0290 - Verhext, verflucht, getötet
heraus, lud ihn sich über die Schulter und begann zu laufen, die Straße entlang. Das war auffällig, aber nicht zu ändern. Vorläufig aber mußte er zunächst einmal von der direkten Bildfläche verschwinden.
Die beiden grellen Feuerbälle waren den Anwohnern natürlich nicht verborgen geblieben, und daß die mittels der kleinen Sprechkästen die Obrigkeit informierten, war klar.
Passanten sahen Eysenbeiß erstaunt an, der einen Bewußtlosen trug. Der Große nützte eine Hof einfahrt, um darin zu verschwinden. Es ging über eine Rampe schräg abwärts und durch eine Eisentür in eine unterirdische Halle. Eysenbeiß pfiff leise durch die Zähne. Da standen Dutzende dieser pferdelosen Wagen, über ein halbes Hundert, säuberlich aufgereiht. Dazwischen gab es zumindest Sichtschutz vor etwaigen Verfolgern. Menschen waren hier nicht zu sehen. Aber bunte Leuchtschilder wiesen auf Türen hin, die in ein Haus führten, das über dieser unterirdischen Halle stand.
Eysenbeiß ließ den blonden Mann zwischen zwei der pferdelosen Wagen zu Boden gleiten. Er war keineswegs erschöpft. Seine Körperkräfte waren beachtlich. So schnell ermattete er nicht.
Er öffnete die Finger der rechten Hand seines Gefangenen. Der hatte trotz der Bewußtlosigkeit seinen blauen Zauberstein fest umklammert. Jetzt rollte er ihm aus der Hand. Vorsichtig griff Meister Eysenbeiß mit spitzen Fingern zu und betrachtete den Kristall. Er streckte seine geistigen Fühler nach der fremden Magie aus.
Und zog sie sofort wieder zurück.
Mit diesem Kristall konnte er nichts anfangen. Der war zu stark, viel zu stark für ihn. Jäh erkannte Eysenbeiß die Gefahr, der er gerade noch entronnen war. Hätte er den Kristall stärker angetastet, wäre sein Gehirn, vielleicht sein Leben, ausgelöscht worden, verbrannt, verglüht… Nur ein sehr starker Zauberer, ein Gigant unter seinesgleichen, konnte diesen Kristall benutzen, der magische Kräfte verstärkte. War der Zauberer nicht stark genug, wandte der Kristall sich gegen ihn selbst.
Plötzlich flammte ein Begriff durch Eysenbeiß, den er niemals zuvor vernommen hatte: Dhyarra. Aber das Wort für diesen Kristall sagte ihm nichts.
Um so geheimnisvoller wurde für ihn dieser blonde Mann, der jeden Moment wieder erwachen mußte. Denn sonderlich stark war Eysenbeiß' Fausthieb nicht gewesen.
Im nächsten Moment flammte ein fahler Blitz aus dem Kristall, traf die Stirn des Großen und löschte sein Bewußtsein schlagartig aus.
***
Die alarmierten Polizisten standen vor einem Rätsel. Sie waren gerufen worden, weil Terroristen angeblich Bomben auf einen BMW und ein Taxi geworfen hätten, aber von Terroristen war keine Spur zu sehen, dafür aber ein leerstehender BMW, ein Mann, der förmlich zur Statue erstarrt war, auf nichts reagierte und sich nicht von der Stelle bewegte, und ein aufgeregter Mann, der sich als Mitarbeiter einer Autovermietung auswies und eine verwirrende Geschichte erzählte.
Andere Zeugen gab es nicht. Die hatten sich ganz schnell verdrückt, um nicht in die Angelegenheit hineingezogen zu werden. Die Anwohner lieferten widersprüchliche Aussagen. Von dem kahlköpfigen Mann, der den Bewußtlosen davongeschleppt hatte, fand sich keine Spur.
Die Polizisten nahmen den Reglosen in Verwahrung und kündigten dem Fahrzeugüberbringer an, sich wieder bei ihm zu melden. Dann rauschten sie ab, nachdem sie noch das Kennzeichen des BMW festgehalten hatten.
Eine Lösung dieser rätselhaften Angelegenheit fanden sie jedenfalls nicht - und auch kein Mittel, den Gelähmten wieder bewegungsfähig zu machen. Der konnte nicht einmal sprechen…
***
Währenddessen erreichten Zamorra und Nicole mit dem zweiten Taxi den Frankfurter Bahnhof. Zamorra war sicher, jeden Verfolger abgeschüttelt zu haben. Die Helfer des Großen mochten eine Menge Beziehungen und Hilfsmittel haben, aber ihre Macht war nicht unbegrenzt. Hier hätte wahrscheinlich sogar James Bond versagt.
Es gefiel im Grunde weder Zamorra noch Nicole, daß sie davonliefen. Andererseits aber hatten sie beide in der Vergangenheit in jener anderen Dimension mitbekommen, was Magnus Friedensreich Eysenbeiß zu leisten vermochte. Und Zamorra ging nicht gern ein vermeidbares Risiko ein.
Der Zug lief mit geringer Verspätung ein. »Auch nicht anders als bei uns«, murrte Zamorra, der lieber flog oder per Pkw reiste.
Nicht lange darauf waren sie unterwegs auf dem langen Weg nach Frankreich.
***
»So, Freundchen, jetzt drehen wir den Spieß einmal
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