Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0288 - Dämonen-Orakel

0288 - Dämonen-Orakel

Titel: 0288 - Dämonen-Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
richtige Ort für sie!«
    »Kein Speer oder Schwert können mich verletzen!« sagte die Tochter des Priamos feierlich. »Meine Göttin hat mich unsterblich gemacht!«
    »Das werden wir auf die Probe stellen!« grinste Ajax. »Sperrt sie in den Raum unter dem Kiel und verbarrikadiert den Ausgang gut, daß… daß der eindringende Feind ihn nicht findet!« setzte er höhnisch hinzu. »Denn wenn mein Plan fehlschlägt und uns die Feinde entern, werden sie mein Schiff versenken — mit dir! Oder wenn uns einer der Felsen unterhalb der Wasserlinie den Kiel aufreißt…!«
    »Dann sinken wir eben!« kreischte Kassandra. »Du Ajax, wirst ertrinken! doch ich werde weiterleben. Der Tod wird für mich ein Schlaf. Auch auf dem Grunde des Meeres. Meine Göttin hat es mir versprochen. Sie sagte, daß ich einst nach diesem Schlaf erwachen werde. Und ich glaube daran. Ich bin Kassandra von Troja und diene der Herrin des Todes. Ich bin unsterblich… unsterblich wie die Götter selbst… hahaha-haha…!«
    Das grausige Lachen verklang, als rohe Kriegerfäuste sie nach einer wütenden Geste des Ajax eine kleine Treppe in den Kielraum des Schiffes hinabzogen. Dumpfes Poltern zeigte an, daß die Männer von Lokris schwere Fässer gegen die Tür rollten, hinter der Kassandra gefangen war.
    Auf dem kleinen Schiffsaltar lag immer noch in strahlendem, blauen Feuer der Machtkristall von Troja, Scheu beäugte die Besatzung den funkelnden Stein.
    »Wir werden es auch ohne die Kraft des Göttersteines schaffen, unsere Feinde zu besiegen!« schrie Ajax mit funkelnden Augen. »Wer nicht mutig dem Feind entgegenspringt, den wird die Spitze meines Speeres voran treiben. Steuermann! Ruder hart backbord! Siehst du denn nicht, daß Diomedes versucht, uns den Weg abzuschneiden…?«
    Professor Zamorra erkannte von weitem, daß ein Zittern durch das Schiff des Diomedes lief. Dann sah er, daß der Mast der Brieme langsam nach vorne abkippte. Über das Wasser der Ägäis schollen Angstschreie, während vom Schiff des Ajax Triumphgebrüll zum Himmel stieg.
    »Diomedes ist auf ein Riff gelaufen!« brüllte der Mann, der auf der Brahmstange des Segels hockte und alles am besten überblickte. »Sein Schiff sinkt!«
    »Aurelian ist an Bord!« rief Professor Zamorra. »Wir müssen ihn retten.«
    »Ihn und Diomedes mit seinen Männern!« sagte Odysseus bestimmt. Mit harter Stimme gab der den Steuerleuten Befehl zum Beidrehen. Die Männer an den Rudern legten sich in die Riemen, was das Zeug hielt.
    Wie ein Pfeil durchschoß das Schiff des Odysseus die Wasser der Ägäis. »Ruder nach Steuerbord!« rief Professor Zamorra. »Ein Riff unter uns!« Der Meister des Übersinnlichen setzte seine geheimen Kräfte ein. Wie ein Echolot drangen seine Geisteskräfte in die Tiefe.
    »Tut, was er sagt!« rief Odysseus den Männern an den beiden Steuern auf dem erhöhten Achterdeck zu. Schabendes Grollen vom Schiffsrumpf her zeigte an, daß Zamorra das unsichtbare Hindernis richtig erahnt hatte.
    Doch das Riff schrammte nur die Muscheln ab, die sich im Laufe der Zeit an den Spanten der Brieme festgesetzt hatten.
    Immer wieder gab Zamorra, kurz aus seiner Konzentration aufwachend, den Steuerleuten Anweisungen, die sofort beachtet wurden. Im Zickzackkurs näherte sich das Schiff des Odysseus den mit den Wellen kämpfenden Männern des Diomedes.
    Leinen und Tampen wurden über Bord geworfen, an denen sich die Männer von Achäa an Bord hangelten. Als letzte kletterten Diomedes und Aurelian an Bord. Der Sohn des Tydeus knirschte mit den Zähnen.
    »Auf dem Schiff waren alle Schätze, die meine Männer in Troja geplündert haben!« sagte er verbittert. »Wir kehren genau so arm nach Ächäa zurück, wie wir gekommen sind. Der ganze Krieg hat uns nichts gebracht!«
    »Kein Krieg bringt denen etwas, die kämpfen!« sagte Pater Aurelian. »Vergiß es, Diomedes. Kehre zurück nach Griechenland. Was nützen dir alle Schätze der Erde, wo du doch ein reicher Mann bist. Reich an Abenteuern!«
    »Dann laß uns den Abenteuern noch eins hinzufügen!« rief Diomedes tatendurstig. »Hinter dem Schiff des Ajax her. Wir sind auf der Jagd nach dem grünen Diamanten!«
    »Der Dhyarra-Kristall ist aber blau!« sagte Aurelian milde.
    »Von mir aus!« brummte Diomedes. »Ich bin doch farbenblind.«
    »Ajax dreht bei und kommt auf uns zu!« rief der Mann von der Brahmstange herab. »Ich erkenne die Angriffsvorbereitungen an Bord!«
    »Wir wollen aber nicht, daß Griechen gegen Griechen kämpfen!«

Weitere Kostenlose Bücher