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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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feuerte sie, bis die Mündung rötlich glühte und ihre Schulter vom Rückstoß schmerzte.
    Das Summen gehörte nicht in ihren Traum.
    Dayna zuckte zusammen, setzte sich schweißüberströmt auf. Sie war wieder in ihrer Wohneinheit im Bunker. Der Türöffner summte und machte sie darauf aufmerksam, dass jemand hinein wollte. Dayna griff nach der Sprechanlage neben ihrem Bett.
    »Wer ist da?«
    »Jones. General Crow schickt mich. Es geht um Commander Matthew Drax.«
    ***
    Zwei Stunden zuvor
    Etwas in seinem Verstand war zerrissen wie ein Band, das zu lange unter Spannung steht und dem Druck letztendlich nachgibt. Malcolm spürte ein Kichern in der Kehle aufsteigen und presste die Hand vor den Mund. Die Korridore, durch die er ging, waren verlassen und lagen im Halbdunkel. Um diese Zeit hatte kaum jemand einen Grund, die Wohneinheiten zu verlassen. Auf seinem langen einsamen Weg durch den Bunker begegnete Malcolm keinem anderen Menschen.
    Er wusste, dass er wahnsinnig war. Seit einigen Jahren hatte er bereits den Verdacht, dass etwas mit ihm nicht stimmte, hatte bemerkt, wie immer mehr Symptome, die auf eine beginnende Geisteskrankheit hinwiesen, auf ihn zutrafen. Aber dank Dayna hatte er die Kontrolle behalten und den Stimmen in seinem Kopf nicht nachgegeben.
    Dayna.
    Um sie kreiste sein Leben selbst jetzt noch, nachdem sie ihn verraten hatte. Sie war seine Stütze gewesen, der einzige Fixpunkt in dem inneren Chaos aus Gedanken und Gefühlen. Doch das war vorbei. Die Stütze war ihm entrissen worden, ließ ihn in den Abgrund stürzen, der schon lange auf ihn gewartet hatte.
    Die Stimmen übernahmen die Kontrolle. Sie flüsterten ihm hässliche Dinge zu, sprachen von Strafe und Rache. War es nicht logisch, so sagten sie, die zu bestrafen, die ihm den Wahnsinn gebracht hatten, und aus den Tätern Opfer zu machen?
    Die Vorbereitungen dazu hatte er längst getroffen, aber erst jetzt hatte er auch die Kraft, sie in Taten umzusetzen.
    Malcolm bog um die Ecke und sah die Wächterin, die am Ende des Korridors vor einer Tür stand. Seine Finger schlossen sich um das Betäubungsspray in seiner linken Hand.
    »Hallo, Anna«, sagte er freundlich, als er näher herangekommen war. »Ich hoffe, dein Gefangener macht keinen Ärger.«
    »Malcolm?« Anna war sichtlich überrascht. »Was machst du denn mitten in der Nacht hier?«
    »Ich hatte in der Nähe was zu erledigen und dachte mir, ich könnte doch mal vorbeischauen und sehen, wie's dir geht.«
    Er machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Anna lächelte geschmeichelt, wenn auch etwas verwirrt.
    »Woher hast du gewusst, dass ich hier sein würde? Man hat mich doch erst heute Abend gefragt, ob ich für Joshua einspringen kann.«
    »Du hättest besser nein gesagt«, entgegnete Malcolm.
    Bevor sie reagieren konnte, riss er die linke Hand hoch und sprühte ihr eine weiße. Wolke entgegen. Anna schrie nicht. Sie griff nur einmal kurz nach ihrem Hals und fiel nach vorne.
    Malcolm trat einen Schritt zurück, als sie vor ihm auf dem Boden aufschlug. Er vergewisserte sich, dass niemand ihn beobachtete, bevor er die Tasche in seiner rechten Hand abstellte und öffnete. Darin lag ein weißer Kunststoff-Overall, einige Petrischalen und der von ihm modifizierte Gehirnwellenscanner.
    Mit einigen geübten Handgriffen schlüpfte Malcolm in den Overall und zog die Handschuhe zurecht. Erst dann drehte er die bewusstlose Anna auf den Rücken. Er geriet beinahe in Panik, als er die Schlüsselkarte nicht auf Anhieb fand, aber schließlich entdeckte er sie an einer Kette, die um ihren Hals hing.
    Malcolm stand auf und steckte die Karte in den Schlitz neben der Tür. Mit einem leisen Klicken sprang das Schloss auf. Er öffnete die Tür und trat ein. Das Zimmer war hell erleuchtet. Auf dem Bett lag ein Mann, der Boxershorts trug.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Fremde, von dem Malcolm wusste, dass er Matthew Drax hieß.
    Er verbarg das Betäubungsspray in seiner Faust.
    »Der Präsident wünscht, dass ich Sie medizinisch untersuche. Ich bin Arzt.«
    Malcolm konnte nicht vermeiden, dass das letzte Wort in einem Kichern unterging.
    Drax stand alarmiert auf. »Ich weiß nicht, ob -«
    Eine weiße Wolke hüllte sein Gesicht ein. Malcolm biss sich nervös auf die Lippen, als Drax stehen blieb und nur benommen den Kopf schüttelte. Wenn das Spray bei Menschen von der Oberfläche nicht funktionierte, hatte er ein Problem. Er wollte es gerade ein zweites Mal einsetzen, als der Fremde endlich

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