0287 - Wenn Satan sich die Hände reibt
erhoben, als auch Nadine auf leisen Pfoten das Zimmer verließ.
Wir folgten ihr, denn Nadine hatte uns wahrscheinlich auf eine Spur gebracht. Wenn sie auf diese Art und Weise reagierte, dann stimmte etwas nicht.
Durch den Flur lief sie, schlug aber nicht den Weg zum Kinderzimmer ein, sondern lief dorthin, wo sich die Tür zum Bad befand. Davor stoppte sie, das Knurren verstärkte sich, und mein Herz klopfte plötzlich schneller.
Dahinter befand sich Bill.
Wir hörten kein Rauschen der Dusche. Alles war still, und dennoch mußte sich da etwas ereignet haben, denn sonst hätte uns Nadine nicht gewarnt.
»Bill!« rief ich.
Eine Antwort bekamen wir nicht.
Ich war es schließlich leid, hieb meine Hand auf die Klinke und riß die Tür auf.
Bill starrte uns an.
Völlig normal. Nichts deutete auf einen Selbstmordversuch hin, aber auch nichts darauf, daß er sich schon geduscht hatte, denn sämtliche Chromund Spiegelflächen im Bad glänzten so wie immer und waren nicht von einem Film aus Feuchtigkeit überzogen.
Scharf schaute ich meinen Freund an. Er schien noch nervöser und bleicher geworden zu sein. Seine Hände zitterten wie die eines Greises.
Irgend etwas mußte ihn erschreckt oder getroffen haben, auch wenn er jetzt versuchte, sich zusammenzureißen.
Bill hob müde die rechte Hand. »Hallo, Suko«, grüßte er den Inspektor.
Der Chinese nickte. »Du hast noch nicht geduscht?« fragte ich.
»Nein.«
»Wieso nicht?«
»Verdammt, kann ich mir meine Duschzeit nicht selbst einteilen? Bin ich ein Baby, das sich von euch Vorschriften machen lassen muß?« Für einen Moment flammte in seinem Blick der alte Wille und die alte Kampfkraft wieder auf. »Was wollt ihr überhaupt hier im Bad? Mir beim Duschen zusehen?«
Ich wiegelte ab. »Entschuldige, Bill, aber so darfst du das nicht sehen. Wir haben uns eben Sorgen gemacht.«
»Quatsch.«
»Etwas ist passiert«, sagte Suko.
»Was soll den passiert sein?« Bill reagierte sehr aggressiv. »Ich war im Schlafzimmer, um mir frische Wäsche zu holen. Das ist alles.«
»Nadine wurde unruhig«, sagte ich.
»Na und?«
Nein, mit dem Reporter war nicht zu reden. Ich entschuldigte mich noch einmal und verließ das Bad. Suko und Nadine blieben an meiner Seite, die Wölfin knurrte weiter.
»Das macht sie nicht ohne Grund«, erklärte Suko. »Verdammt, da ist etwas nicht in Ordnung.«
»Was könnte es sein?«
»Frag mich etwas Leichteres. Bill wirkte sehr aggressiv. Vielleicht hat er Besuch bekommen.«
»Von wem?«
Suko runzelte die Stirn. »Ich denke da an gewisse Personen. Unter anderem an Jane Collins.«
»Eine Vermutung, nichts weiter.«
»Natürlich, aber auch Jane steckt mit dem Teufel im Bunde, und vielleicht setzt dieser sie für oder gegen Bill ein. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.«
In diesem Falle hatte Suko ein wahres Wort gesprochen. Wenig später wurden wir abgelenkt, denn aus der Küche hörten wir Shaos Stimme.
»Ihr könnt essen kommen. Ich habe schon gedeckt.«
»Bill steht noch unter der Dusche«, erklärte Suko.
»Der wird wohl kaum etwas zu sich nehmen.«
»Aber es schmeckt gut«, meldete sich Johnny. »Ich werde es Daddy sagen.« Er kam an und wollte an uns vorbeihuschen, ich hielt ihn fest.
»Nein, Johnny. Dein Daddy steht noch unter der Dusche. Er kommt später.«
»Dann fangen wir schon an, Onkel John. Shao hat toll gekocht. Eine Suppe, ich habe probiert.«
»Gut, dann setz dich hin.« Als wir in der Eßecke Platz nahmen, zappelte Johnny bereits auf seinem Stuhl und hielt Shao den Teller entgegen. »Darf ich zuerst etwas haben?«
»Sicher.«
»Wenn Mummy wieder zurück ist, werde ich ihr sagen, daß sie auch so etwas kochen soll.«
»Das macht sie bestimmt.«
Shao hatte sich große Mühe gegeben. Unter anderen Umständen hätte ich bestimmt Nachschlag genommen, so aber quälte ich mich mit einem Teller Suppe herum.
Suko erging es ähnlich. Shao bemerkte dies zwar, sie sagte allerdings nichts. Nur Johnny aß mit gesundem Appetit.
Dann kam Bill. Er hatte sich sogar rasiert, sein Haar glänzte noch naß.
Als er sich setzte, zuckte ein flüchtiges Lächeln um seine Lippen.
»Möchtest du etwas essen?« fragte Shao.
»Nein.«
Die Chinesin lächelte. »Vielleicht eine kleine Portion. Komm, Bill, du mußt einfach!«
»Meinetwegen.«
Der Reporter nahm seinen Teller hoch und hielt ihn Shao entgegen. Sie füllte die Kelle zur Hälfte, drehte sie und goß die Suppe auf den Teller.
»Danke.« Bill stellte den Teller weg
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