Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
029 - Der tätowierte Tod

029 - Der tätowierte Tod

Titel: 029 - Der tätowierte Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
bis zehn Meter sehen konnte. Und als sie schließlich wieder um eine Biegung kamen, versperrte ihnen plötzlich eine Wand den Weg.
    Sie kehrten um und gingen in die Richtung, in der die Zisterne der 1001 Säulen lag. Anfangs waren sie überaus vorsichtig. Aber als sie nach einer halbstündigen Wanderung keine Spuren von den Tätowierern gefunden hatten, wurden sie immer sorgloser.
    »Vielleicht haben wir uns im Kreis bewegt«, sagte Stolowski unbehaglich.
    Dorian hob die Schultern. »Mir ist unverständlich, daß dieser unterirdische Gang nicht entdeckt wurde. Irgendwann, bei Kanalisationsarbeiten oder der Verlegung von Telefonleitungen, hätte man darauf stoßen müssen.«
    »Da wissen Sie aber wenig über die Altstadt von Istanbul«, erwiderte Stolowski lachend. »Außerdem – wer sagt Ihnen, daß dieser Gang nicht bekannt ist? Vermutlich weiß man nur nicht, daß er in den Großen Basar führt. Eigentlich müßten wir bald die Zisterne der 1001 Säulen erreicht haben.«
    »Und was schließen Sie daraus?«
    »Vorerst noch nichts. Abwarten«, sagte Stolowski ausweichend.
    »Was wissen Sie denn über diese Zisterne?« bohrte Dorian weiter.
    »An sich nur das, was jeder weiß: daß sie vermutlich unter Justinian um etwa 550 nach Christi entstanden ist. Sie wurde ebenso wie die größere Yerebatan-Zisterne erbaut, um in Kriegszeiten – sobald die Aquädukte zerstört waren – die Häuser und Paläste mit Wasser versorgen zu können. Von 1001 Säulen natürlich keine Spur. Es sind nur 212, die das etwa sechzig mal sechzig Meter große Gewölbe stützen. Im Augenblick ist die Zisterne aber nicht zugänglich, weil darin angeblich Renovierungsarbeiten vorgenommen werden. Das las ich in der Zeitung.«
    »Interessant.« Dorian dachte wie Stolowski, daß sich dort allerlei zwielichtiges Gesindel niedergelassen haben konnte. Warum nicht auch die Tätowierer?
    »Pst!« sagte Stolowski plötzlich gedämpft. »Ich glaube, ich höre Geräusche.«
    Dorian lauschte in die Stille und glaubte in der Ferne einen Schrei zu hören. »Los, weiter!«
    Sie waren wieder vorsichtiger. Bald konnten sie einzelne Laute unterscheiden und menschliche Stimmen erkennen. Als vor ihnen ein Lichtschein auftauchte, schaltete Dorian die Taschenlampe aus.
    Plötzlich war der Geheimgang zu Ende. Vor ihnen lag eine Säulenhalle, die unter Wasser stand. Das mußte die Zisterne der 1001 Säulen sein. Dorian blickte in das Gewölbe hinein und bemerkte an den Wänden und um die Säulen herum Gerüste, was tatsächlich auf Renovierungsarbeiten hinwies. Doch was sie zu hören bekamen, waren keineswegs Arbeitsgeräusche. Es hörte sich viel eher so an, als ob hier eine Schwarze Messe abgehalten würde.
    »Hier sind wir goldrichtig«, raunte Stolowski Dorian zu und umfaßte die gnostische Gemme, die er an einer Kette um den Hals trug, als könnte er so Mut und Kraft tanken.
    Durch das Gewölbe hallten ekstatische Schreie, unterbrochen von einem fremdartigen Singsang, in den ein Chor einfiel. Dazu spielten fremdländische Instrumente schaurige Weisen. Dorian konnte aber nicht sehen, was in der Zisterne vor sich ging, weil ihm die Säulen den Blick verstellten. Er setzte probeweise den Fuß auf das Brett, das den Geheimgang mit einem Gerüst verband. Es schwankte, aber es trug sein Gewicht. Ohne lange zu überlegen, balancierte er über das Brett und sprang von der Mitte auf das Gerüst hinüber.
    Stolowski folgte ihm. Als dieser die Mitte des Brettes erreicht hatte, entdeckte Dorian, daß es sich verschoben hatte und unter Stolowskis Gewicht abzurutschen drohte.
    »Achtung!« rief Dorian dem Russen zu.
    Der stieß sich mit einem gewaltigen Sprung ab und landete neben Dorian auf dem Gerüst. Hinter ihm platschte das Brett ins Wasser. Die beiden hielten den Atem an. Erst als das lautstarke Treiben ohne Unterbrechung weiterging, atmeten sie auf.
    »Das war knapp«, sagte Stolowski und packte Dorian am Arm. »Das Brett! Sehen Sie, Hunter, es wird von der Strömung zur Mitte des Gewölbes hingetrieben!«
    Der Dämonenkiller versuchte es zu angeln, doch es war schon außerhalb seiner Reichweite.
    »Nicht so schlimm«, sagte er wenig überzeugend.
    Sie pirschten über die Bretter des Gerüsts tiefer in das Gewölbe vor. Als sie die äußerste Säulenreihe hinter sich gelassen hatten, entdeckten sie vor sich die ersten Gestalten. Ihre Oberkörper waren entblößt. Eine der Gestalten – es war ein dunkelhäutiges Mädchen – wandte sich um, und Dorian entdeckte zwischen

Weitere Kostenlose Bücher