0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
lachte kurz auf. »Sheila wirst du nicht sehen. Schau genau hin.«
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als sie bereits mit den Fingern Buchstaben in die Luft malte, die rötlich leuchteten und sich zu einem Wort verbanden.
Bills Augen wurden groß. »Nein…«, würgte er hervor.
»Doch!« zischte Jane. »Du triffst sie in ihrem Grab!« Es waren die letzten Worte, denn als die Tür zum Bad aufgestoßen wurde, war Jane Collins verschwunden…
***
Shao war noch in der Küche beschäftigt, so traf ich Suko allein. Er stand im Wohnraum vor dem Fenster und schaute in den Garten. Noch war es nicht dunkel geworden, doch die Dämmerung kroch bereits heran und legte ihr graues Tuch über das Land.
Der Inspektor hatte meine Schritte gehört und drehte sich um. Sein Gesicht war hart, als er fragte: »Wie geht es ihm?«
»Mies«, erwiderte ich. »Sehr mies.«
»Kann ich mir denken.«
Ich hob die Schultern und nahm mir das, was ich meinem Freund Bill vorhin verweigert hatte. Einen Whisky. Die Flüssigkeit gluckerte in das Glas, ich schaute einen Moment auf die Oberfläche, als würde sich dort die Lösung des Rätsels zeigen.
Dann trank ich.
Warm rann der Whisky meinem Magen entgegen. Ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Innern aus, und ich sah Sukos fragenden Blick auf mich gerichtet.
»Bill ist im Bad geblieben«, erklärte ich meinem Partner. »Er will sich duschen.«
»Hoffentlich.«
»Wie meinst du das?«
»Ich habe ihn zwar nicht gesprochen, kann mir aber vorstellen, daß er sich in einem Zustand befindet, den ich als labil bezeichnen möchte. Bill bietet für die andere Seite Angriffsflächen. Außerdem ist es möglich, daß er völlig durchdreht, wenn er keine andere Chance mehr sieht.«
Ich stellte das Glas weg. »Meinst du Selbstmord?«
»Es wäre zumindest nicht von der Hand zu weisen«, erwiderte er.
Tief atmete ich ein. »Das wäre so ungefähr das Schlimmste, was uns und ihm passieren könnte.«
»Wir müssen mit allem rechnen.« Da hatte Suko natürlich recht. Aber würde Bill sein Leben wirklich so einfach wegwerfen? Ich wollte es nicht glauben, das war einfach destruktiv, denn ich kannte Bill als einen agilen Menschen, der dem Leben positiv gegenüberstand. Allerdings an der Seite seiner Frau Sheila. Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine noch erfolgreichere Frau, so sagt man. Und bei den Conollys traf dieses Sprichwort genau zu.
»Du sagst nichts, John?«
»Nein, ich denke nach.«
»Aber du weist meine Theorien nicht von dir.«
»Wie könnte ich.«
»Obwohl, du es vielleicht besser wissen müßtest, denn du kennst ihn länger, warst oft genug mit ihm zusammen.«
»Aber so etwas kam nie für ihn in Frage.«
Wir hörten ein Lachen. Es tat gut, dieses Kinderlachen zu vernehmen.
Wahrscheinlich hatte es Shao verstanden, den Kleinen aufzuheitern.
Ein Luftzug traf mein Gesicht. Nicht das Fenster war geöffnet worden, sondern die Tür. Ein rotbrauner Körper auf vier Beinen schob sich in den Wohnraum.
Nadine kam.
Ein Tier besitzt zwar keinen Verstand, aber einen Instinkt. Und bei Nadine Berger schien mir dieser besonders ausgeprägt zu sein, so daß er fast schon in die Nähe des Verstandes rückte. Als sie näherkam, konnte ich auch ihre Augen sehen. Der Blick war starr auf uns gerichtet, wir sahen das feuchte Schimmern, und sie schaute uns an, als wüßte sie bereits alles.
»Komm her, Nadine«, sagte ich leise.
Mit zwei Sprüngen war sie bei mir. Vor meinen Füßen kauerte sie sich hin, legte ihren Kopf schief und blickte mich an.
Wieder einmal wünschte ich mir sehnlichst, daß sie reden könnte, aber das würde wohl für immer ein Wunschtraum bleiben. »Weißt du, wo sich Sheila befindet?« sprach ich sie trotzdem an.
Sie öffnete ihren Mund. Ich konnte hineinschauen, sah das Blitzen der Zähne und auch die lange Zunge, doch eine Antwort bekam ich von ihr nicht.
Sie ließ sich streicheln. Die gespreizten Finger meiner rechten Hand fuhren durch das dichte Fell, und Nadine genoß es, so von mir verwöhnt zu werden.
Bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich noch auf dem Boden liegend drehte und in die Höhe sprang. Etwa einen Yard vor meinem Sessel blieb sie stehen. Sie schaute auf die offene Tür. Ihr Fell sträubte sich, ein leises, drohend klingendes Knurren drang dabei aus ihrem Mund, und auch Suko und ich schauten auf die Tür.
»Da ist doch was«, sagte mein Partner.
Der Meinung war ich ebenfalls und stand auf.
Irgend etwas hatte Nadine beunruhigt. Kaum hatte ich mich
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