0287 - Die Halle der Unbesiegbaren
hatte er niemals eine so bunt zusammengewürfelte Mannschaft wie diese besessen. Seine Leute von damals waren gewiß intelligent gewesen, aber doch mehr oder weniger in ein Verhaltens- und Denkschema gepreßt - eine Frucht vieltausendjähriger, einheitlicher Erziehung.
Diese Terraner aber ließen sich in kein Schema pressen. So unterschiedlich wie ihre besonderen Fähigkeiten waren auch ihre Charaktere und ihre Verhaltensweisen.
Nur eines hatten sie alle gemeinsam: die unverbrüchliche Treue zur Menschheit. Und das war es, was sie zu einheitlichem Handeln veranlaßte.
Er räusperte sich verlegen, als er Baar Luns musternden Blick bemerkte. Dem kahlköpfigen Modul entging nicht die leiseste Gefühlsregung, was nur zum Teil auf seine natürliche Begabung zur psychoanalytischen Methode zurückzuführen war. Lun „spürte" infolge seiner Hypersensibilität unheimlich genau, wie der andere dachte.
„Wir sind uns also klar darüber", führte Atlan aus, „daß die Verhandlungen mit den Maahks eine Art Psychofeldzug darstellen werden - von der Verfahrensweise her betrachtet.
Vor allem darf kein Wort über unsere geplante Aktion gegen das Andro-Sechseck fallen - nicht, bevor greifbare Verhandlungsergebnisse mit den Maahks erzielt worden sind.
Noch besser wäre es, sie kämen selbst auf den Gedanken, uns die Vernichtung des Sonnentransmitters in Andromeda vorzuschlagen."
Er lächelte hintergründig.
„Ich persönlich würde es begrüßen, wenn es den Meistern der Insel gelungen sein sollte, einige führende Maahks gegen entsprechende Duplos auszutauschen."
„Vorausgesetzt, wir können das auch beweisen, Sir", warf Wuriu Sengu ein.
„Dazu habe ich Sie und Lun mitgenommen", erwiderte der Lordadmiral ernst. „Sie müssen sich natürlich vorsehen, damit niemand etwas von Ihren Recherchen bemerkt; es könnte sonst sehr unangenehm für uns werden. Eventuelle Maahk-Duplos würden vor nichts zurückschrecken, um ihre Existenz geheimzuhalten."
Omar Hawk grinste.
„Man kennt bei den Maahks unsere besonderen Fähigkeiten nicht, Sir. Damit haben wir bereits einen großen Vorteil, bevor die Verhandlungen überhaupt beginnen."
Atlan nickte.
„Wir wollen es hoffen Hawk!"
Er winkte den bereitstehenden Dienstrobotern und ließ echten brasilianischen Kaffee servieren.
„Damit wir munter bleiben", bemerkte er dazu.
Baar Lun ließ sich das Getränk schmecken. Er hatte sich an terranischen Kaffee gewöhnt und trank ihn leidenschaftlich gern, obwohl er in seinem früheren Leben niemals so etwas bekommen hatte.
Nur Wuriu Sengu lehnte dankend ab. Er ließ sich von den Robotern eine Kanne Tee bringen.
Hawk goß sich einen Viertelliter Whisky in seine Kaffeekanne.
Dem vorwurfsvollen Blick des USO-Chefs begegnete er mit einem ironischen Lächeln.
„Alkohol macht mir nichts aus, Sir", erklärte er. „Während meiner Spezialausbildung bei der Galaktischen Abwehr erlaubte ich mir einmal den Scherz, unmittelbar vor der Untersuchung auf Raumflugtauglichkeit drei große Flaschen Whisky innerhalb einer Stunde zu leeren. Sie werden es kaum glauben, aber weder die Ärzte noch die Testmaschinen merkten etwas davon."
„Schade um den schönen Whisky!" seufzte Kasom.
Der Ertruser machte natürlich wieder einmal eine Ausnahme.
Anstatt sich mit Kaffee zu begnügen, hatte er sich ein knusprig gebratenes Spanferkel kommen lassen. Andere Leute hätten das Tier wahrscheinlich als Läuferschwein eingestuft, doch die entsprechenden Sticheleien der anderen machten einem Mann wie Kasom nicht das geringste aus. Er aß mit großem Behagen und ließ nur blankgenagte Knochen zurück.
Anschließend stieß er geräuschvoll auf.
„So!" bemerkte er zufrieden. „Das war die Vorspeise. Es wird Zeit, daß ich etwas Festes in meinen Magen bekomme Leute. Ich werde einmal sehen was die Kantine zu bieten hat."
Er erhob sich und stampfte aus der Tür.
Kopfschüttelnd blickte Sengu ihm nach.
„Hoffentlich geht uns nicht einmal der Proviant aus", murmelte er ahnungsvoll. „Dieser Ertruser frißt uns sonst glatt auf."
Atlan lachte schallend.
„Nun, ganz so schlimm ist er nun wieder nicht. Allerdings benötigt sein Körper für unsere Begriffe unheimlich viel Nahrung. Aber Melbar stellt sich absichtlich noch als ‚Vielfraß‘ zur Schau, weil er es amüsant findet, wenn andere Leute vor Entsetzen Mund und Ohren aufsperren."
Omar Hawk trank seinen Kaffee aus und erhob sich.
„Dieses Thema regt meinen Appetit an. Ich bin zwar kleiner als Kasom,
Weitere Kostenlose Bücher