0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
sich!« knarrte eine Stimme aus dem Telefonhörer. Professor Zamorra pumpte nach Luft. Da mußte ja eine ganze dicke Sache am Kochen sein, wenn man noch seine geheime Codierung wissen wollte.
»Hier ist Charlemagne!« gab er seinen Decknamen innerhalb des Konzerns durch. Charlemagne ist die französische Bezeichnung für Karl den Großen.
»Ich verbinde mit ›Kreuz As‹!« kam es aus dem Hörer. Dann erklangen wieder Schaltgeräusche. Professor Zamorra atmete tief durch. Da mußte es einige Veränderungen gegeben haben. So spannend hatte es ›Kreuz As‹, der alte Möbius, noch nie gemacht.
Einige Augenblicke später hörte Professor Zamorra die vertraute Stimme von Stephan Möbius. Obwohl der alte Konzernchef ziemlich aufgeregt sein mußte, klangen seine Worte klar und präzise.
»…wir wissen nur zu genau, daß die Mächte des Bösen überall in der Welt aktiv sind, Zamorra!« beendete Stephan Möbius seine kurze Erklärung. »Carsten und sein Freund sind jedoch den Gegnern aus der Geisterwelt nicht gewachsen. Dazu kommt, daß für uns das Bohrprojekt von größter Wichtigkeit ist!«
»Wegen des Öl?« machte Professor Zamorra einen Vorstoß.
»Wäre nicht schlecht, wenn man auch etwas Öl fände!« erklärte Möbius leicht ausweichend. »Herr Reuter, der bei den Ölbohrungen Objektleiter ist, macht einen ehrgeizigen Eindruck. Doch für den Möbius-Konzern ist das Wasserprojekt wesentlich wichtiger!«
»Aber mit Wasser verdient man doch nichts!« wandte Professor Zamorra ein.
»Das erscheint nur so auf den ersten Blick!« erklärte Möbius. »Doch wo in der Wüste Wasser ist, da ist auch Leben. Wo aber Leben ist, da entstehen Dörfer und später Städte. Da der Möbius-Konzern in allen Branchen tätig ist, können wir theoretisch Städte in der Wüste aus dem Boden stampfen. Selbstverständlich gegen Bezahlung. Immerhin sind wir ein Wirtschaftsunternehmen, das überwiegend von der Produktion und vom Verkauf lebt.«
»Gut, Stephan!« erklärte Professor Zamorra. »Ich gehe also nach Libyen!«
»Da sparst du die Stromkosten für das Solarium!« lästerte Nicole aus dem Hintergrund und strich sich über den schmerzenden Knöchel. Sie ahnte schon, daß sie durch dieses Hindernis Zamorra nicht begleiten konnte. Die Abenteuer waren zu turbulent und erforderten totale körperliche Fitneß, wenn man nicht sich selbst und andere in tödliche Gefahren für Leib und Seele bringen wollte.
»Die ›Albatros‹ ist schon auf dem Wege nach Lyon, um dich aufzunehmen!« ließ sich Stephan Möbius vernehmen. »Nur gibt es da ein ganz kleines Problem!«
»Und das wäre?« fragte der Franzose ahnungsvoll.
»Der nächste Flughafen, auf dem der Jet landen könnte, ist Bengasi an der Mittelmeerküste!« sagte Möbius. »Das sind fast drei Tagesreisen mit dem Auto durch die Wüste - und das dauert zu lange!«
»Ich gewöhne mich langsam daran, mit dem Fallschirm auszusteigen!« erklärte Professor Zamorra mit schwachem Lächeln.
»Dann ist alles klar, mein Freund!« Die Stimme des »alten Eisenfressers« klang beruhigt. »Ich wußte, daß ich auf dich zählen kann!«
»Eine Frage noch, Stephan!« sagte Professor Zamorra schnell, bevor Möbius die Verbindung unterbrechen konnte. »Warum wird es neuerdings so spannend gemacht, wenn Nachrichten wie diese über Transfunk durchgegeben werden?«
»Das ist etwas kompliziert zu erklären!« sagte Stephan Möbius langsam. »Du wéißt, daß alle möglichen Staaten oder Interessengruppen nach den technischen Möglichkeiten des Transfunk gieren. Obwohl es Top-Secret ist, glaube ich, daß jemand das Geheimnis des Transfunk gelüftet hat. Und ich ahne, wer es ist, obwohl es andere Firmen waren, die aufgrund von besonderen Hinweisen uns einige gute Geschäfte weggeschnappt haben.«
»Der Patriarch!« sagte Professor Zamorra ahnungsvoll.
»Ja, der Patriarch!« echote Stephan Möbius grimmig. »Dieses ungreifbare Phantom, das hier irgendwo in Frankfurt sein Unwesen treibt und versucht, das internationale Verbrechen so zu organisieren, daß die Mafia dagegen wie eine Versammlung ehrbarer Kaufleute erscheint. Ich sage dir, Zamorra, dieser Patriarch ist mehr als ein Mensch. Wie oft ist es meinen Sicherheitskräften schon gelungen, ihn zu orten, um ihm die Maske vom Gesicht zu reißen. Einmal war es fast soweit. Doch die Männer, welche ihn gestellt hatten, starben. Nur einer von ihnen überlebte lange genug, um mir zu erzählen, daß aus den Händen des Maskenträgers plötzlich ein
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