029 - Verfluchte aus dem Jenseits
Treibstoff-Vorrat geht rapid zu Ende… Hängt ein bißchen
mit meinem Flugstil zusammen, ich weiß«, fügte er hinzu, ehe die Schwedin eine
diesbezügliche Bemerkung machen konnte. »Ich bin schneller geflogen, als mit dem
Vorrat zu verantworten war. Aber wenn wir’s nicht schaffen, übernehm’ ich
Treibstoff da vorn an der Tankstelle, die du unter uns siehst…«
Iwan
flog dicht über die Straße, die sich an einem See entlang schlängelte. Die
rot-weiße Reklameaufschrift der Tankstelle und die Säulen, die die gleichen
Farben trugen, leuchteten zu ihnen herauf.
»Noch
fünf Meilen bis Montrose… Ich glaube, wir schaffen’s doch.« Der Russe behielt
recht. Als er den Hubschrauber aufsetzte, gab der Motor ein leichtes Husten von
sich, und der Rotor ruckte mehrmals bedrohlich. Iwan Kunaritschew kratzte sich
im Nacken. »Das war knapp. Ich glaube, jetzt ist der Tank tatsächlich leer.«
Morna seufzte.
Iwan
legte es prompt falsch aus. »Das ist Nervenkitzel, ich weiß, Towarischtschka…
in solchen Minuten wird einem bewußt, wie schön und kostbar das Leben ist.
Unser Leben ist außer diesen kleinen Sensationen, bei denen man nicht weiß, wie
sie ausgehen, fad und ohne jede Abwechslung…« Er zwinkerte seiner Kollegin zu.
Der Helikopter wurde augenblicklich aufgetankt, und das Antlitz des Mannes, der
dafür zuständig war, wurde lang und weiß, als er merkte, was der Tank
schluckte. Mit diesem Hubschrauber hätte der tollkühne Russe keine zehn Meter
mehr fliegen können. »Na, ausgezeichnet«, strahlte Kunaritschew, als er das
erfuhr. »Da hatte ich ja noch genügend Spielraum und hätte sogar am anderen
Ende des Hofes landen können.«
Im
Teehaus, das direkt am Meer lag, und wo er auf Morna Ulbrandsons Eintreffen
gewartet hatte, war er auch untergebracht.
Ehe
er dorthin fuhr, um sich neu einzukleiden, führte er ein kurzes, aber
notwendiges Gespräch mit dem Leiter der hiesigen Polizeistation. Für
Kunaritschew lag eine Nachricht vor. Diesmal aus Traighli. Inspektor Alex
Calink, mit dem Larry Brent und er im Fall Thorwald und John White eng
zusammengearbeitet hatten, hatte sich vereinbarungsgemäß gemeldet. Eine neue
Hiobsbotschaft!
Der
weiße Porsche, der auf geheimnisvolle Weise die ganze Zeit über im Garten von
McPhersons Haus gestanden hatte, war verschwunden genau wie Kleider,
Einrichtungsgegenstände und Schmuck aus Philip Hantons Haus!
»Wenn’s
da keinen Zusammenhang gibt, dreh’ ich mir nie wieder ’ne Zigarette«, drohte
Iwan.
»Wenn
ich jetzt wüßte, was ich mir davon wünschen würde, wär’s einfach«, entgegnete
die attraktive Schwedin.
»Du
hast Zeit, darüber nachzudenken. Ich flieg sofort los, sobald ich einigermaßen
menschlich ausseh’, Towarischtschka… falls in dieser Hinsicht bei mir überhaupt
etwas zu machen ist. Leute, denen man in Fachkreisen den Beinamen Vampirkiller gibt, können wohl nicht viel Menschliches an sich haben…«
●
Zehn
Minuten später erhob sich der aufgetankte Helikopter bereits wieder. Diesmal
war Kunaritschew allein an Bord. Drei Zwischenstationen waren mit den
Polizeidienststellen des Landes vereinbart.
Um
keine weitere Zeit zu verlieren, würde Iwan dort nicht warten, bis die Tanks
gefüllt waren, sondern einen startbereiten neuen Helikopter übernehmen. Jede
Sekunde war kostbar. Die Vorgänge sprachen für sich.
Es
war kein Zufall, daß nach dem Zwischenfall am Ben Wyvis überall dort
merkwürdige Dinge passierten, wo Philip Hanton bereits in Erscheinung getreten
war. Hatte das Finale bereits begonnen? Dann war es diesmal eins ohne Larry
Brent, von dem es bis zu dieser Minute noch immer kein Lebenszeichen gab. Und
das ungute Gefühl in Iwans Magengrube verstärkte sich…
●
Er
schlug die Augen auf und empfand angenehm das warme Sonnenlicht, das auf ihm
lag. Urlaub! Wie lange hatte er sich danach gesehnt. Nun war’s also doch wahr
geworden… Der Mann hörte leise Stimmen und fühlte instinktiv die Schatten, die
ihn umgaben und sein Gesicht bedeckten.
Fremde
Stimmen… eine Sprache, die er nicht verstand. Bis auf ein paar Worte, die ihm
bekannt vorkamen.
»Er
bewegt sich… Seine Augenlider… zucken… ich glaube… er wird wach…« Es war die
Stimme einer Frau. Sie klang angenehm und besorgt zugleich. »Wartet mal… Lauft
nicht zur Polizei… Lassen wir ihn erst mal reden…« Polizei? Was sollte sie mit
ihm zu tun haben? Offensichtlich träumte er.
Es
fiel ihm schwer, die Augenlider zu heben. Sie schienen
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