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029 - Die neue Macht

029 - Die neue Macht

Titel: 029 - Die neue Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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zusammenbrach.
    Malcolm atmete auf. Er stellte die Tasche auf den Boden, zog Anna ins Zimmer und schloss die Tür.
    »Was werden die Wachen sagen, wenn sie den Tatort betrachten?«, murmelte er leise. »O Gott, Drax muss Anna irgendwie überlistet haben. Sie hat die Tür geöffnet, ist eingetreten - wie dumm von ihr. Dann hat er sie geschlagen, hat die Schlüssel zu den Handschellen gefunden…«
    Malcolm kniete sich neben Anna, zog die Schlüssel aus ihrer Tasche und schloss Drax' Handschellen auf.
    »Was danach? Drax hat keine Waffe, also hat er ihre genommen…« Er zog Annas Pistole aus der Halterung an ihrem Gürtel. »… und wie im Rausch immer wieder zugeschlagen…«
    Malcolm holte mit der Waffe aus und zögerte. Er wusste, wenn er jetzt handelte, gab es kein Zurück mehr. Minutenlang hockte er über der bewusstlosen Frau, während die Waffe in seinen Händen schwerer und schwerer wurde. Hinter ihm stöhnte jemand plötzlich. Malcolm fuhr herum und ließ die Waffe fallen. Drax hatte den Kopf gehoben und sah ihn mit glasigem Blick an. »Was…was tun Sie?«, fragte er schwer. Malcolm griff nach dem Spray. Sein Gegenüber hob abwehrend die Hände, aber gegen das Gas hatte er keine Chance. Nur Sekunden später fiel sein Kopf wieder zurück.
    Malcolm fluchte. Menschen von der Oberfläche waren anscheinend resistenter gegen die Betäubungsstoffe als Bunkerbewohner. Das war besonders ärgerlich, weil er den modifizierten Scanner nur auf eine und nicht zwei Aktionen eingestellt hatte. Drax aber verfügte jetzt über zwei Erinnerungen, die verändert werden mussten, denn er hatte Malcolm nicht nur an der Tür, sondern auch im Zimmer gesehen. Das bedeutete eine Neukalibrierung des Scanners - und ein größeres Risiko.
    Der Arzt nahm die Waffe wieder in die Hand. Die Stimmen wurden lauter, übertönten die Angst und die Gewissensbisse. Malcolm wusste, dass er den ersten Schritt auf einem neuen Weg machte, als er Annas Kopf mit dem Pistolengriff zerschmetterte.
    Den Rest seiner Arbeit verrichtete er in einem seltsam abgestumpften Zustand. Aus den Schalen mit der Aufschrift M. DRAX entnahm er Hautfasern, die er unter Annas Fingernägeln anbrachte. Er tauchte Drax Hände in eine der Blutlachen und zog ihn danach zurück auf das Bett. Dann nahm er den Scanner aus der Tasche.
    Eigentlich diente der längliche schwarze Kasten zur Aufzeichnung und Überwachung von Hirnströmen, aber Malcolm hatte ihn vor einigen Wochen so modifiziert, dass er die Ströme auch verändern konnte.
    Damit war er nicht nur in der Lage, Stimmungen und Gedanken zu verändern, er hatte sogar die Möglichkeit Erinnerungen zu entfernen.
    An Dayna hatte er ihn das erste Mal ausprobieren wollen, aber die Dinge hatten sich anders entwickelt.
    Malcolm wurde mit jeder Minute, die er mit der Neueinstellung des Geräts verschwendete, nervöser. Er wusste nicht, wann die Wachablösung stattfand, aber es konnte nicht mehr lange dauern.
    Außerdem begann seine Frühschicht in einer Stunde. Die Zeit wurde knapp.
    Endlich zeigte ein grünes Licht an der Seite des Geräts, dass der Scanner bereit war. Malcolm befestigte die Elektroden an Drax Schläfen und leitete den Vorgang ein.
    Sein Opfer stöhnte leise, bewegte sich jedoch nicht. Sekunden später war es vorbei.
    Malcolm packte den Blutbesudelten Overall mitsamt Scanner in seine Tasche, blieb kurz an der Tür stehen, um sich zu vergewissern, dass er nichts vergessen hatte, und verließ den Raum.
    Zurück blieben eine Leiche und ein Mann, der eben die Augen aufschlug.
    ***
    »Ruhe!«
    Erst im dritten Anlauf übertönte die Stimme des Präsidenten den Tumult aus den Lautsprechern. Es wurde langsam still in dem leeren Saal.
    Die zweite Sondersitzung innerhalb von vierundzwanzig Stunden, dachte Hymes, und der ganze Ärger nur wegen eines einzigen Fremden.
    Laut sagte er: »Verehrte Damen und Herren Senatoren, ich weiß, dass Sie alle betroffen über diesen Vorfall sind, aber darf ich trotzdem um Mäßigung bitten? Es bringt doch nichts, wenn wir uns gegenseitig die Schuld zuschieben. Wir brauchen konstruktive Vorschläge!«
    »Werft den Barbaren in den Potomac! Das ist mein Vorschlag.«
    Hymes seufzte. »Senator Gerner, ich muss Sie verwarnen. Noch eine solche Bemerkung und ich lasse Ihren Lautsprecher abschalten. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Mr. President. Entschuldigung.«
    »Akzeptiert. Wo war ich stehen geblieben?«
    »Bei konstruktiven Vorschlägen«, sagte eine dunkle, hart klingende Stimme.
    Selbst

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