029 - Die neue Macht
kann ich Ihnen versichern.« Er sagte das in einem Tonfall, als sei er sich sicher, dass es niemand wagen würde, aus ihm eine Halluzination zu machen.
»Nun gut«, fuhr der General fort und wirkte irritiert, als Matt Smythe zur Seite stieß, um wenigstens einige Sekunden lang Ruhe zu haben.
»Commander, ich bin hier, um mir Ihre Aussage zu dem Mord anzuhören, der heute Morgen in Ihrem Zimmer begangen wurde. Schildern Sie mir, was passiert ist.«
Ich habe sie umgebracht, wollte Matt sagen, aber im gleichen Moment schoss ein heißer Schmerz durch seine Schläfen.
Er presste sich die Hände gegen den Kopf und sackte stöhnend zu Boden.
»… irrer als ein Siil bei Vollmond«, sagte Crows dumpfe Stimme. Mehr hörte Matt nicht, denn fremde Bilder und Geräusche rasten durch seine Gedanken, vermischten sich mit den stechenden Kopfschmerzen.
Er saß wieder im Jet, stürzte unkontrolliert den Alpen entgegen. Hinter ihm - oder neben ihm in der Zelle? - schrie Smythe hysterisch, als er von einer riesigen grauen Taratze zur Seite geschleudert wurde. Ein Schwert bohrte sich in ihren Leib.
»Es wird alles wieder gut«, flüsterte Aruula und strich Matt über das Gesicht. Ihre Ketten klirrten, als blaue, aufgedunsene Gestalten sie von ihm wegrissen. Wimmelnde weiße Parasiten glitten auf ihn zu. Er rutschte über die Planken, bis der Mast in seinem Rücken ihn aufhielt.
»Ich lasse dich auspeitschen!«, schrie Jochim und verschwand unter einer blauen Welle. Ein Hydrit schwamm darin. Er schien Matt zuzuwinken. Dann schoss die Welle über das Deck, spülte ihn und das Schiff hinab in eisige Höhlen. Colomb und Pieroo saßen zwischen den Stalaktiten und hielten Siilspieße in ein Feuer aus Eiszapfen.
»Es sieht nur aus wie eine Höhle, aber in Wirklichkeit ist es ein Ballon«, sagte Colomb augenzwinkernd.
Matt tauchte in eine graue Wolke ein, wurde emporgehoben. Eine Hand erschien vor ihm, die eine Waffe am Lauf festhielt und auf ihn einschlug. Er riss die Hände vors Gesicht, aber die Hand glitt einfach durch seinen Körper.
»Was für ein Kunststück!«, rief Jonpol, der Moritatensänger. »Ich werde ein Lied darüber schreiben!«
»Erst muss ich ihn untersuchen.«
Matt drehte sich zu der unbekannten Stimme um und sah einen Mann in einem weißen Overall. In einer Hand trug er ein langes schwarzes Schwert. Seine Spitze berührte Matts Stirn, drang durch den Knochen und bohrte sich in sein Gehirn.
»Nein!«
Der Schmerz verschwand. Seine Hände krampften sich um die Gitterstäbe. Schweiß lief ihm in die Augen. Seine Muskeln zuckten wie in einem Krampf.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich Matts Atem beruhigte und er die Kraft fand, sich aufzusetzen. Der Wärter stand vor dem Gitter. In einer Hand hielt er einen Elektroschocker, so wie Dayna ihn oben in Washington benutzt hatte.
Als Matt sich in der Zelle umsah, wunderte es ihn nicht mehr, dass der Wärter den Schocker eingesetzt hatte. Die Pritsche lag umgeworfen auf dem Boden, die Laken waren zerrissen und aus der dünnen Matratze quoll Schaumstoff.
Ganz ordentliche Leistung für einen Mann in Handschellen, dachte er mit einer Portion Galgenhumor.
Der Wärter schien ähnlicher Ansicht zu sein, denn er sah ihn misstrauisch an. »Noch so eine Aktion und ich knall dich ab, egal ob Crow das passt oder nicht.«
Matt nickte und lehnte sich erschöpft gegen die Gitterstäbe. Zumindest der General war kein Produkt seiner Phantasie. Nur freuen konnte er sich darüber nicht…
***
»Setz dich, Dayna«, sagte Victor Hymes freundlich und führte die Agentin zu einer kleinen Sitzgruppe in der Ecke seines Büros. »Wie geht es Malcolm?«
»Wir sehen uns wegen der unterschiedlichen Schichten im Moment etwas seltener«, antwortete Dayna ausweichend. »Wie geht es dir?«
An Victors Blick erkannte sie, dass er ihre Taktik durchschaut hatte. Belüge nie einen Politiker, dachte sie, vor allem keinen, der dich so gut kennt.
Dayna gehörte zu den wenigen Menschen im Bunker, die den Präsidenten nicht nur privat, sondern auch in der Öffentlichkeit mit Vornamen ansprachen. Alles andere wäre albern gewesen, denn schließlich war er der Bruder ihrer Mutter und kannte sie schon ihr ganzes Leben lang.
»Sei froh, dass du dich für eine militärische Karriere entschieden hast«, sagte Victor auf ihre Frage. »Da musst du dich wenigstens nicht mit diesen Senatoren herumschlagen.«
Dayna wusste, dass er sie nur aufziehen wollte, aber sie ging trotzdem darauf ein. Die Abneigung
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