0287 - Sein Mörder war schon unterwegs
schienen sich zu spannen. Totenstille herrschte auf einmal. Aller Augen waren in unsere Richtung gewandt.
Und dann federte der Gangster herum. Zur gleichen Sekunde lehnte Cruss sein Queue gegen den Tisch und ließ die Hand langsam am Jackett emporkriechen auf sein Schulterhalfter zu, die das Jackett in der Achselhöhle ein wenig ausbeulte.
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Berta Right hatte ihrem Bruder und den beiden G-men, die sich weisungsgemäß in seiner Wohnung auf hielten, ein Abendbrot hergerichtet, von dem Robert Czerny so gut wie nichts anrührte. Auch Bertas Zureden half wenig.
Nachdem sie das Geschirr gesäubert und aufgeräumt hatte, verabschiedete sie sich. Ihr Bruder versprach, sie sofort anzurufen, wenn sich die Kidnapper melden würden. Bedrückt machte sich Berta Right auf den Heimweg.
Von der Suffolk bis zur Jefferson Street war es nur ein kurzes Stück Weg. Aber als sie nun allein durch die Dunkelheit nach Hause zurückkehren musste, kam ihr die Entfernung viel größer vor, als sie tatsächlich war. Die Entführung der kleinen Claudia beschäftigte ihre Fantasie so stark, dass sie sich ängstlich an jedem nächtlichen Passanten vorbeidrückte, der ihr entgegenkam. Auch der leise rauschende Regen war nicht dazu angetan, sie in eine weniger furchtsame Stimmung zu versetzen.
Sie atmete erleichtert auf, als sie das Haus erreicht hatte, in dem ihre Wohnung lag. Zuerst wollte sie klingeln, aber dann dachte sie daran, dass ihr Mann vielleicht eingeschlafen sein könnte. Und nach den Aufregungen des Tages wollte sie ihn nicht unnötig wecken. Sie kramte den Hausschlüssel aus der Manteltasche hervor und schob ihn ins Türschloss, als sie plötzlich von hinten angesprochen wurde.
»Mrs. Right«, sagte eine fragende Männerstimme.
Berta Right fuhr zusammen wie unter einem Peitschenschlag. Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenkrampfte und eine eiserne Faust von Furcht es umschloss. Ihre Hände zitterten, und sie musste sich zusammennehmen, um nicht in ein hysterisches Weinen der Angst auszubrechen.
Es schien ihr selbst eine Ewigkeit zu dauern, bis sie den Schock soweit überwunden hatte, dass sie imstande war, sich umzudrehen. In der nächtlichen Finsternis konnte sie nicht mehr als den Umriss des Mannes erkennen, der sie angesprochen hatte. Er trug einen Regenmantel mit hochgestelltem Kragen und einen Hut, von dessen Krempe der Regen tropfte.
»Was wollen Sie?«, stieß Berta Right hervor.
Der Mann hob in einer grüßenden Geste die Hand an den Hut.
»Ich heiße Burkwich«, sagte die Stimme des Mannes halblaut aus der Schwärze der Nacht heraus. »Personalabteilung des Hauptquartiers. Ich möchte gern ein paar Worte mit Ihnen sprechen.«
Gott sei Dank!, schoss es ihr durch den Kopf. Wenn er von der Polizei ist, kann er jedenfalls kein Gangster sein, kein Kidnapper oder sonst was.
»Kommen Sie herein«, sagte sie. »Haben Sie eine Taschenlampe bei sich? Die Türbeleuchtung ist wieder einmal kaputt, wie es scheint. Ich kann das Schlüsselloch nicht finden. Ich bin viel zu aufgeregt.«
»Geben Sie mir den Schlüssel, ich mache das schon.«
In der Dunkelheit fanden sich ihre Hände erst nach einigem Tasten. Berta Right spürte seine kräftigen, warmen Finger, und erst durch diese Berührung wurde ihr klar, dass ihre eigenen Finger eiskalt sein mussten. Sie hörte, wie der Schlüssel klirrte, als er ihn in das Schloss stieß. Die Tür quietschte ein bisschen, als er sie aufschob.
Was wird Sammy denken, schoss es ihr durch den Kopf, wenn der Mann aus der Personalabteilung jetzt mit mir kommt? Vielleicht glaubt er gar, ich hätte die Personalabteilung noch mal aufgesucht.
Burkwich hatte den Knopf für die Beleuchtung im Treppenhaus gefunden. Er nahm erst jetzt seinen Hut ab und schüttelte das Regenwasser ab. Berta ging vor ihm her und suchte in der Handtasche bereits nach dem Wohnungsschlüssel.
Mit Verwunderung registrierte sie die Tatsache, dass in der ganzen Wohnung kein Licht brannte. Sie führte Burkwich in das Wohnzimmer und entschuldigte sich für einen Augenblick. Sie sah überall nach. Aber Sammy war nicht zu Hause. Als sie ins Wohnzimmer zu Burkwich zurückkehrte, stand die Ratlosigkeit deutlich in ihrem Gesicht.
»Ist etwas passiert?«, fragte Burkwich.
»Sammy, ich meine, mein Mann ist nicht zu Hause.«
Burkwick lächelte dünn.
»Um ehrlich zu sein, Mrs. Right: Genau deshalb bin ich hier.«
»Was? Weil Sammy nicht zu Hause ist?«
»Ja. Ich wollte Sie fragen, wo er sein könnte. Aber es sieht nicht so
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