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0293 - Im Netz des Vampirs

0293 - Im Netz des Vampirs

Titel: 0293 - Im Netz des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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unterbrechen, als das Mädchen ohne ersichtlichen Anlaß davonspazierte, den breiten Korridor entlang, in dem sie der Lift abgesetzt hatte.
    Zamorra wollte diese Art von Alleingang gleich im Keim ersticken. Er hetzte ihr hinterher und packte sie an den Schultern. Zugleich sah er aber auch den Körper, der in einiger Entfernung auf dem Boden lag.
    »Vater…«, kam es tonlos über Muriels Lippen. Ihr Gesicht war kalkigweiß, ihre Nasenflügel bebten vor innerem Fieber.
    Zamorra verfluchte den Dämon, der auch dafür verantwortlich war, was sich gerade vor seinen Augen abspielte. Er ließ Muriel wieder los, weil er keinen Sinn darin sah, das Mädchen daran zu hindern, zu seinem Vater zu laufen. Es hätte nichts geändert. Gar nichts. Das Ergebnis wäre das gleiche geblieben, so oder so.
    Muriel rannte los. Es war, als hätte sich ein Vorhang vor ihrem Verstand gehoben. Plötzlich schien sie wieder zu wissen, was um sie herum geschah. Wo sie sich aufhielt.
    Der Schock, dachte Zamorra. Der Schock öffnet ihre Sinne.
    Langsam folgte er dem Mädchen.
    Wenig später erreichte er Vater und Tochter Ferrier. Muriel kniete schluchzend neben dem toten Bürgermeister.
    Zamorra bot sich ein Bild subtilen Grauens.
    Auf den ersten Blick wirkte die Leiche fast unversehrt. Auffallend waren lediglich die wächserne Hautfarbe und die eingefallenen Lippen und Wangen. Der ganze Körper vermittelte den grotesken Eindruck, als habe jemand »die Luft herausgelassen«…
    Dann entdeckte Zamorra das Ding in Ferriers Nacken.
    Der Bürgermeister lag auf dem Rücken; der Blick seiner leeren Pupillen starrte zur Decke. Vom Boden aus aber führte ein seltsames Gewächs in sein Genick und verschwand dort unter der Haut des Toten. Das Gebilde ähnelte auf den ersten Blick der Ranke einer Kletterpflanze. Doch dann erkannte Zamorra darin einen Ableger des unerklärlichen Netzgeflechts, das er bereits in der Vorhöhle untersucht hatte, ohne hinter seine Bewandtnis zu kommen.
    Sekunden später entdeckte Zamorra, warum der Leichnam des Bürgermeisters so schlaff und eingefallen wirkte: In den Adern des Toten befand sich kein einziges Tröpfchen Blut mehr… !
    ***
    »Weg«, traf Raffael seine ruhige Feststellung. »Sie sind verschwunden - wie Ferrier!«
    Das hätte Nicole auch schon mitgekriegt. Aber es half ihr nicht weiter. Wie alle anderen hatte sie die Paukenschlag-Drohung des Dämons gehört und den Racheschwur. Komm in meine Eingeweide, glaube sie immer noch den rätselhaftesten Satz zu hören, der in der kurzen Ansprache aufgetaucht war. Aber auch wenn sie nichts damit anzufangen vermochte, klang es wenig verheißungsvoll. »Sanguinus«, zischte sie. »Verdammter Hund…«
    Ein richtiger Hund hätte sich angesichts dieses Vergleichs höchstwahrscheinlich tödlich beleidigt gefühlt. Aber es war ja keiner in der Nähe.
    Dafür nahte etwas anderes.
    Gefahr war in Verzug. Unsichtbare Türen hatten sich in den Wänden des Felsendoms geöffnet, und aus ihnen stürmten unvermittelt scheußliche Gestalten auf sie zu!
    Nicole schrie überrascht auf. Spielzeuge, erkannte sie in jäher Hellsichtigkeit. Wir sind nichts als Spielzeuge für Sanguinus. Das Machtpotential, das dem Dämon auf dieser Welt zur Verfügung stand, schien grenzenlos. Dem hatten sie nichts entgegenzusetzen. Er spielte nur mit ihnen. Längst hätte er ihnen den Garaus machen können, wenn er gewollt hätte. Er schien seine Augen überall zu haben, über jede ihrer Bewegungen informiert zu sein.
    Und jetzt schien er dem Spiel ein Ende bereiten zu wollen. Nun waren Nicole und Raffael an der Reihe…
    Die häßlichen Kreaturen, die auf sie zurannten, ähnelten entfernt dem kleinen Eingeborenen, dem sie kurz nach dem Dimensionswechsel auf der Ebene vor dem Bergkegel begegnet waren. Nur stimmte mit diesen Burschen hier etwas nicht. Ihre Körper waren mißgestaltet, wirkten verwachsen und grobschlächtig, die Gesichter hingen schief, ebenso wie die Schulterpartien. Arme und Beine waren unegal, ungleich lang, was sie aber nicht hinderte, ein beachtliches Tempo zu entwickeln. Ihre Oberkörper waren nackt, wie es hier Mode schien, ihre Hosen bestanden aus einem undefinierbaren Material, das hauteng anlag und sich jeder Form und Bewegung anpaßte.
    Die Horde stimmte ein schauerliches Gebrüll an, umzingelte Nicole und Raffael in Sekundenschnelle und verharrte dann plötzlich zögernd, als würde sie von irgendwoher weitere Befehle erwarten.
    Nicole und der Butler machten gar nicht erst den Versuch,

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