Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0291 - Medusas Höllenschwester

0291 - Medusas Höllenschwester

Titel: 0291 - Medusas Höllenschwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Arm, riß kräftig daran und schleuderte den Eingeborenen gegen seinen Kameraden. Fluchend und aufschreiend torkelten die beiden zur Seite. Tendyke federte hoch, erwischte den einen mit der Fußspitze und betäubte ihn. Der zweite zielte mit einer vorsintflutlichen französischen Armeepistole auf ihn und drückte ab. Tendyke drehte sich um ein paar Zentimeter zur Seite, fühlte, wie die Kugel eine heiße Spur an seiner Hüfte entlangschrammte, und stieß die gestreckten Finger vor. Der zweite Tunesier sank zusammen, ächzte und hatte Mühe, auf den Knien zu bleiben.
    Tendyke federte hoch. Niemand sonst achtete auf das Geschehen am Dorfrand. Die anderen Männer waren damit beschäftigt, ihre Gefangenen fortzuzerren. Tendyke rannte auf eines der Häuser zu, federte kurz in den Knien ein und sprang. Die vier Meter bis zur Dachkante waren für ihn kein großes Hindernis. Er packte sie mit den Fingerspitzen, gab sich mit den Armen noch weiteren Schwung und landete schon mit dem Oberkörper auf dem Dach, ehe sich der Mann mit der Pistole wieder erholt hatte. Blitzschnell zog Tendyke die Beine nach und rollte sich auf die Dachmitte zu. Er verschwendete keinen Sekundenbruchteil daran, sich nach dem Pistolenmann umzusehen. Der konnte so schnell noch nicht wieder reagieren, und wenn er sich jetzt umsah, würde er es niemals für möglich halten, daß ein Mensch so schnell auf das Dach hinaufkam. Allein die Höhe war für einen normalen Menschen unerreichbar.
    Tendyke grinste. Es war ja auch nicht mit rechten Dingen zugegangen.
    Plötzlich gab das Dach unter ihm nach. Es hielt seinem Gewicht nicht stand, weil bei der Konstruktion niemand damit gerechnet hatte, daß Rob Tendyke sich einmal darauf niederlassen würde. Mit dem zerbrechlichen Holz und den Lehmbrocken sauste er in die Tiefe.
    ***
    Ein leises Fiepen ertönte. Bill schreckte auf und sah Manuela an. Auch sie zeigte Besorgnis. Das Geräusch kannten sie beide nur zu gut.
    So pfiffen Ratten.
    Und die hatten Zutritt zu diesem Gefängnisraum. Bill sah sie im Dämmerlicht, das durch das kleine Fensterchen kam. Die Ratten kamen durch ein winziges Loch gegenüber der Tür, sahen sich um und begannen sich vorsichtig den Menschen zu nähern.
    Bill rollte sich zu Manuela hinüber. »Dreh dich herum«, sagte er. »Versuch irgendwie an meine Handfesseln zu kommen.«
    Manuela nickte wortlos. Rücken an Rücken versuchten sie sich gegenseitig zu befreien. Aber die Schnüre waren straff gezogen, die Knoten unglaublich fest. Und die Ratten kamen immer näher. Inzwischen war es schon ein gutes Dutzend dieser gefährlichen Nager.
    »Sie schaffen es nicht«, sagte der Chinese leise. »Velsuchen Sie es mal andels. In meinel linken Hosentasche ist Nagelfeile. Velsuchen sie sie zu gleifen. Mit Feile geht Dulchtlennen von Fesseln schnelle!«
    »Auch ’ne Idee«, keuchte Manuela. Bill rollte sich wieder hinüber zur anderen Seite. Der Chinese rutschte hin und her, bis er einigermaßen passend lag. Rückwärts versuchte Bill seine zusammengebundenen Hände in Wangs Tasche zu zwängen. Derweil versetzte Manuela der vordersten vorwitzigen Ratte einen wuchtigen Tritt mit den zusammengeschnürten Füßen. Die Ratte flog gegen die Wand, quietschte und kam vorsichtig wieder heran.
    Bill machte seine Finger so lang wie möglich und wünschte sich, er hätte laut »hier« geschrien, als der liebe Gott die langen Diebesfinger verteilte. Eine Naht riß auf. Der Chinese zeterte leise vor sich hin. Plötzlich hielt Bill die Nagelfeile zwischen zwei Fingern. Schon wollte er aufatmen, als das kleine Ding ihm wieder entglitt. Erneut begann er zu wühlen.
    Eine Ratte knabberte an seinem Stiefel. Er trat nach ihr und verfehlte die Nagelfeile durch diesen Bewegungsruck erneut. Er fluchte laut, hatte sie wieder und zog sie jetzt hervor.
    Kaum draußen, glitt sie ihm wieder aus den Fingern und fiel ins Stroh.
    Bill hätte heulen können.
    »Ich mache weitel«, entschied der Chinese. »Ich habe geschicktele Fingel als Sie, Mistel Fleming.«
    Er tastete durch das Stroh, auf dem sie lagen, nach der Feile und wurde auch fündig. Dann rollte er sich wieder so an Bill, daß er Rücken an Rücken an dessen Handfesseln säbeln konnte.
    Mehr und mehr wurde die Lage gefährlich. Inzwischen waren es schon gut zwei Dutzend Ratten, und lange würden sie sich nicht mehr durch Fußtritte verscheuchen lassen. Irgendwann würden sie feststellen, daß sie genug waren, von mehreren Seiten zugleich angreifen zu können. Bill fragte

Weitere Kostenlose Bücher