0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
und griff nach seinem danebenliegenden Löffel. Wir schauten ihn nicht an, das war unser Fehler. Vielleicht hätten wir es sonst früher bemerkt, denn erst als Bills Schrei aufklang, wurden wir aufmerksam.
Wir drehten uns zu ihm.
Wie erstarrt saß der Reporter auf dem Platz. Er starrte auf seinen Teller, und was sich dort befand, war nicht mehr die Suppe, sondern eine andere Flüssigkeit.
Blut!
***
Charly Rainbird schüttelte den Kopf. »Das ist Wahnsinn, wenn wir weiterfliegen.«
»Wieso?« fragte Muriel, seine Frau.
»Weil wir einen zu starken Wind bekommen, und der treibt uns ab. Sieh dir doch mal den Himmel an.«
Muriel folgte dem Ratschlag ihres Mannes. Sie schaute in das dichte, graue Meer aus Wolken, das über ihnen schwebte und sie an eine aus Steinen unterschiedliche Größe erbaute dicke Wand erinnerte.
Es war wirklich ein Risiko, wenn sie weiterflogen. Der Wind blies aus den Wolken und degradierte den Ballon über ihnen zu einem Spielball.
»Aber wo sollen wir landen? Hier ist nichts.«
»Etwas können wir ja noch fliegen«, meinte Charly, wobei ihm der Flugwind die Worte von seinen Lippen riß.
»Treib es nur nicht zu toll«, warnte Muriel.
Charly grinste. »Keine Bange, ich bin ein alter Profi.«
Muriel schwieg, legte ihren Kopf in den Nacken und schaute auf den über ihnen schwebenden knallgelben Ballon. Wie ein gewaltiges aufgeblähtes Kunstwerk, so kam er ihr vor. Vom Boden aus gesehen, wirkten die Ballons immer kleiner, als sie tatsächlich waren. Wenn man selbst in der Gondel stand und hochblickte, war das alles anders. Da konnte man schon Angst bekommen, vor allen Dingen dann, wenn man daran dachte, daß sich zwischen der Gondel und dem Böden einige Hundert Fuß Distanz befanden.
Muriel teilte erst seit wenigen Monaten das Hobby ihres Mannes. Charly, Manager einer Werbefirma, war an sich atypisch für diesen Job. Er machte keine Schau, schleppte sie nicht auf Parties und trieb sich auch selbst nicht in den Kreisen herum, die sich immer als »in« bezeichneten.
Er ging nur seinem Hobby, dem Ballonfliegen, nach. Natürlich waren sie einem Verein beigetreten, und da hatten sie die Bekannten gefunden, für die es sich lohnte, eine Freundschaft zu schließen. Keiner von ihnen war so oberflächlich wie die Typen aus der Werbebranche. Die Mitglieder des Ballonclubs konnten sich aufeinander verlassen. Jeder half dem anderen, wenn er in Not geriet, so daß sich Charly und Muriel sehr wohl fühlten. Beide hatten sie die 30 überschritten und keine Kinder.
Als sie an diesem Abend im Korb standen, trugen sie wetterfeste Kleidung. Der Sommer war vorbei, mit gewaltigen Schritten hatte sich der Herbst genähert, und es war wohl eine ihrer letzten Fahrten, die sie in diesem Jahr unternahmen.
Der Wind wurde schärfer. Muriel zog ihre Kapuze hoch, die das braune Haar verdeckte. Ihr Gesicht war gerötet, die Augen hatte sie leicht zusammengekniffen, und der Himmel verdunkelte sich immer mehr.
Die große gelbe Kugel über ihnen schwang hin und her. Der Wind spielte mit der Ballonhülle, und er bog auch die Auslaufleinen zwischen Kugel und Korb durch.
Als Charly an Muriels Seite trat, schwankte der Korb ein wenig. »Schau dich mal nach einem Landeplatz um«, sagte er.
»Auf einmal?«
»Ja, wir wollen jedes Risiko vermeiden.«
»Aber wo willst du da landen?« Muriel deutete dabei in die Tiefe, denn als ideal konnte man das Gelände nicht bezeichnen.
Landungen in Wäldern waren nicht gerade ihre Spezialität, außerdem konnte das sehr leicht ins Auge gehen. Für den Menschen ebenso wie für den Ballon. Charly kannte einige Freunde, die Bruch- oder Notlandungen hinter sich hatten und nicht davon begeistert waren.
»Dann eben weiter auf London zu!« rief er.
Sie sahen die Millionenstadt am Horizont. Das Häusermeer schien dicht unter der grauen Decke der Dämmerung zu liegen, und die ersten Lichter funkelten wie unendlich weit entfernte Sterne.
Wieder fuhr eine Bö heran und schüttelte wild an der Hülle. »Ist egal!« rief Muriel, »wir müssen runter, und wenn es eine Bruchlandung wird. Da sind die Chancen noch immer größer als in einem Orkan.«
Charly nickte. »Okay, dann sehen wir zu, daß wir runter kommen.«
Wenig später leiteten er und seine Frau die Landung ein. Sie mußten mit den Leinen arbeiten, das Gas sollte zum großen Teil die Hülle verlassen, damit sie langsam dem Erdboden entgegenschwebten.
Es war eine einstudierte Arbeit zwischen den beiden, und sie stellten befriedigt
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