0292 - Sieben Seelen für den Dämon
mehr heraus. Er ahnte, daß die Jenseitsmörder ihn jagen und töten würden, wenn er jetzt die Brocken hinwarf und sich nicht weiter um den Dämon kümmerte.
Er mußte sehr vorsichtig taktieren…
»Wir sprachen davon, daß du Schutz brauchst«, fuhr Zarathos fort. »Wir werden dir einen Leibwächter geben, der Jenseitsmörder und ich. Paß auf.«
Faulcon erstarrte. Er begriff nicht, was vorging. Der Dämon formte Worte einer Sprache, die Faulcon nie zuvor vernommen hatte. Weder gesprochen noch in Schriftform. Es mußte eine ganz uralte Dämonensprache sein, die längst nicht mehr überliefert wurde. Und diese Worte fanden ein Echo!
Aus der Ferne kam es, aber es war kein eigentliches Echo, sondern mehr ein Gegengesang, wie Frage und Antwort. Und die Luft begann zu flimmern. Etwas versuchte die Schutzsphäre einzureißen, mit der Faulcon sich umgeben hatte. Aber es drang nicht durch.
»Dein Bann stört!« brüllte Zarathos. »Zerstöre den Drudenfuß! Sonst vermögen wir den Schützer nicht auf dich einzustimmen!«
»Nein!« schrie Faulcon. »Ich zerstöre meine Abschirmung nicht! Ich bin doch nicht närrisch!«
»Aber der Schützer kommt nicht zu dir durch, wenn du dich abschirmst. Zerstöre den Drudenfuß, sofort!«
»Ich bin nicht wahnsinnig… ich weigere mich!«
»Willst du sterben?« flüsterte eine andere Stimme aus der Ferne in seinem Gehirn. »Wenn du dich weigerst, werde ich dich töten - oder dein Gegner Zamorra wird es tun… Zögere nicht, den Drudenfuß zu zerstören! Es ist zu deinem Besten!«
Faulcon keuchte. Seine Gedanken überschlugen sich. Der Dämon wollte ihn hereinlegen. Wenn er den Schirm aufriß, war er Zarathos hilflos ausgeliefert. Denn der kam schon viel zu gut in diese Dimension herein, und wo ein Gesicht und ein Siegel erscheinen konnte, da mochte auch eine Klaue aus dem Nichts hervorschießen und den Menschen zerfetzen.
»Narr!« heulte Zarathos. »Wir können den Zauber nicht mehr lange halten. Zögere nicht mehr! Öffne den Schirm, oder du stirbst, bei Grohmhyrxxa! Denn irgendwann mußt du ihn verlassen, und gegen die Sekte bietet er ohnehin keinen Schutz!«
Das war offene Erpressung der übelsten Sorte.
Aber Faulcon erkannte, daß ihm keine andere Wahl blieb. Er hatte sich in die Hand der Mächtigen begeben, und er mußte gehorchen. So oder so… und er fürchtete die Tricks des Maskenträgers. Der war ihm noch weniger vertrauenswürdig als der Dämon. Vielleicht war Zarathos das kleinere Übel…
Zu verlieren hatt er nicht mehr viel, konnte nur noch gewinnen. Und so öffnete er den Kreis und eine Zacke des Drudenfußes.
Im gleichen Moment hockte etwas überschwer auf seiner Schulter, fauchte und kreischte und lachte meckernd wie eine Ziege.
Robert Faulcon stöhnte auf.
Höllensiegel und Gesicht waren verschwunden. Zarathos und der Jenseitsmörder hatten sich zurückgezogen. Ihr Werk war getan.
Nur langsam wagte Faulcon es, den Kopf zu drehen und die Kreatur anzusehen, die auf seiner Schulter hockte und da randalierte.
Sie war abscheulich.
***
Im San-Vincencio-Hospital war wieder Ruhe eingekehrt. »Nein, Señor, nicht Sie haben ihn umgebracht, da können Sie ganz sicher sein«, hatte Chefarzt Juan Christobal versichert. »Von so einem leichten Klaps stirbt nicht mal ein Schwerkranker. Der Mann starb, weil sein Herz stehenblieb. Er hat sich einfach verausgabt. Er wäre auch so umgekippt. Wahrscheinlich war er schon tot, als er bei uns eingeliefert wurde, und hat das erst jetzt bemerkt.«
Damit hatte er daArraco zwar nicht völlig beruhigen können, aber er versicherte dem Mann, daß er ihn vom Ergebnis der Obduktion unverzüglich unterrichten werden. Mit der Nachtschwester führte er dann ein eingehendes Gespräch.
Er betrachtete das Chaos, das der Patient angerichtet hatte. Der hatte eine Kraft entfesselt, die unnormal war. Kein Wunder, daß er sich so verausgabt hatte, daß er auf der Stelle tot umfiel. Aber warum dieses Toben?
Das war etwas, das Juan Christobal nicht begreifen und akzeptieren wollte. Wie konnte ein Mann, der nur noch vegetativ lebte, dahindämmerte, ohne auf äußere Reize zu reagieren, von einem Moment zum anderen plötzlich so explodieren? Er ließ sich von Schwester Anna beschreiben, wie der Mann sich gebärdet, wie er ausgesehen hatte.
»Wie ein Amokläufer… irgendwie wirkte er auf mich wie ein Zombie aus diesen scheußlichen Filmen…«
Christobal winkte ab. »An die glaube ich nicht so schnell, aber dieser Fall gibt mir doch zu
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