt sie eine große Taschenlampe. »Wenn du dich noch einmal umdrehst, jage ich dir eine Kugel in den Schädel, Schnüffler.«
Der Lauf der Waffe hob sich um einige Millimeter, und ich beeilte mich, wieder in den Gang zu starren.
Plötzlich verdoppelte sich die Helligkeit in dem Office. Dann ertönte ein leises Knacken hinter mir, die Helligkeit nahm wieder ab, und ich stand im grellen Schein der Taschenlampe, deren Lichtkegel genau auf mich gerichtet war. Im Office selbst war es jetzt finster. Perkins hatte das Licht gelöscht.
»Jetzt streck die Arme schön in die Höhe und setz einen Fuß vor den anderen, Schnüffler! Aber langsam. Keine ruckartige oder voreilige Bewegung! Los!«
Während ich in vorgeschriebener Haltung durch den Gang marschierte, blieb Perkins immer fünf Meter hinter mir. Ich merkte es am Klang seiner Schritte. Er war also unerreichbar für mich. Selbst wenn ich herumwirbelte und mich wie ein Hurrikan auf ihn stürzte, mußte seine Kugel schneller sein als mein Angriff.
Ich schlich also durch den Flur, reckte die Hände über den Kopf und wartete auf meine Chance. Wenn sie nicht bald kam…
Allmählich wurde es ungemütlich. Bei dem Gedanken an meinen Freund begann ich zu schwitzen. Wenn sie ihn herauslockten und von hinten niederschlugen oder wenn sie ihn mit einem Mittel im Getränk betäubten, dann…
Wir waren an der Treppe angelangt. Rauhe Betonstufen führten hinab. Schon nach kurzer Strecke beschrieb die Treppe eine Biegung und entzog das Dahinterliegende meinen Blicken.
»Nicht so müde, Schnüffler!« vernahm ich Perkins’ Stimme hinter mir. »Wir sind gleich da.«
Während wir hinunterstiegen, hielt Perkins gleichen Abstand. Er gab mir nicht die geringste Möglichkeit, ihn zu überrumpeln.
Die Luft wurde jetzt immer muffiger und feuchter. Die Wände rechts und links der Treppe waren grau und schmucklos.
Ich zählte 19 Stufen. Dann war ich am Fuß der Treppe angelangt. Wieder tat sich vor mir ein Gang auf, von dem ich jedoch nicht viel sehen
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