0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
blaues Leuchten ausgegangen sei. Wie blaues Feuer, das empor loht!«
Professor Zamorra stieß eine Verwünschung in französischer Sprache aus.
»Das Gleiche habe ich in Deutsch gesagt, als ich das gehört habe!« sagte Stephan Möbius. »Du und ich, wir wissen, was ein solches blaues Leuchten verursacht!«
»Ein Dhyarra-Kristall!« flüsterte Professor Zamorra leise…
***
Sabine Janner sah den Tod vor Augen.
In voller Karriere kamen zwei Reiter aus entgegengesetzten Richtungen auf sie zugeprescht. Einer hatte eine Lanze zum Stoß erhoben, der zweite eine uralte Steinschloßflinte auf sie angelegt.
Sie ritten auf sandfarbenen Pferden, deren Hufschlag noch durch das Toben des Sandsturms grollte.
Gleich waren sie heran. Und dann war es vorbei. Sie wußte, daß auf diese kurze Distanz die Lanze nicht fehlen würde. Und ein Schuß mit der altertümlichen Flinte mußte auch sein Ziel erreichen.
Doch da - die Geisterreiter waren noch ungefähr einen Steinwurf weit entfernt, drangen zwei Gestalten durch den rasenden Sturm.
Zwei Männer in europäischer Kleidung, wie Sabine durch den wirbelnden Sand feststellen konnte. Sie hörte Rufe in deutscher Sprache.
Sollten das Männer von Oliver Reuters Bohrstelle sein? Aber dort waren doch nur Amerikaner oder Araber beschäftigt.
Sabine Jänners Gedanken wirbelten. Doch sie hatte keine Zeit, weiter zu denken. Denn die Geisterreiter waren heran.
Und dann geschah das Ungeheuerliche.
Die hochgewachsene Gestalt mit dem hellen Safarianzug und dem halblangen Blondhaar riß aus einer armlangen Hülle ein blitzendes Etwas.
Sabine erkannte ein Schwert, wie sie es nur in einigen Fantasy-Filmen gesehen hatte. Dort gab es Kämpfer, die mit einer solchen Waffe sich jeder Gefahr stellten.
Der andere Mann mit dem blauverwaschenen Jeans-Anzug, den das braune Haar umflatterte wie ein schulterlanger Schleier, ließ etwas Bewegliches durch die Luft zischen. Eine lange, indische Tigerpeitsche.
Sabine wußte, daß eine Peitsche dieser Art in der Hand eines Könners Werkzeug und Waffe zugleich sein konnte. Sie hatte vor etwa einem Jahr einen sehr spannenden Abenteuerfilm gesehen, in dem der Held eine Peitsche meisterhaft führte. Genauso, wie sie damals einen anderen Film über einen Barbarenkrieger gesehen hatte, der mit dem Schwert in der Hand weder Tod noch Teufel fürchtete.
War es denn möglich, daß es solche Männer auch heute noch gab?
Oder spiegelten ihr die Fantasien vor dem Ende nur etwas vor, um den Tod gnädiger zu gestalten?
Dann kam der Zusammenprall.
Sabine Janner sah, daß der Schwertkämpfer mit der Klinge einen Hieb von der Seite auf das Pferd machte. Von der Hüfte her war der ganze Oberkörper in Bewegung und dadurch wurde die Kraft der Armmuskeln noch unterstützt.
Das Reittier wurde getroffen und umgerissen. Kopfüber stürzte es und -verging im Sand. Nur noch ein kleiner Hügel zeigte an, wo eben noch unheimliches Leben war. Der fauchende Wind zerstreute den Sand sofort.
Als sie den Blick umwandte, erkannte das Girl, daß sich die Peitsche des anderen Mannes um die Vorderläufe des anderen Pferdes gelegt hatten. Ein kurzer Ruck und auch dieser Reiter stürzte und wurde wieder zu Sand.
Sabine Janner hätte laut jubeln können. Sie war gerettet. Vorerst wenig stens. Doch die Rufe der beiden Männer deuteten an, daß die Gefahr noch nicht gebannt war. Es waren noch genügend Geisterreiter übrig.
Eine Sandarmee, die sich jetzt zum gemeinsamen Angriff formierte.
***
Asfar, der Gelbe, war entsetzt, als er den uralten Tempel sah. Er wußte zu genau, daß noch niemand dieses vergessene Heiligtum seit Tausenden von Jahren zu betreten gewagt hatte.
Die Beduinen kannten ihn, vermieden aber, ihn auch nur von Ferne zu betrachten. Seit ungezählten Generationen wurde die Legende erzählt, daß hier die Flasche aufbewahrt wurde, in die der große Magier Sulaiman, so nannten die Beduinen den Judenkönig Salomon, die Dämonen bannte.
Asfar wußte, daß auch ein körperloser Dschinn vor dem verbotenen Tempel zurückbeben mußte.
In den Tagen grauer Vorzeit war hier ein Heiligtum von Jhil, der Blutgöttin mit dem Papageienschnabel gewesen. Damals war das ganze Land, welches heute von totem Sand bedeckt ist, fruchtbarer Boden. Doch während der Schlachten, welche die Sternenfahrer von Mu gegen die Spinnenschatten von Lemuria führten, wurde die Vegetation dieses Landstrichs zerstört. Als dann der gewaltige Komet, von Amun-Re herbeigerufen, den Südpol des Planeten
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