0294 - Das Grauen wohnt in toten Augen
eines Bafög-Studenten.«
»Ich verstehe nicht!« Sabine Janner war ratlos.
»Professor Zamorra ist der Weltexperte für Parapsychologie. Ein Dämonenjäger… ein Ghost-Buster, wenn dir das mehr sagt. Nur daß sich die unheimlichen Wesen nicht so einfach schnappen lassen und daß es in Wirklichkeit gar nicht so lustig zugeht wie bei den Ghost-Busters von New-York!«
»Ich weigere mich, an so was zu glauben!« preßte das Girl hervor.
»Tu es besser und komm mit, bevor es zu spät ist und wir tatsächlich dran glauben müssen!« stieß Ullich in einem Anflug von Sarkasmus hervor.
In diesem Moment trieb der Wüstenwind die ersten Sandschauer heran.
»Wir sind nur in Zamorras Nähe sicher!« rief Ullich. »Wir sind hier ohne Waffen. Wenn die Geisterreiter wieder kommen, überrennen sie uns. Nur Professor Zamorra kann uns retten. Lauf um dein Leben, Sabine…!«
***
Carsten Möbius hatte genug gesehen. Es reichte völlig aus, um den unsympathischen Oliver Reuter in hohem Bogen rauszuwerfen-Hier wurden Leute aus Sabines Team heimlich abgeworben oder mit Drohung und Erpressung zur Arbeit auf der Ölbohrstelle gepreßt.
Dazu kamen gefälschte Bodenproben. Mit denen die junge Geologin hinters Licht geführt wurde. Außerdem stellte Möbius fest, daß sich mitten in der Nacht plötzlich ein Schatten aus dem Bereich der Wellblechbaracke löste, in der die Messe der einheimischen Arbeiter untergebracht war, denn der Weg in ihr Dorf war zu weit, als daß man ihn jeden Abend zurücklegen konnte. Die Männer arbeiteten so lange, daß sie nur noch umsanken und schliefen. Drei Tage in der Woche hatten sie dann in Soukhna, ihrem Ort, Ruhepause. Der Firmen-Lastwagen, der die Verpflegung transportierte, nahm auch die Ablösung der Arbeiter immer mit.
Selbst aus der Entfernung erkannte Carsten Möbius den etwas zu groß geratenen Turban des Fahled al Amer. Obwohl Vorarbeiter am Bohrer, war ihm dieser Mann schon am Nachmittag aufgefallen. Er steckte öfter mit Leuten von der Ölbohrstelle zusammen, und Möbius hatte ihn auch kurz in der Nähe von Oliver Reuter gesehen. Der Ingenieur hatte dem Araber etwas übergeben. Ein kleines Päckchen.
Carsten Möbius konnte sich sehr gut vorstellen, was dieses Päckchen enthielt. Das Geld für den Verrat. Den Judaslohn…
Der Erbe des Konzerns hätte im Augenblick der Impulsivität fast sein Inkognito gelüftet. Doch er mußte noch Beweise haben. Was Fahled al Amer für das Geld tun sollte. Dann erst konnte er die Maske des träumerischen Jungen abnehmen und gründlich aufräumen.
Oliver Reuter, dieser geschniegelte Lackaffe, sollte den »Gammler« noch kennenlernen. Den »Sohn vom alten Eisenfresser« würde er noch nach Jahren in unangenehmer Erinnerung haben.
Die zahlreichen Abenteuer an Professor Zamorras Seite hatten aus dem vorher etwas unbeholfenen Carsten Möbius einen anderen Menschen gemacht. Er hatte gelernt, sich seiner Haut zu wehren. Nicht mehr nur mit Worten, sondern auch mit den Händen. Da er es jedoch verabscheute, sich mit Schußwaffen abzugeben oder dergleichen zu tragen, hatte er sich auf die Peitsche spezialisiert. Der »Indiana-Jones-Film« hatte ihm gezeigt, was ein Meister mit einer Peitsche anstellen kann.
Er hatte sich in ihrem Gebrauch von einem Artisten aus einem Zirkus speziell anlernen lassen. Die indische Tigerpeitsche, die er meist unauffällig zusammengerollt unter seiner alten Jeans-Jacke trug, war ungefähr sechs Meter lang, und Carsten Möbius konnte damit die Glut einer Zigarette abschlagen.
Als passionierter Nichtraucher bereitete ihm so etwas ohnehin Vergnügen. Er wie auch sein Freund Michael Ullich rührten keine Zigaretten an und standen auch dem Alkohol mehr als reserviert gegenüber. Ein Bierchen für den Durst ging schon in Ordnung, aber sonst behielten beide lieber ihren kühlen Kopf.
Bei ihrem turbulenten Leben konnte das nur vorteilhaft sein.
Gewandt und leise wie ein Schatten schlich sich Carsten Möbius hinter dem Araber her. Von einem Meister fernöstlicher Kampfsportarten hatte sich Carsten Möbius die Grundbegriffe und einige Tricks zeigen lassen. Zwar spielte er meist den Furchtsamen, hilflosen Jungen, doch wenn es drauf ankam, wurde er zum Wirbelwind.
Der Araber ahnte nicht, daß er verfolgt wurde. Er schlich sich leise zur Bohrstelle. Die Bohrvorrichtung war emporgezogen. Möbius ging hinter einer großen Kiste, in der ein Zusatzaggregat verpackt war, in Deckung.
Seine Augen sahen, wie sich Fahled al Amer an der
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