029 - Die neue Macht
wusste, wofür sie sich entscheiden würden, und trotz des Respekts, den er für Crow empfand, bedauerte er diese Wendung.
Der General hatte einen guten Grund, warum er Drax' Fall als interne militärisehe Angelegenheit behandeln wollte. Schließlich konnte nur ein Militärgericht und kein ziviles die Strafe verhängen, auf die er abzielte.
Crow wollte Matthew Drax zum Tode verurteilen lassen.
***
Obwohl die Müdigkeit wie ein bleiernes Gewicht auf ihm lastete, fand Matt keine Ruhe. Nervös ging er in der kleinen Zelle auf und ab, misstrauisch beobachtet von einem Wärter, der mit angelegtem Gewehr im Gang stand.
Man hatte Matt seine Uniform zurückgegeben, allerdings waren die Taschen leer. Auch Gürtel und Schnürsenkel fehlten.
Erst vor kurzem hatte ein Techniker den Zellentrakt verlassen, nachdem er Matts Hautproben mit denen, die sich unter den Fingernägeln der Leiche befanden, verglichen hatte. Seine positive Identifizierung hatte Matts letzte Hoffnung zunichte gemacht. Er hatte keinen Zweifel mehr daran, der Täter zu sein.
Es gab fünf nebeneinander liegende Zellen in diesem Trakt. Sie waren rundum vergittert und von einem Korridor umgeben, sodass kein Gefangener die Möglichkeit hatte, etwas vor den Wärtern zu verbergen.
Matt war über diese strikte Bewachung ebenso froh wie über die Handschellen, die man ihm erneut angelegt hatte. Beides hinderte ihn daran, Jacob Smythe, der in der Nebenzelle saß, an die Kehle zu gehen.
Der Wissenschaftler stand von seiner Pritsche auf und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Gitterstäbe.
»Du weißt doch, dass es so kommen musste«, sagte er lächelnd. »Jeder der in dieser Welt landet, verliert früher oder später den Verstand. Zuerst hat es mich erwischt, jetzt eben dich. Finde dich damit ab.«
»Hau ab. Du bist nicht wirklich hier«, entgegnete Matt. Er rieb sich die Augen, versuchte das Bild des grinsenden Wissenschaftlers zu vertreiben, aber als sein Blick sich klärte, stand Smythe immer noch am Gitter.
»Matthew, das bringt doch alles nichts. Wehr dich nicht mehr, lass dich einfach treiben und es wird dir schon bald besser gehen.«
»Nein! Lass mich endlich in Ruhe!« Er wandte sich von dem Wissenschaftler ab und legte den Kopf gegen die kühlen Stäbe. Ein Teil von ihm wusste, dass Smythe nur eine Halluzination sein konnte, aber das machte seine ständigen Sticheleien nicht erträglicher.
»Weg vom Gitter«, befahl der Wärter und machte einen drohenden Schritt auf ihn zu. Seine Stimme klang dumpf und entfernt, viel undeutlicher als Smythes. Matt bewegte sich nicht.
Soll er mich doch erschießen, dachte er müde. Das wäre vielleicht das Beste.
Aber der Schuss blieb aus. Stattdessen sagte eine fremde Stimme: »Commander Drax, sehen Sie mich an.«
Matt hob den Kopf. Neben dem Wärter stand ein großer kahlköpfiger Techno. Er trug eine graue Uniform mit zahlreichen Abzeichen. Seine blauen Augen blickten kalt und streng.
»Habe ich jetzt Ihre volle Aufmerksamkeit, Commander?«, fragte der Unbekannte.
Matt nickte, obwohl Smythe gerade die Gitterstäbe auseinander bog und in seine Zelle schlüpfte.
»Gut. Mein Name ist General Arthur Crow. Ich kommandiere das Washingtoner Marine Corps, dem Sie laut Senatsbeschluss seit…« Er warf einen kurzen Blick auf seinen Chronometer. »… seit achtzehn Minuten angehören. Damit bin ich Ihr Vorgesetzter.« Der General machte eine kurze Pause. »Also salutieren Sie gefälligst, Mann!«, brüllte er dann unerwartet.
Matt hob halbherzig die Hand und ließ sie wieder sinken. Smythe stellte sich neben ihn.
»So klappt das nie mit der Beförderung, Matthew«, sagte er. »Ein wenig mehr Enthusiasmus wäre schon angebracht.«
»… Sie mir überhaupt zu?« Crow wirkte verärgert, was Matt ihm nicht verdenken konnte.
»Sir«, erwiderte er. »Ich konnte Sie leider nicht verstehen, weil der Mann, der neben mir steht und den Sie nicht sehen können, zu laut gesprochen hat.«
»Schieb ruhig alles auf mich«, moserte Smythe.
Der General hob die Brauen. »Wollen Sie damit behaupten, dass ein Unsichtbarer mit Ihnen in der Zelle ist?«
»Nein, Sir, ich will damit behaupten, dass ich die Kontrolle über meine Wahrnehmungen verloren habe.«
Matt musste sich vollkommen auf die Worte konzentrieren, um sie klar zu formulieren, während Smythe auf und ab sprang und in sein Ohr schrie.
»General, im Moment weiß ich noch nicht einmal, ob Sie real sind.«
Crow streckte das Kinn vor. »Das bin ich, so viel
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