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0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen

Titel: 0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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grünbraunen Oxydschicht überzogen, aber die Schneide des Dolches hatte noch die Schärfe eines Rasiermessers.
    »Ich will sie haben. Alle beide. Ich werde sie Jhil opfern. Wenn ihr Blut gemeinsam über den Altar fließt, dann wird sich für Jhil die Hohe Brücke senken. Dann wird die Große Herrin die erste sein, der endgültig der Weg in diese Welt gebahnt wird.«
    »Aber ich kann nur die Gebilde aus Sand erschaffen!« wagte Asfar einzuwerfen. »Mehr vermag ich nicht. Wenn sie stürzen und zu Boden gehen, werden sie wieder zu Sand!«
    »Das genügt für meine Pläne vollständig, du Narr!« fauchte Amun-Re. »Doch wehe, wenn du den Sandsturm noch einmal abbrichst, bevor ich es ausdrücklich gestatte. Dann verfällst du der Macht des Ringes!«
    »Ich höre und gehorche, großmächtiger Gebieter!« ließ sich Asfar vernehmen.
    »Rede nicht, sondern fang an!« knurrte Amun-Re ungnädig. »Geh hin und sammele deine Winde. In weniger als einer Stunde muß der Sturm das Camp überrollen. Und die Geisterreiter müssen den Jungen und das Mädchen ergriffen haben und hierher schleppen. Hehehe. Hier also wird er sterben, der mir in einem früheren Leben einmal den Tod gegeben hat. Wie ich dich mit aller Kraft meiner verworfenen Seele hasse, Gunnar mit den zwei Schwertern. Doch Michael Ullich soll mir dafür mit tausendfacher Qual büßen. Er wird den Tod lange fühlen, bevor er ihn ereilt.«
    »Ich eile, deinem Befehl zu gehorchen, Hoher Amun-Re!« flüsterte noch einmal die Stimme des Dschinns. Dann spürte Amun-Re, daß Asfar nach Norden flog.
    ***
    Vollmond über der Wüste Sahara.
    Keine Wolke zog über den Himmel, der sich wie ein unermeßliches Tuch aus schwarem Samt über die Welt spannte. Wie kunstvoll geschliffene Brillanten funkelten unzählige Sterne.
    Zwei hell gekleidete Gestalten gingen langsam zu dem kleinen Palmenhain, der sieh in Sichtweite der Bohrstelle befand. Der Brunnen dort hatte erst auf Wasservorkommen in diesem Teil der Wüste schließen lassen.
    »Carsten wird aüfpassen, daß nichts gestohlen wird, während wir fort sind!« sagte Michael Ullich und lächelte Sabine Janner an. Er hatte sie bei der Hand genommen und führte sie wie selbstverständlich zu dem Ort, wo die Palmen seltsame Schattenmuster in den Nachthimmel zeichneten- Ohne viel Worte hatte er mit dem Girl zusammengefunden. Für Sabine verkörperte er alles, was sie sich je unter einem Traumboy vorgestellt hatte.
    Beide wußten, daß sie das Gleiche wollten. Sabine sehnte sich danach, wieder einem Jungen nah zu sein, der sie verstand, auf sie einging und ihre Gefühle erwiderte. Daß sie sich erst heute kennengelernt hatten, spielte keine Rolle. Er hatte um sie gekämpft und diesem fiesen Oliver Reuter den Hieb Verpaßt, den dieser schon lange verdient hatte. Und er hatte sie wie ein Held der alten Sagen vor dem grausigen Spuk der Wüste gerettet.
    Immer schon war es das Vorrecht der Frau, dem Sieger nachzufolgen. Auch Sabine Janner tat es, und sie tat es gern. Auch den langhaarigen Freund dieses sympathischen Jungen und jenen seltsamen französischen Professor hatte die Geologin ins Herz geschlossen. Doch Möbius-Meier schien sich mehr für die Arbeiten am Bohrer zu interessieren, und Professor Zamorra unterhielt sich mit Achmed ben Mahmoud über alte Araberlegenden und ließ sich Kartenmaterial aus diesem Teil der Wüste vorlegen. Nach altertümlichen Bauwerken im Süden fragte er alle Arbeiter der Bohrstelle.
    Ein seltsamer Revisor, der sich weniger für geologische Gutachten und Bodenproben als für alte Beduinenmärchen interessierte.
    Dafür schien dieser Carsten mehr von der Materie zu verstehen, als er vorgab.
    Vielleicht war er ein Student, der im gleichen Fach seine Examensarbeit vorbereitete.
    »Alles geheime Kommandosache!« sagte Michael Ullich, als sie ihn danach fragte. »Diese Nacht ist zu schön, als daß wir über solche Dinge reden sollten. Der morgige Tag mag wieder Sorgen bringen. Diese Nacht gehört uns, Sabine!«
    Er ergriff sie leicht an den Hüften und beugte sich zu ihr herab. Sie versank im tiefen Blau seiner Augen wie in einem kristallklaren See. Dann spürte sie seine Lippen auf den ihren.
    Der Kuß wurde erst mit einfühlsamer Zärtlichkeit begonnen, endete aber in glühender Leidenschaft. Sabine spürte, wie seine Hände über ihren Körper glitten und sie ein unbeschreibliches Gefühl durchrieselte. Sie trugen beide weiße Kombinationen, und Sabine stellte fest, daß er wie sie selbst außer einem knappen

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