0287 - Die Halle der Unbesiegbaren
Lächeln glitt über seine scharf ausgeprägten Züge.
„Ihre Vollmachten bitte, Spezialist Kasom!"
Der Ertruser zuckte die breiten Schultern.
„Tut mir leid, Kommandant. Aber ich dachte, Sie verstünden einen kleinen Spaß."
Frank Stuyven blickte ihn verblüfft an.
„Wollen Sie etwa sagen, Sie hätten sich nur einen Scherz erlaubt? Spezialist Kasom, das geht aber doch zu weit. Ich empfinde die größte Achtung vor Ihnen. Dennoch darf ich meine Pflichten nicht verletzen. Ich muß Sie beim Oberbefehlshaber der Kahalo-Flotte melden."
Nur Baar Lun bemerkte das flüchtige Zucken der Augenwinkel des Majors. Darum warf er scherzhaft ein „Wer ist denn nun eigentlich Kommandant der VANUTO? Spezialist Kasom behauptete uns gegenüber, er sei es, und Sie sagen wieder etwas ganz anderes, Major?"
Kasom holte stöhnend Luft, ohne daran zu denken, daß er sich nicht unter seinesgleichen befand. Als Folge davon flog plötzlich Stuyvens Mütze davon. Der Ertruser konnte den Mund gerade noch rechtzeitig schließen, sonst wäre die Kopfbedeckung für immer verloren gewesen.
Dieser Zwischenfall aber gab den Anstoß dazu, daß sich die Spannung unter den Offizieren der Zentrale in einer Lachsalve entlud.
Schließlich stimmte sogar der Major mit ein.
„Okay!" sagte er. „Wenn Sie mir versprechen, Spezialist Kasom, daß Sie in Zukunft Ihre Kompetenzen nicht mehr überschreiten werden, dann könnte ich mich eventuell daran erinnern, Ihnen vor dem Probeflug meine Vertretung übertragen zu haben ...!"
Der Ertruser streckte die Hand aus.
„Einverstanden, Major!"
Aber Stuyven wehrte hastig ab.
„Ich brauche meine Hand noch! Seien Sie also so gut und erkennen Sie die Vereinbarung auch ohne Handschlag an."
Kasom zog seine Hand zurück.
„Auch damit bin ich einverstanden." Er senkte seine Stimme.
„Aber eines hätte ich gern gewußt, Major. Wie kam es, daß Sie erst jetzt in der Zentrale auftauchten, nachdem wir vier Stunden lang im Raum waren?"
Frank Stuyven errötete leicht.
„Ich habe geschlafen", gab er zu.
Dann verteidigte er sich heftig.
„Woher hätte ich auch wissen sollen, daß so ein Ertruser daherkommt, sich als Kommandant aufspielt und einen Probeflug anordnet! Mich wundert nur, daß niemand meiner Offiziere Ihnen widersprochen hat."
Kasom grinste breit.
„Kein Wunder! Ich habe über den Interkom mit Ihnen gesprochen, und Ihre Erlaubnis eingeholt!"
Stuyvens Schultern bebten vor verhaltenem Lachen.
„Jetzt weiß ich wenigstens, was ihr USO-Spezialisten während eurer Ausbildung beigebracht bekommt. Aber wenn Sie schon einmal den Probeflug eingeleitet haben, dann kommen Sie bitte zum Kartentisch und geben mir einen Bericht. Sie hatten sich ja quasi zu meinem Stellvertreter ernannt, nicht wahr?"
Kasoms unterdrückte Flüche wurden vom Gelächter der Zentralebesatzung übertönt. Sie gönnten dem ertrusischen Riesen den Reinfall, den er erlitten hatte.
Omar Hawk und Baar Lun aber fuhren zurück zur CREST III.
Sie sollten noch einiges holen, was sie auf die Reise nach Andro-Alpha mitzunehmen gedachten ...
*
Der Leichte Kreuzer VANUTO startete am 16. Juni 2405 Erdzeit vom Planeten Gleam im Tri-System und ging eine Stunde später in den Linearraum.
Ziel war der 62.000 Lichtjahre entfernte Andro-Alpha-Nebel, ein der Andromeda-Galaxis vorgelagerter Zwergnebel mit nur 6500 Lichtjahren Durchmesser, rund 5300 Lichtjahre weniger als der kleinere der beiden unserer Milchstraße vorgelagerte Zwergnebel: die Kleine Magellansche Wolke.
Immerhin enthielt Andro-Alpha genügend Welten mit einer Wasserstoff-Methan-Atmosphäre, auf denen sich die Maahks in relativ kurzer Zeit unheimlich hatten vermehren können.
Am Abend des 16. Juni, nach insgesamt elf Stunden Fahrt durch den Linearraum, beendete Lordadmiral Atlan die Besprechung, die er mit seinen Begleitern abgehalten hatte.
Er sah sie der Reihe nach an: Melbar Kasom, den riesenhaften Ertruser, Omar Hawk, den Umweltangepaßten mit der Kompaktkonstitution, dessen Muskeln die Festigkeit von Stahlplastik besaßen, Baar Lun, den letzten der Moduls, der die Fähigkeit besaß, jede Form von Energie in jede beliebige Form von Materie umzuwandeln, Ras Tschubai, den großen, schwarzhäutigen und wollhaarigen Teleporter, und Wuriu Sengu, den wuchtig gebauten Späher-Mutanten mit den dunklen Schlitzaugen im breitflächigen Gesicht.
Unwillkürlich mußte der ehemalige Arkonidenadmiral lächeln.
Zu der Zeit, als er noch eine arkonidische Flotte befehligte,
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