0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
in Troja ganz nett unterhalten!«
»Also, ich will mich ja nicht einmischen, aber ich möchte mich ganz herzlich für die Rettung bedanken!« mischte sich das Girl ein. »Wenn Sie nicht gewesen wären, dann hätten mich die unheimlichen Wesen sicher getötet!« Sie hatte Deutsch gesprochen. Und richtig -die Antwort kam auf Deutsch zurück.
»Wir waren gerade in der Gegend und meinten, etwas Bewegung könnte ganz gut tun!« sagte Michael Ullich. »Außerdem helfe ich ,… aua, tritt mich nicht vors Schienbein Carsten… also, helfen wir ganz gerne hübschen Mädchen!«
»Wie soll ich mich bloß bedanken?« fragte Sabine.
»Ooooch, da wüßte ich was…« dehnte Ullich und der Blick, den Carsten Möbius auf ihn abschoß, war ähnlich gemeint wie der Fußtritt.
»Du kannst dich bedanken, indem du erst mal das blöde ›Sie‹ wegläßt!« sagte Carsten Möbius.
»Seh’ so alt ich aus für junge Augen?« machte Michael Ullich Yoda, den Jedi-Meister aus den Star-Wars-Filmen, nach.
»Also gut. Das finde ich auch besser!« sagte das Girl. »Ich heiße Sabine Janner und bin Geologin, Ich leite diese Bohrstation im Auftrag des Möbius-Konzerns. Wir bohren hier nach Wasser, damit die Beduinen ihr Wanderleben aufgeben können!«
»Faszinierend!« sagte Michael Ullich und besah sich das stählerne Gerüst. »Türme in der Sahara. Das war mal ein ganz toller Roman, den ich als Junge gelesen habe. Mann, habe ich einen Brand!«
»Darf ich mich nach euren Namen erkundigen?« fragte Sabine, während sie spürte, daß besonders der Junge mit den langen Haaren sie ausgiebig musterte. Irgendwo hatte sie sein Gesicht schon mal gesehen. Aber wo?
»Ich bin Kara ben Nemsi!« stellte sich Michael Ullich mit einem Lächeln vor.
»Und ich bin der Freund, Diener und jeschützer meines Sidhi, dessen Nilpferdpeitsche in der Wüste, im wilden Kurdistan und von Bagdad nach Stambul gefürchtet ist!« machte Carsten Möbius das Spiel mit und stellte sich in Pose. »Ich bin Hadschi Halef Omar ben Hadschi Abul Abbas ibn Hadschi Dahwud al Gossarah!«
»Ich hätte euch eher für Conan von Cimmeria und Indiana-Jones gehalten«, sagte Sabine Janner lachend. »Doch dem einen fehlen die Muskelpakete von Arnold Schwarzenegger und dem anderen der Schlapphut!«
»Ich bin Carsten… Carsten Meier!« verbesserte sich Möbius schnell. Er wollte auf jeden Fall incognito bleiben und diese Sabine Janner hatte sie noch nicht erkannt, obwohl sich der Junge sehr wohl an die Besprechung erinnern konnte, als die Bohrarbeiten im Planstadium waren. Doch da waren einige diplomatische Vertreter anwesend und Stephan Möbius hatte darauf bestanden, daß der Junior-Chef im Streifenanzug mit korrekter Krawatte erschien. So sehr Carsten Möbius diese ›Karnevals-Montur‹, wie er zu korrekter Kleidung dieser Art sagte, verabscheute, war er doch Weltmann genug, um zu wissen, daß man nicht ohne sie auskam. In gewissen Kreisen wurde man sonst einfach nicht anerkannt.
Zu solchen Anlässen ließ er sich auch die Haare so legen, daß die Länge nicht so stark auffiel. Damals hatte er mit Sabine einige Worte über fachliche Dinge gewechselt und wußte, daß sie sich gut auskannte.
Deshalb hatte Carsten den Fall selbst übernommen als die rückläufige Tendenz in ihrem Abschnitt klar erkennbar war. Die Bohrung erreichte zwar immer größere Tiefen und allen Gutachten nach müßten sie längst auf eine ergiebige Wasserader gestoßen sein - doch der Erfolg blieb bis jetzt aus.
Sonst schickte der alte Möbius einen Revisor. Das hatte meistens zur Folge, daß die ganze Crew fristlos gefeuert und durch neue Leute ersetzt wurde. Ein Schicksal, das Carsten Möbius dem blonden Mädchen ersparen wollte. Doch Michael Ullich wußte, daß er keine Nachsicht kannte, wenn die Schuld am bisherigen Mißerfolg wirklich bei Sabine Janner lag.
»Ich bin Michael Uhland!« erklärte Ullich. »Wir kommen aus Frankfurt!«
»Ich wohne in Rodgau!« erklärte Sabine. »Das ist ganz in der Nähe!«
»Erbarmen!« stöhnte Carsten Möbius.
»Zu spät!« grinste Michael Ullich.
»Die Hessen kommen!« setzte Sabine Janner lächelnd hinzu.
Für einen Augenblick mußten alle drei herzlich lachen. Die Araber, die zögernd aus ihren Unterkünften kamen, konnten es nicht fassen, daß sie den Sandsturm und den Spuk überstanden hatten.
»Hamdullilah! - Preis sei Allah!« rief Achmed ben Mahmoud und eilte auf Sabine zu. »Sie leben, Miß Janner. Allah kerhim. Allah ist gnädig!«
»Das sind zwei
Weitere Kostenlose Bücher