0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
verstand nicht, was vorgefallen war. Ich hatte Perkins im Sprung nicht erreicht. Dennoch lag er jetzt leblos zu meinen Füßen. Er hatte geschossen, mich jedoch nicht getroffen. Aber…
Hatte er wirklich geschossen? Ich roch an der Pistole in meiner Hand.
Nicht die geringste Spur von Kordit, kein Pulver dampf! Nichts!
In meinem Hirn wirbelten die Gedanken durcheinander.
Ich suchte nach meinen Zündhölzern, fand sie in der linken Hosentasche, ließ eines der Hölzchen aufflammen und sah in dem flackernden Lichtschein, wie Perkins vor mir lag.
Seine Haltung war seltsam verkrümmt.
Er lag mit dem Gesicht nach unten. Die Beine waren angewinkelt, der rechte Arm streckte sich steif vom Körper weg.
Perkins war tot.
In seinem Hinterkopf, zwei Finger breit über dem letzten Nackenwirbel, hatte ihn die Kugel erwischt. Aus der kleinen Einschußöffnung sickerte Blut.
Ich wandte den Kopf und blickte zur Tür.
In der gleichen Sekunde zuckte ich zusammen, da mir die Flamme des Streichholzes die Finger verbrannte. Das Licht verlöschte. Aber ich hatte gesehen, wer zitternd und bleich an der Türfüllung lehnte.
Ich tastete an der Wand entlang, fand einen Lichtschalter und betätigte ihn. Eine nackte Birne, die von der Decke des Gewölbes herabbaumelte, flammte auf.
»Beruhigen Sie sich!« sagte ich und trat zu der Frau.
In der Rechten hielt sie einen Revolver, eine Waffe mit kleinem Kaliber. Beide Arme der Frau baumelten schlaff herab. Ihr Gesicht war schreckensbleich .Unaufhörlich zuckten die Lippen. Blaue Augen, die vor Entsetzen weit waren, blickten mich an. Dann sank der Kopf der Frau mit einem Ruck auf die Brust. Die schmalen Schultern begannen zu beben, und die Frau brach in ein hemmungsloses Schluchzen aus.
»Beruhigen Sie sich!« sagte ich noch einmal, legte meinen Arm um ihre Schultern, um sie zu stützen, und fuhr fort: »Sie haben mir das Leben gerettet. Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen, daß Sie ihn erschossen haben. Es war ein Akt der Notwehr. Perkins war ein Mörder.«
Sie nickte unter Tränen, und ihr Schluchzen wurde allmählich schwächer.
***
Meine Retterin war niemand anders als die Chefin des Nightclubs Happy Drum.
Eine halbe Stunde später, als es in den Privaträumen des Etablissements bereits von Kollegen wimmelte, erfuhr ich von Violet Adams so nach und nach alle Einzelheiten. Wir saßen im Büro der Frau.
Violet Adams, Phil und ich. Mein Freund hatte einen dreifachen Mokka vor sich stehen, der stark undsteif genug war, um ihn in Scheiben zu servieren. Was jedoch keineswegs besagte, daß Phil davon auch nur halbwegs munter wurde. Er hatte die Lider zur Hälfte gesenkt, hielt sich an der Mokkatasse fest und folgte meinem Gespräch mit Violet Adams so interessiert, daß er sicherlich nur Bruchstücke mitbekam.
Ich ließ mir von der schönen Frau erklären, wie sie zu meiner Retterin wurde.
Hank und Jesse, so sagte Miß Adams, seien ihr treu ergebene Angestellte, die als Rausschmeißer agierten, sonst jedoch durch und durch anständig seien. Auf meine Frage erklärte sie, daß es sich um die Schildkröte und um den anderen Burschen handle. Nachdem das also geklärt war, fuhr sie fort: »Perkins, der seit einiger Zeit mein Geschäftsführer ist, versuchte die beiden für sich zu gewinnen. Aber das mißlang. Daraufhin stellte er einen Mann ein, über den er gänzlich verfügte. Der Bursche heißt Fred Blyth.«
Eine Personenbeschreibung ergab, daß es der Stiernackige mit dem roten Gesicht war, der mich in Perkins’ Office hatte niederschlagen wollen. »Mit wachsendem Unbehagen habe ich beobachtet, daß Perkins diesen Menschen hier in meinem Haus beschäftigte«, berichtete Miß Adams weiter. »Allerdings konnte ich nichts dagegen machen. Da ich aber annahm, daß Perkins den Mann nicht gerade zu lauteren Zwecken benutzte, ließ ich heimlich in Perkins’ Office eine Abhöranlage einbauen. Ich konnte also von meinem Büro aus all das anhören, was in Perkins’ Office gesprochen wurde. Ich weiß, das ist nicht sehr fair. Aber ich bin für dieses Lokal verantwortlich und natürlich daran interessiert, daß meine Angestellten nicht in Schwierigkeiten geraten. Bislang vernahm ich jedoch nichts, was mir Sorgen gemacht hätte.«
»Und heute abend haben Sie also über die Abhöranlage vernommen, daß Perkins mich umbringen wollte, sind herbeigeeilt und haben mich in letzter Minute gerettet?«
»Hank hat gesehen, wie Sie in Perkins’ Office gingen. Kurz darauf sah er, daß auch
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