0293 - Im Netz des Vampirs
schmeckte nach gar nichts, urteilte Teri, nachdem sie beim Luftholen den Mund etwas zu voll genommen hatte. Richtig steril, der Tümpel…
Mit zügigen Schwimmbewegungen strebte sie der Seemitte entgegen. Dorthin, wo der Kristallturm in der Tiefe verschwunden war.
Als sie die Stelle erreicht hatte, tauchte sie mit dem Kopf leicht unter Wasser und öffnete die Augen. Zunächst hatte sie Schwierigkeiten, etwas zu entdecken. Doch dann gewöhnten sich ihre Augen an die veränderte Situation und die verschlechterten Lichtverhältnisse.
Der See war höchstens zehn Meter tief in seiner Mitte - das war die erste Überraschung für die Druidin, die anderes erwartet hatte.
Die zweite Überraschung lautete: Es gab keinen Kristallzylinder auf dem Grund des Sees!
Teri hob prustend den Kopf über Wasser, schöpfte keuchend Luft und tauchte diesmal richtig. Mit unterstützenden Arm- und Beinbewegungen katapultierte sie ihren geschmeidigen Körper zum Grund des Wasserbeckens. Ihre Lungen waren mit Sauerstoff gefüllt, der Druck in dieser Tiefe ließ sich ohne weiteres ertragen. Dicht über dem schlammigen Boden glitt sie hinweg, aktivierte auch ihre Druidensinne, weil sie nicht den kleinsten Anhaltspunkt auf den Verbleib des Zylinders ausmachen konnte.
Doch kaum versuchte sie es mit Telepathie, spürte sie die dämonische Ausstrahlung superstark und in nächster Nähe.
Sanguinus war da!
Aber hatte sie das nicht schon einmal geglaubt? In der Nacht, vor dem leuchtenden Bergkegel…?
Möglich, daß der Kristallturm im Boden verschwunden und nun mit einer dünnen Schlammschicht verborgen war…
Perfekte Tarnung, dachte Teri. Aber nun gilt’s, erst mal wieder etwas Luft in die Lungen zu pumpen. Ich bin schließlich kein Fisch…
Entschlossen richtete sie ihren Oberkörper entsprechend aus, um sich nach oben abzustoßen.
Im gleichen Augenblick jedoch drang ein fühlerartiges Gebilde durch die Schlammschicht und wickelte sich um Teris linkes Bein!
Die Druidin fuhr wie elektrisiert zusammen. Ihre Körperspannung, mit der sie sich zurück zur Oberfläche hatte katapultieren wollen, verpuffte schlagartig.
Statt dessen legte sich Panik wie eine eiserne Klammer um ihr Herz!
Teri wirbelte heftig im Wasser herum. Sprudelnde Luftblasen umtosten sie, behinderten ihre Sicht. Ihre Lungen begannen zu schmerzen, zogen sich qualvoll zusammen. Der Angriff war so unerwartet erfolgt, daß die Druidin sekundenlang gar nicht auf die Idee kam, sich mittels ihrer Fähigkeit des zeitlosen Sprungs in Sicherheit zu bringen.
Und dann war es plötzlich zu spät!
Sie spürte einen kurzen, schmerzhaften Einstich in der Wade, ohne zu sehen, was eigentlich passierte.
Spring ! schrie ihr Selbsterhaltungstrieb. Doch da durchpulste es sie heiß und lähmend, vom Bein ausgehend! Irgendein Gift jagte durch ihre Blutbahnen und paralysierte in Blitzesschnelle jede Körperfaser, jede Muskel, jeden Nerv!
Und dann konnte sie nicht mehr springen - weil dazu immer eine eigene Körperbewegung nötig war, um die Parakräfte auszulösen. Ein Schritt oder…
Ihr schwanden die Sinne. Am Rand bekam sie noch mit, wie sie den Mund nicht länger geschlossen halten konnte, wie ein Schwall Wasser in ihre explodierenden Lungen drang…
Übergangslos wurde es dunkel um sie. Das Gift leistete ganze Arbeit, löschte ihr Denken aus und verwandelte ihren ehemals biegsamen, geschmeidigen Körper in ein steifes, starres Gebilde, das sich widerstandslos in den schlammigen Grund des Sees ziehen ließ…
***
»Tot«, schluchzte Muriel Ferrier mit tränenüberströmtem Gesicht.
Zamorra legte den Arm um sie und brachte sie dazu aufzustehen. Einen Moment lang schien sie gar nicht zu registrieren, wer sich um sie kümmerte. Doch dann schlich sich Erkennen in ihre tränenverschwommenen Augen, und sie warf sich völlig aufgelöst an Zamorras Brust.
Der ließ sie gewähren, weil er wußte, daß jede andere Reaktion hier fehl am Platze gewesen wäre. Sollte sie sich erst einmal ausweinen. Das änderte zwar nichts an den Tatsachen, aber es half, besser mit dem Schock fertig zu werden.
Endlich löste sich Muriel von ihm und wischte sich verschämt über das Gesicht. »Tut mir leid«, murmelte sie schwach. »Ich lasse mich gehen…«
Zamorra schüttelte energisch den Kopf, während er sie kaum merklich von ihrem toten Vater fortzog.
»Kein Grund«, erklärte er kategorisch und war fast froh, daß sie trotz des Schreckens wieder zu sich selbst gefunden zu haben schien. Die dumme
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