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0292 - Sieben Seelen für den Dämon

0292 - Sieben Seelen für den Dämon

Titel: 0292 - Sieben Seelen für den Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Andreas Decker
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Speichel rann ihm aus den Mundwinkeln. Mit immer noch verdrehten Augen hämmerte mit Händen und Füßen auf alles ein, was nur eben zerstörbar war. Er röchelte unartikuliert.
    Schwester Anna überwand ihre eigene Angst vor dem Unheimlichen, der vor ein paar Minuten noch wie tot auf seinem Bett gelegen hatte, und packte von hinten energisch zu. Wie ein Wiesel fuhr der Mann herum, schloß seine Pranken um Schwester Annas Hals und drückte zu.
    Er wollte sie töten!
    Ein Patient, der am kommenden Tag entlassen werden sollte und sich auch sonst wieder fit fühlte, griff in das Geschehen ein. Mit beiden Fäusten schlug er zu. Der Kopf des Tobenden flog zurück. Zwei blitzschnelle Handkantenschläge lähmten seine Schultermuskeln vorübergehend. Er mußte Schwester Anna loslassen. Die sank förmlich unter seinen Händen weg.
    Der mobile Patient schlug noch einmal zu. Ihm war egal, wohin er traf. Hier wollte einer die Nachtschwester ermorden, und so krank konnte der also gar nicht sein, daß ihn ein paar Fausthiebe umbrachten.
    Aber genau das war der Fall!
    Wie vom Blitz gefällt brach der Tobende zusammen, fiel über einen Stuhl und riß den polternd um. Er blieb liegen und regte sich nicht mehr.
    Der Helfer, Juan daArraco, kniete neben ihm nieder, fühlte nach seinem Pulsschlag und konnte nichts finden. Er wurde bleich.
    Hinter ihm ächzte Schwester Anna.
    »Danke, Señor daArraco… danke! Ich… er muß den Verstand verloren haben.«
    »Ich glaube, er ist tot«, keuchte daArraco.
    Schwester Anna schnappte noch heftiger nach Luft, rutschte auf den Knien zu dem Liegenden und untersuchte ihn. Entsetzen breitete sich in ihrem Gesicht aus.
    »Ja, Señor… er ist tot… er ist ja tot…!«
    »Und ich habe ihn umgebracht«, stöhnte daArraco auf. »Ich habe ihn erschlagen… oh, nein! Das wollte ich doch nicht! Madonna mia, ich wollte ihn doch nicht töten…«
    Schwester Anna behielt den Überblick. Sie griff zum Telefon, das durch einen Zufall unbeschädigt geblieben war, und rief den Chefarzt an.
    Der mußte so schnell wie möglich herkommen.
    ***
    Robert Faulcon entsann siçh der Anordnung des Maskenträgers, erneut Kontakt mit dem Dämon Zarathos herzustellen. Er verdroß ihn nicht gering, weil ihn das neuerliche Ritual abermals Kraft kosten würde. Mit dieser Art von Zauberei hatte er sich nie sonderlich gern abgegeben, weil er die Gefahren kannte, die sich darin verbargen. Und er ging selten ein unkalkulierbares Risiko ein.
    Diesmal mußte er es aber wohl.
    Erneut malte er die schützenden und bannenden Zeichen auf den Boden und leierte die Beschwörungsformel herunter, mit der er die Brücke zur Jenseitswelt schuf, in der sich Zarathos aufhielt.
    Wieder erschien das Gesicht des Dämons in dessen Höllensiegel. Diesmal aber umkreiste es Faulcon nicht, sondern blieb an einem Punkt fixiert.
    »Du hast dir ganz schön Zeit gelassen«, rügte Zarathos.
    »Es gab Wichtigeres zu tun«, erwiderte Faulcon ebenso schroff. »Schau! Ich fing eine weitere Seele.«
    »Ich sehe. Und dieses Mal werde ich es noch als Entschuldigung für dein Säumen gelten lassen.«
    »Für wen hältst du dich eigentlich?« knurrte Faulcon. »Du wagst es, mir Vorschriften über mein Tun und Lassen zu machen? Vergiß nicht, daß du ohne mich noch ein paar Jahrtausende in deiner Verbannungs-Dimension schmoren kannst!«
    Der Dämon kicherte hämisch.
    »Zu spät, mein lieber Robert Faulcon… denn inzwischen sind andere auf mich aufmerksam geworden, und sie werden das fortführen, was du nicht willst, hat dir dein Helfer aus der Sekte der Jenseitsmörder das nicht klargemacht?«
    Faulcon preßte die Zähne zusammen.
    »Aber ich will nicht undankbar sein«, zischelte der Dämon. »Immerhin warst du es, der mich zuerst entdeckte und beschloß, mir seine Hilfe uneigennützig zu schenken, harharhar…« Er betonte das »uneigennützig« so, daß Faulcon ihn am liebsten für immer in seiner Jenseitsdimension versiegelt hätte. Aber das ging nicht mehr.
    Mehr und mehr wurde er vom Handelnden zum Spielball anderer, die vielleicht mächtiger waren als er. Er würde höllisch aufpassen müssen, um sich da wieder herauszuwinden.
    Wer mit dem Teufel Suppe essen will, muß einen langen Löffel haben, sagt das alte Sprichwort. Erst jetzt stellte Faulcon fest, daß sein Löffel vielleicht doch nicht ganz so lang war, wie er es eigentlich sein sollte. Aber nun war es zu spät, sich vom Mittagstisch zu erheben. Er steckte in der Sache drin und kam so einfach nicht

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