0286 - Mister X und sein teuflischer Plan
auswattierten Jünglings ein trug. Ich grinste ihn freundlich an.
Die Rothaarige erklärte mir gelangweilt, daß das eigentliche Programm erst gegen Mitternacht beginne. Tanzvorführungen und so weiter. Mit einigen Handbewegungen cjeutete sie die Kostümgrößen der Tänzerinnen an.
»Ich bin leider etwas kurzsichtig«, sagte ich lächelnd. »Habe aber ein gutes Gehör. Wird auch dafür etwas geboten?«
Sie nicktfe und zählte mir vier Damen auf, die angeblich wegen ihrer Chansons berühmt seien und gefeiert würden.
Ich beschloß, ohne Umschweife zu fragen. »Tritt Leila Paine eigentlich noch auf?«
Ohne Stoeken kam die Antwort. »Ja, nur heute nicht. Sie ist krank.«
»Schade, ich wollte sie von einem Bekannten grüßen.«
Die Rothaarige zuckte mit einem bedauernden Lächeln die Schultern und wandte sich dann einem anderen Gast zu.
Nach etwa einer Viertelstunde kam Phil. Er hatte noch Zeit gefunden, in seinen Frack zu steigen, und sah ziemlich elegant aus. Wir setzten uns an einen Tisch an der Wand und bestellten Scotch.
Meinem Freund war es nicht besser ergangen als mir. Auch ihm hatte man 25 Dollar abgenommen und eine Monatskarte angedreht.
»Ich habe das dumpfe Gefühl, Phil, daß Leila irgendwo versteckt ist. Sie trat hier auf. Perkins ist Stammgast, aber jetzt nicht zu sehen, obwohl er hier sein muß. Also kann er sich nur in den Privaträumen befinden.«
»Du hast recht«, sagte Phil. »Dort hinten kommt er.«
Ich wandte den Kopf in die angegebene Richtung und sah einen großen Mann, der aus einer Tür im Hintergrund des Lokals trat. Er war im Frack, wirkte wie ein auf Hochglanz polierter Dreßman und schob sich, nach allen Seiten lächelnd, durch die Tischreihen.
»Er scheint nicht nur Stammgast zu sein«, meinte Phil. »So benimmt sich nur jemand, der zum Personal gehört.«
»Und zwar zum gehobenen. Ich würde mich nicht wunderit, wenn er Geschäftsführer ist.«
Wir beobachteten den Schnurrbärtigen, der jetzt zur Bar trat, ein Glas entgegennahm, sich mit dem Ellbogen auf die blitzende Theke stützte und in kleinen Schlucken trank. Dabei ließ er seine Blicke langsam durch das Lokal wandern. Als er den Kopf in unsere Richtung drehte, wandte ich mich etwas ab und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während Phil scheinbar hingerissen einer schlanken Blondine nachsah.
Perkins hatte jetzt den Blick auf uns gerichtet. Aber er stutzte nicht für den Bruchteil einer Sekunde, sondern spähte weiter in die Runde, nachdem er uns kurz gemustert hatte.
»Er kennt uns nicht, Phil. Ich hätte es an seiner Reaktion gemerkt.«
»Okay.«
Perkins blieb etwa zehn Minuten, dann verschwand er durch die Tür, durch die er gekommen war.
In kurzen Worten erläuterte ich Phil meinen Plan. Sekundenlang schnitt mein Freund ein skeptisches Gesicht, meinte aber schließlich: »Okay. Es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Aber sei vorsichtig. Wenn du in einer Stunde nicht zurück bist, lasse ich den Laden ausheben.«
»Keine Sorge, alter Junge!« sagte ich lachend und händigte Phil unter dem Tisch die Brieftasche sowie meinen Smith and Wesson aus. Auch die Schulterhalfter löste ich vorsichtig unter dem Jackett und gab sie Phil, der alles in die Taschen schob.
»Ohne Waffe ist es doppelt riskant«, meinte Phil.
»Ich weiß. Aber ich muß damit rechnen, daß ich den kürzeren ziehe und durchsucht werde. Dann könnte mich die Prägung im Lauf der Waffe verraten.«
***
Die Tür, die Perkins benutzt hatte, führte in einen schmalen, nur schwach erleuchteten Gang, der nach billiger Seife roch. Auf jeder Seite gab es zwei Türen.
Weiter vorn machte der Gang einen scharfen Knick und führte dann an der Küche vorbei. Die Tür stand weit offen. Die Luft war erfüllt vom aromatischen Duft gebratener Steaks.
Zwei Kellner und ein Serviermädchen im grünen Kleid mit blütenweißer Schürze kamen an mir vorbei und grüßten freundlich. Wahrscheinlich hielten sie mich für den Kellermeister.
Schließlich gelangte ich an eine Tür, die ganz so aussah, als befinde sich eine bedeutende Person dahinter.
Ich klopfte dreimal, mit langen Abständen dazwischen. Und dreimal wurde laut »Herein!« gebrüllt. Bei jedem Mal wurde die Stimme um eine Nuance lauter.
Dann stieß ich die Tür auf und trat in ein Zimmer mit einem imitierten Kamin, einer riesigen Hausbar, einem wuchtigen Schreibtisch und einem Menschen, den ich unter dem Namen Johnny Perkins kannte. Er hockte hinter dem Schreibtisch und starrte mir mit
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